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Sekundenbruchteile entscheiden Spitzenspiel – Medipolis SC Jena unterliegt Tabellenführer Trier nach Overtime mit 93:101

Für knapp eine Minute hatte Medipolis SC Jena am Samstagabend vor 3.055 Zuschauern im ProA-Gipfeltreffen gegen die RÖMERSTROM Gladiators wie der glückliche Sieger ausgesehen. Doch ein vermeintlich siegbringender Korb von Robin Lodders zum 91:89 mit der Schlusssirene wurde vom Schiedsrichtertrio annulliert und so entschieden die Rheinland-Pfälzer das Spitzenspiel der BARMER 2. Basketball Bundesliga nach fünfminütiger Overtime mit 93:101 zu ihren Gunsten.

 

Das Team von Trainer Björn Harmsen hatte sich im Verlauf eines lange verlorengeglaubten Duells und trotz des Rückstands von massiven 23 Punkten (25., 45:68, Evans Rapieque) während des Schlussviertels zurückgekämpft und lag beim 82:80 (38., Amir Hinton) erstmalig in Front, bevor das Ergebnispendel in der Verlängerung doch noch zu Gunsten der Moselstädter ausschlug.

 


Don Beck (Headcoach RÖMERSTROM Gladiators Trier): „Bevor ich etwas zum Spiel sagen werde, möchte ich meinem Trainerkollegen und seiner Mannschaft gratulieren. Sie haben im bisherigen Saisonverlauf bewiesen, dass sie über ein exzellentes Team verfügen, so wie heute Abend auch. Es ist sehr schwierig hier zu spielen und man macht in Jena einen hervorragenden Job, um eine solche Atmosphäre zu erzeugen. Ich wünsche dem Club für die nächsten Wochen alles Gute und wir werden uns wahrscheinlich in den Playoffs wiedersehen. Zum Duell heute war es die Geschichte von eigentlich zwei Spielen. Wir hatten einen herausragenden Start und der Gegner ein herausragendes Finish. Es war das Aufeinandertreffen zweier wirklich guter Teams auf hohem Level und dazu sehr unterhaltsamer Basketball. Es gab sicher ein paar Dinge, mit denen ich nicht glücklich war. Letztendlich bin ich jedoch sehr zufrieden über diesen Auswärtssieg in dieser Halle gegen dieses Team. Wir können diesen Rhythmus jetzt hoffentlich konservieren. Wir haben ein großartiges Team, welches heute bewiesen hat, zu welchen Leistungen es fähig ist.“

 

Björn Harmsen (Headcoach Medipolis SC Jena): „Vielen Dank. Diese Worte bedeuten mir viel, weil Don schon lange dabei ist. Er leistet eine großartige und inspirierende Arbeit in Trier und ist für mich so etwas wie ein Vorbild. Glückwunsch an Trier zu diesem Sieg. Sie haben uns im ersten und dritten Viertel überrascht und dominiert. Wir haben nicht dieselbe Energie und Physis wie Trier aufs Parkett gebracht. Allerdings ist es uns am Ende gelungen, fünf Spieler zu finden, die mit Herz gespielt und alles auf dem Spielfeld gelassen haben. Ich mache das jetzt auch schon knapp 20 Jahre, saß da und habe fast geweint, weil ich sowas noch nie erlebt habe. Wie die Jungs mit so viel Leidenschaft das Spiel noch einmal gedreht haben, mit Herz darum gekämpft haben, war schon äußerst beeindruckend und wichtig. Auch für die Zuschauer war es ganz wichtig zu sehen, was in der Mannschaft drinsteckt. Ich hoffe, dass wir diese Emotionen in die kommende Woche mitnehmen.“

 


In einem Drama mit fünf Akten hatten die Gäste einen deutlich besseren Start und die Thüringer eiskalt erwischt. Bevor sich Medipolis SC Jena vom 0:13-Auftakt (3.Min) nach einem Highlight-würdigen Alley Oop von Behnam Yakhchali auf Maik Zirbes erholt hatte, lief Trier über 2:17 bis zum 6:20 (6., Barnes) einfach über die Hausherren hinweg. Nach dem mit 18:31 endenden Startviertel hatten die Gladiators keinen Zweifel daran gelassen, sich für die 83:95-Heimniederlage am 18.11.2023 in Trier revanchieren zu wollen. Erst mit zunehmender Spielzeit des zweiten Abschnitts fanden die Saalestädter besser in die Partie, verkürzten zwischenzeitlich auf 25:34 (12. Lorenz Bank) und 30:37 (14., Joshiko Saibou), ehe sich beide Kontrahenten mit dem Score von 39:49 in die Halbzeitkabinen verabschiedeten.

