Overtime-Krimi an der Küste – Siegesserie von Science City Jena endet mit 107:102-Niederlage in Bremen
Nach einem dramatischen Overtime-Krimi an der Küste und trotz einer starken Vorstellung kehrt Science City Jena geschlagen an die Saale zurück. Die Thüringer unterlagen am Samstagabend den Eisbären Bremerhaven vor 2.587 Zuschauern in der ÖVB Arena nach fünfminütiger Verlängerung mit 102:107. Obwohl somit die seit Mitte Dezember 2024 anhaltende Serie von beeindruckenden 18 Siegen in Folge ein Ende findet, besitzt das Resultat dennoch viel Potenzial, um mit positiven Schlüssen und frisch geschärftem Fokus in die bevorstehenden Wochen zu starten.
Von Tyler Nelson als Topscorer mit sagenhaften 42 Punkten (9/10 Dreier) angeführt, lieferten sich beide Kontrahenten ein 45minütiges Duell, das mit hohem Unterhaltungswert, noch mehr Spannung und Dramatik überzeugen konnte. Wie bereits in den letzten Wochen hatte das Harmsen-Team auch an der Weser die Ausfälle von Lorenz Bank und Robin Lodders kompensieren müssen.
Björn Harmsen (Headcoach Science City Jena): „Für mich war es sehr enttäuschend, wie wir aufgetreten sind. Uns hat der Fokus gefehlt und wir haben wahrscheinlich einen unserer defensiv schlechtesten Auftritte abgeliefert. Bremerhaven hat dies genutzt, sich in einen Rausch gespielt, eben auch, weil wir sie haben spielen lassen. Bis zur Halbzeit hatten wir bereits 48 Punkte zugelassen, obwohl wir ja bereits im Vorfeld wussten, dass sie über einen enorm offensivstarken Kader verfügen. Trotzdem haben wir sie immer wieder in Situationen kommen lassen, in denen sie uns wehgetan haben. Die Intensität in der Defense war nicht hoch genug und auch offensiv haben wir den Ball nicht gut bewegt. Zwar konnte uns Tyler im Spiel halten, allerdings müssen wir als Mannschaft härter verteidigen und in der Offense zu einem deutlich teamorientierteren Stil zurückfinden.“
Chris Carter (Kapitän, Science City Jena): „Das war ein hartes Spiel heute. Großes Lob an Bremerhaven. Sie haben einige wirklich toughe Würfe getroffen. Losgelöst vom Ergebnis bin ich wirklich stolz darauf, wie unsere Mannschaft bis zum Ende gekämpft und nie aufgegeben hat. Natürlich ist eine Niederlage immer ärgerlich, aber vielleicht war diese gar nicht so schlecht. Wir haben auf jeden Fall unsere Verteidigung zu verbessern, damit so etwas in den Playoffs nicht passiert. Wir werden weiter an unserer Abstimmung arbeiten und wollen uns verbessern, bevor die entscheidende Phase der Saison beginnt. Natürlich muss ich Tyler für sein herausragendes Spiel loben. Ich wünschte, wir hätten seine außergewöhnliche Leistung mit einem Sieg krönen können. Wir sind ein starkes Team und bekommen in der kommenden Woche ein paar Jungs von ihren Verletzungen zurück. Jetzt geht es darum, wieder gesund zu werden und mit dem gesamten Kader in einen guten Rhythmus zu kommen.“
Robin Christen (Co-Kapitän, Science City Jena): „Glückwunsch an die Eisbären. Sie haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Wir sind unter unserem eigentlichen Leistungsvermögen zurückgeblieben, was notwendig gewesen wäre, um heute hier zu gewinnen. Vor allem defensiv lief bei uns nicht viel zusammen. Trotzdem hatten wir bis in die Overtime die Chance, als Sieger vom Parkett zu gehen. In dieser Phase lief für Bremerhaven dann allerdings auch wirklich alles zusammen. Für uns kommt es darauf an, diese Niederlage aufzuarbeiten, anschließend abzuhaken, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und zu lernen, um es in den kommenden Wochen besser zu machen.“
Tyler Nelson (Topscorer, Science City Jena): „Das ist eine harte Niederlage, aber ich bin stolz darauf, wie unser Team zusammengehalten und das ganze Spiel über gekämpft hat. Wir können trotz des Resultats viel aus dem Spiel mitnehmen. Diese Niederlage ist eine Lehre und eine zusätzliche Motivation für uns, um die reguläre Saison zu beenden, uns auf die Playoffs vorzubereiten und es dann besser zu machen.“
Nachdem die Partie zunächst eher schleppend begann und das Auftaktviertel früh in Richtung der Thüringer kippte, bissen die Eisbären anschließend erfolgreich zurück. So konnte Tyler Nelson zwar für Jenas zwischenzeitliche 9:20-Führung (7.) sorgen, doch die Hausherren konterten mit all ihrer offensiven Wucht. Bis zur ersten Viertelpause hatten Norddeutschen das Duell auf 22:21 gedreht, blieben allerdings auch zu Beginn des zweiten Abschnitts mit dem Fuß auf dem Gas. Am Ende war es ein von Jenas Defense protegierter 22:1-Lauf, der Bremerhaven mit 31:22 (12.) in Front gehen ließ. Während sich beide Kontrahenten im weiteren Verlauf der ersten Hälfte statistisch wieder annäherten, hielt die Phase bis zum Kabinengang noch einige Besonderheiten bereit. Neben Tyler Nelsons 8m-Dreier zum 38:34 (15.) stach speziell Raphael Falkenthals direkt anschließender Block gegen Peter Hemschemeier heraus. Sowohl Krissi Krauses Korbleger „mit-ohne Foul“ zum 48:44 (20.) als auch der Off balance-Layup von Zach Cooks 2.6 Sekunden vor dem Pausenhorn zum 48:46-Halbzeitstand hatten dafür gesorgt, eine vom Ex-Jenaer Nils Schmitz zweistellige 48:38- Eisbären-Führung (18.) zu entschärfen.
