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180er Ruhepuls am 1. Advent – Science City Jena schlägt Crailsheim mit dem letzten Wurf

Die Sätze von Björn Harmsen vor dem Start in die Saison klingen häufig nach, insbesondere nach dem 11. Spieltag der BARMER 2.Basketball Bundesliga am 1. Adventssonntag in der Sparkassen-Arena. Jenas Cheftrainer hatte vor dem Auftakt in das Spieljahr prophezeit: „Wer seine knappen Spiele gewinnt, wird am Ende aufsteigen.“ Zwar haben die Zweitliga-Riesen von Science City Jena noch einen ebenso langen und beschwerlichen sowie steinigen Weg vor der Brust und absolut keinen Grund, kistenweise Rotkäppchen zu bestellen, die Tendenz stimmt allerdings. Speziell nach dem hauchdünnen 89:87-Heimsieg gegen den Erstliga-Absteiger der HAKRO Merlins Crailsheim untermauerten die Saalestädter ihren Status als Tabellenführer und verteidigen die Position des alleinigen Spitzenreiters mit einer erfreulich positiven Bilanz von 10:1 Siegen.

 

Dabei hatte das Duell gegen die Gäste aus dem Landkreis Schwäbisch Hall mit einer schwerwiegenden Verletzung von Kristofer Krause begonnen. „Mr. Energie“ war nach 14 Sekunden in einem Block eines Gegenspielers hängengeblieben und musste nach seiner Auswechslung mit schmerzverzerrtem Gesicht fortan von der Seitenlinie zuschauen. Eine eingehende medizinische Untersuchung wird Aufschluss hinsichtlich der Schwere seiner Schulterverletzung geben. Die erste (bittere) Diagnose erwartet eine Ausfalldauer bis Mitte Januar 2025.

 

So mussten seine Mannschaftskollegen die Kastanien für Science City Jena aus dem Feuer holen und taten dies nach einem engen Duell mit einem überaus dramatischen Finish. In einem bereits vor dem Spiel als „hart umkämpft“ prognostizierten Partie hatten sich beide Kontrahenten weder Parkett und erst recht keine einfachen Punkte geschenkt. Stattdessen glich der Schlagabtausch der Thüringer gegen die Gäste aus Hohenlohe über fast 40 Minuten einem wackligen Drahtseilakt. So sprachen neun Führungswechsel und 14 ausgeglichene Zwischenstände für eine Begegnung, in der sich zwei ebenbürtige Konkurrenten begegnet waren, am Ende des Tages dann aber doch eine von beiden Mannschaften gewinnen musste. Aus Sicht der Thüringer traf es das richtige Team. So war es Zach Cooks mit seinem erfolgreichen Layup 0.9 Sekunden vor der Schlusssirene vorbehalten, den Unterschied auszumachen und einen Großteil der 2.696 Zuschauer in ein hoch emotionales Freudenbad der Gefühle zu stürzen.

 

Den Sieg allein auf Jenas pfeilschnellen Import zu reduzieren wäre diesem Spiel jedoch nicht angemessen. Schließlich konnten sich insgesamt fünf Akteure des Harmsen-Teams mit Double Digits in den Boxscore eintragen. Angeführt von Topscorer Robin Christen mit 18 Punkten scorten ebenfalls Rasheed Moore, Zach Cooks, Raphael Falkenthal sowie Lorenz Bank zweistellig.

 


Zach Cooks (Matchwinner Science City Jena): „Das war ein großartiger Sieg für uns in einem spannenden Spiel gegen einen sehr starken Gegner. Sie haben hart, physisch und sehr schnell gespielt, hatten sicher am Ende auch ein wenig Glück mit einem ihrer Würfe. Trotzdem waren wir es nach dem Spiel, die mit dem Sieg vom Parkett gehen konnten. Diese Einstellung müssen wir bewahren, um erfolgreich zu sein. Ich hoffe, dass wir in den kommenden Wochen bis Weihnachten daran anknüpfen und unseren Winning Streak Spiel für Spiel ausbauen können. Meine Freude ist durch Krissis Verletzung allerdings etwas getrübt. Ich hoffe, dass er nicht ganz so lange pausieren muss und bald wieder dabei sein kann. Meine Daumen sind definitiv gedrückt.“

 


 