 

Entgegen der Jenaer Hoffnungen auf einen schnellen und intensiven Richtungswechsel nach der Pause blieben die Moselstädter zunächst auch weiterhin der klar spielbestimmende Part. Nach einem haarsträubenden Ballverlust der Gastgeber hatte Triers Veteran JJ Mann nicht viel Mühe, um wieder auf 43:57 (23.) vorzulegen, bevor Gäste-Center Maik Zirbes mit seinem Korb zum 43:63 (24.) erstmals die neuralgische Marke eines 20-Punkte-Vorsprungs knackte. Die statistische Talsohle war jedoch erst nach einem Three-point-Play von Evans Rapieque erreicht, der Trier in der 26. Minute mit 43:68 in Front brachte. Medipolis SC Jena zeigte sich in dieser Phase zwar um Anschluss bemüht, fand jedoch nur punktuell so etwas wie offensiven Rhythmus. Bis zum Beginn des vierten Viertels hatten die Hausherren ihren Rückstand marginal auf 56:72 schrumpfen können und dennoch wog dieser gleichermaßen mentale wie statistische Rucksack so viel wie eine Elefantenherde.

 

Während die Gladiators nach dem Start in das finale Viertel ihren souveränen Vorsprung bis zum 56:78 (31., JJ Mann) ausbauen konnten und sich eine derbe Klatsche abzeichnete, zog Jenas Coach die taktische Handbremse eines Timeouts. Was auch immer in dieser kurzen Interaktion besprochen wurde, es hatte Eindruck hinterlassen. Plötzlich agierten die Jenaer wie verwandelt. Durch einen von Lorenz Bank per einhändigen Dunk abgeschlossenen Steal (32., 58:78) eingeleitet, zogen die Saalestädter noch einmal kräftig an. Ein Dreier des sich bärenstark präsentierenden Jenaer Youngsters zum 61:78 konterte Maik Zirbes zunächst noch mit zwei Freiwürfen auf 61:80 (33.), bevor es für das Harmsen-Team kein Halten mehr gab. Nachdem ein Monsterblock von Rafael Alberton gegen Maik Zirbes auch das Publikum wieder in die Partie zurückgeholt hatte, zwang Lorenz Bank mit seinem nächsten erfolgreichen Dreier inkl. Foul zum 72:80 (36.) die Gäste zur Auszeit. Jedoch verpufften die kurze Unterbrechung der Gladiators fast wirkungslos. Medipolis SC Jena war am Drücker und stellte das Duell im Verlauf eines mindestens furiosen 21:0-Laufs komplett auf den Kopf. 

 

Nachdem ein Distanzwurf von Rasheed Moore zum 79:80 durch Triers Korb gerauscht war, legte Amir Hinton an der Linie zielsicher nach und brachte Jena 121 Sekunden vor der Schlusssiene erstmalig in Front - 82:80. Erneut hatte Don Beck ein Timeout genommen, um die Reihen seiner Gladiatoren zu ordnen. Während JJ Mann anschließend auf 82:82 ausgleichen konnte und sich der Drive dieses Showdowns seinem Höhepunkt näherte, hatte Jena 14.8 Sekunden Ultimo durch Lorenz Bank wieder auf 89:86 vorgelegt. Doch abermals konterten die Moselstädter, ausgerechnet durch Center Maik Zirbes, erfolgreich aus der Distanz und egalisierten auf 89:89. Nach dem letzten Baseline-Einwurf versuchte Amir Hinton für die Entscheidung zu sorgen, verfehlte den Korb jedoch knapp, bevor Robin Lodders den Offensiv-Rebound in die Hände bekam und den Ball mit der Schlusssirene zum vermeintlichen 91:89-Sieg im Trierer Korb unterbrachte. Nach Beratung der Referees - ohne die Möglichkeit eines Replays - gab das Trio der Unparteiischen diesen Korb nicht – Overtime.

 

Triers Leistungsträger Behnam Yakhchali eröffnete die fünfminütige Verlängerung mit einem Dreier und während Amir Hinton mit einem Korb zur 93:92-Führung das Momentum noch einmal kurz zu Gunsten der Hausherren kippen konnte, erwies sich letztendlich die Hypothek der Jenaer Aufholjagd als zu hoch. So war es Jordan Barnes, der mit seinen letzten vier Punkten zum 93:97 das Duell endgültig entschied.

 


Punkteverteilung: Hinton 35, Bank22, Moore 13, Herrera 6, Falkenthal 6, Alberton 6, Saibou 3, Francis 2, Lodders, Haukohl, Radojicic- Schmitz (DNP)

 

Spielfilm: 1. Viertel 18:31 – 2. Viertel 39:49 – 3. Viertel 56:72 – 4.Viertel 89:89 – 1. OT 93:101

 

Kompletter Boxscore

 

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