Entsprechend knapp blieb die Partie auch zu Beginn des dritten Viertels. Zwischen den Ständen 48:48 (21., Chris Carter) bis zum 61:61 (27. Rasheed Moore) hatten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch geliefert, bevor Tyler Nelsons gefühlter Vierer aus 9 Metern sowie ein Dreier von Zach Cooks zum 65:67 den Score kurz in die Jenaer Richtung pendeln ließ. Doch einmal mehr fanden die Eisbären in Elijah Miller und Carlos Carter zwei willige Vollstrecker, die ebenfalls vom Perimeter abdrücken und verwandeln konnten. Nach all den erfolgreichen Distanzwürfen mit 71:68 in den vermeintlichen Schlussabschnitt startend, schien Bremerhaven beim Zwischenstand von 79:70 (32., Miller) sowie einem unglücklichen Jenaer „Eigenkorb“ zum 83:72 (33.) eine Abkürzung zum Heimsieg nehmen zu können. Doch Science City atmete nach einem anschließenden Timeout die zweite Luft und verdiente sich das anschließende Comeback mit viel Leidenschaft. Speziell Tyler Nelson schien Bremerhavens Ring mittlerweile mit einem großen Trichter zu verwechseln. Jenas Scharfschütze erzielte in den zehn Minuten 14 Punkte und untermauerte auch 88 Sekunden bis zur Schlusssirene mit drei verwandelten Freiwürfen zur 91:92-Führung seine Nervenstärke. Nachdem Raymar Morgan 67 Sekunden vor Ultimo auf 91:94 nachgelegt hatte, befand sich selbst die Crunchtime auf der Suche nach einer passenderen Steigerungsform.
So schlugen die Hausherren einmal mehr nervenstark zurück. Nach einem erfolgreichen Tip-In durch Hendrik Warner zum 93:94-Anschluss war es Elijah Miller, der nach einem vermeintlichen Foul 6.5 Sekunden vor Jenas Auswärtssieg zwar nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandelte, jedoch auf 94:94 ausgleichen konnte und das Harmsen-Team in eine Auszeit schickte. Der eigentlich letzte Einwurf landete in den Händen von Raymar Morgan. Von gleich drei Bremerhavener Verteidigern in die Zange genommen, entschieden die Unparteiischen auf einen Schrittfehler des Jenaer Centers. So kamen letztendlich die Hausherren doch noch einmal in Ballbesitz, schafften es durch Millers Buzzer allerdings nicht mehr, das Duell innerhalb der regulären Spielzeit zu entscheiden – Overtime.
Obwohl die Thüringer in der fünfminütigen Verlängerung verbissen um ihren 19. Sieg in Folge kämpften, hatte Fortuna an diesem Abend zwar etwas mehr Zeit, aber ganz offensichtlich keine Lust, auf der Gästebank Platz zu nehmen. So war es Peter Hemschemeier vorbehalten, sein Team aus der Distanz auf die Siegerstraße zu bringen. Speziell sein zweiter Dreier aus neun Metern übers Brett zum 103:99 (42.) erwies sich als Stimmungskiller. Zwar gelang es dem Harmsen-Team nach dieser mentalen Handkante noch einmal bis auf 103:102 (43., Nelson) zu verkürzen, doch Elijah Miller schloss das Kapitel der Jenaer Siegesserie endgültig. Zwei Freiwürfe sowie ein Eins-gegen-Null-Layup zum 107:102 besiegelten das Schicksal dieses Abends.
Punkteverteilung: Nelson 42, Cooks 13, Morgan 12, Moore 9, Krause 9, Christen 7, Carter 3, Falkenthal 2, Lang 2, Haukohl 2, Herrera 1
Spielfilm: 1. Viertel 22:21 - 2. Viertel 48:46 – 3. Viertel 71:67 – 4. Viertel 94:94 – OT 107:102