Nachdem der erste Schock in Bezug auf die Schulterverletzung von Krissi Krause verdaut war, entwickelte sich ein ausgeglichenes Duell, in dem vor allem die Defensiv-Abteilungen beider Kontrahenten für Akzente sorgten. Das Science City Jena nach dem Auftaktviertel knapp in Front lag, hatten die Thüringer Youngster Raphael Falkenthal zu verdanken, der 0.4 Sekunden vor der Sirene zwei Freiwürfe zur 17:15-Führung verwandelte. Die auffälligste Aktion bis zu diesem Zeitpunkt hatte mit dem Spiel selbst nicht sonderlich viel zu tun. Eine umgefallene LED-Bande vor der Gästebank hatte unmittelbar vor der ersten Pause für eine mehrminütige Unterbrechung gesorgt, bevor der Startabschnitt zu Ende gespielt wurde. Etwas dynamischer Verlief der Auftakt in das zweite Viertel. Nach einem Dunk des Crailsheimer Centers Jose Gabriel de Oliveira zum zwischenzeitlichen 17:17-Ausgleich erwischten die Thüringer ihre beste Phase. Speziell die für Jenas Team-Basketball mustergültige Offense in der 12. Minute darf als eines der Highlights dieser Partie bezeichnet werden. Von Robin Lodders nach einem Defensiv-Rebound selbst eingeleitet, wanderte der Ball durch alle Hände der Jenaer Spieler und landete nach Assist von Chris Carter wieder bei Lodders, der zum 25:17 vollendete. Auch in der Folge blieben die Saalestädter zunächst das spielbestimmende Team, enteilten nach Punkten von Robin Christen zum 35:25 (15.) und 39:29 (16.) sogar zweistellig, bevor sich die Merlins wieder in Sichtweite zauberten. Ein Tip Dunk von Anthony Gaines (17.) eröffnete einen Konter der Gäste, die bis zur Halbzeitpause wieder auf 40:37 verkürzen konnten.

 

Während sich das umkämpfte Duell auch nach dem Kabinengang über enge Zwischenstände bis zur 27. Minute gehangelt hatte, konnten die Gäste bei den zwischenzeitlichen Etappen 47:51 (24., Griffin FTs), 54:58 (27., Goodman) sowie 59:63 (30., Keppeler) ihre höchsten Führungen herauswerfen. Dass der Vorsprung vor dem Auftakt ins Schlussviertel doch noch schrumpfte, war Jenas Flügel Rasheed Moore zuzuschreiben, der mit seinem Dreier zum 62:63 kurz vor der letzten Pause die Rolle des Spielverderbers übernahm.

 

Weiterhin im Kopf-an-Kopf-Modus durch die ersten Minuten der Crunchtime gehend, verlief das Spiel bis zur 36. Minute beim Stand von 75:75 auf Messers Schneide. Ein intensiver 6:0-Lauf zum 81:75 (37. Christen, FTs) sorgte zwar für ein kurzes Durchatmen unter den Jenaer Fans, doch auch diese Führung war noch kein Persilschein für den Heimsieg. Als Robin Christen 59.8 Sekunden vor dem Ende zwei Freiwürfe zum 85:79 verwandeln konnte, schien die Entscheidung dann allerdings gefallen. Doch auch diese Differenz wurde von den Crailsheimern zunächst wieder auf 85:83 gekappt, bevor Dramatik und Spannung ihren Siedepunkt erreichten. Mit 18.7 Sekunden Restspielzeit hatte Robin Christen an der Freiwurflinie auf 87:83 vorgelegt, bevor Tyreese Blunt neun Sekunden vor Ultimo der spektakulärste Wurf des Abends gelang. Alle Diskussionen, ob dieser Korb tatsächlich regulär erzielt wurde, erübrigen sich. Der Wurf zählte und zu allem Überfluss gab es noch einen Freiwurf hinterher. Der US-Import hatte mit seinem Zirkus-Shot aus der Distanz im Fallen auf 87:86 verkürzt und an der Linie auf 87:87 erneut ausgeglichen. Als sich Fans schon fast auf eine Verlängerung einstellen wollten, übernahm Zach Cooks den Ball hinter der eigenen Freiwurflinie und dribbelte und dribbelte und dribbelte. Innerhalb der noch verbliebenen sieben Sekunden schaffte er es bis zur Merlins-Zone, um seinen hoch angesetzten Gamewinner über das Brett durch die Gästereuse rutschen zu lassen.Game over.

 


 

Punkteverteilung: Christen 18, Moore 17, Cooks 17, Falkenthal 13, Bank 10, Carter 6, Morgan 4, Lodders 2, Herrera 2, Krause – Lang (DNP)

 

Spielfilm: 1. Viertel 17:15 – 2. Viertel 40:37 – 3. Viertel 62:63 – 4. Viertel 89:87

 

Der komplette Boxscore

 

Das Spiel im Re-Live

 

Die Pressekonferenz nach dem Spiel

 

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