Ein Ostersonntag zum vergessen – Medipolis SC Jena lässt sich im Heimspiel von Bremerhaven mit 77:80 düpieren
„Bedient“ war wohl der Gemütszustand, mit dem ein Großteil der 2.089 Zuschauer am Ostersonntag den Heimweg aus der Sparkassen-Arena antrat. Medipolis SC Jena hatte im Duell gegen Bremerhaven zuvor einen klaren Vorsprung von 16 Punkten (26., 58:42) verspielt und musste sich den Eisbären auf den letzten Metern der Partie mit 77:80 geschlagen geben. Die Thüringer unterlagen den Norddeutschen im Verlauf einer zunächst tonangebenden, jedoch immer launischer werdenden, zum Teil arroganten Vorstellung und sind gerade dabei ihren angepeilten Heimvorteil für das Playoff-Viertelfinale zu verspielen.
Während Jenas zuletzt fehlender Leistungsträger Joshiko Saibou nach einer mehrwöchigen Pause in den Kader zurückkehren konnte, wird Lorenz Bank weiterhin auf unabsehbare Zeit fehlen. Eine Ausrede für die von 16 zum Teil haarsträubenden Ballverlusten geprägte Vorstellung kann dieser Ausfall jedoch nicht sein. Immerhin hatten die Gastgeber knapp 25 Minuten sowohl das Spiel als auch ihren Gegner unter Kontrolle, phasenweise deutlicher in Front gelegen, bevor man in der Schlussphase den sicher geglaubten Sieg fahrlässig verspielte.
Die Mannschaft ist vor der anstehenden englischen Woche in den beiden Auswärtsspielen in Nürnberg (Mi., 03.04., 19.00 Uhr) und in Frankfurt (So., 07.04.,15.00 Uhr) gut beraten, sich schnellstmöglich zu straffen, um die weiterhin bestehende Chance auf einen Platz unter den Top4 zu wahren.
Steven Key (Headcoach Eisbären Bremerhaven): „Wir wussten, dass uns hier ein sehr harter Kampf erwartet. Speziell ohne Robert Oehle und Hilmar Henningsson, auf die wir verletzungsbedingt verzichten mussten, bei einem der stärksten und größten Teams der Liga zu bestehen, ist etwas, was mich unheimlich stolz macht. Wir haben einen Weg gefunden, uns in dieses Duell reinzukämpfen. Eine sicher ausschlaggebende Statistik zu unseren Gunsten waren die am Ende nur sechs Ballverluste, unser bisheriges Low in dieser Saison. Zudem lagen wir bei den Points in the Paint zur Halbzeit mit 30:14 zurück, konnten diese Statistik bis zum Ende bei 36:34 fast noch ausgleichen. Wir wollen dieses Spieljahr mit derselben Energie zu Ende bringen. Natürlich brauchst du am Ende auch immer ein bisschen Glück gegen einen solch starken Kader und ein so gut gecoachtes Team, aber das hatten wir heute Abend und haben es uns am Ende auch erkämpft.
Björn Harmsen (Headcoach Medipolis SC Jena): „Glückwunsch an Bremerhaven. Für uns ist der heutige Abend und das Resultat total enttäuschend, vor allem wenn du zwischendurch mit 16 Punkten führst. Wir hatten die Vorteile auf den großen Positionen über drei Viertel ganz gut genutzt, bevor wir aufgehört haben, nach innen zu spielen. Das ist uns in dieser Saison nicht das erste Mal passiert, sondern zieht sich bereits durch einige Niederlagen, wie in Paderborn oder in Münster. Es ist relativ frustrierend, dass es immer nach demselben Muster geschieht und wir daraus nicht lernen. Wir haben mit zunehmender Spielzeit dann auch in der Defensive leider auch nicht mehr den Zugriff gefunden, der maßgeblich wichtig ist. Insofern noch einmal Gratulation an Bremerhaven, die es mit wechselnden Verteidigungen geschafft haben, zu gewinnen, während wir nicht in der Lage waren unsere Chancen zu nutzen“
Joshiko Saibou (Medipolis SC Jena): „Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt und den Ball gut als Kollektiv geteilt. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht geschafft, mit der gleichen Intensität zu spielen, und Bremerhaven hat den Rhythmus des Spiels mit Zonenverteidigung verändert. Am Ende haben uns zu viele Turnover das Spiel gekostet. Wir haben zwei weitere Spiele in einer Woche, also heißt es neu fokussieren und wieder angreifen.“
In einer früh von den Thüringern bestimmten Partie war es das Harmsen-Team, welches nach einem Dunk von Alex Herrera mit 11:6 (4.) in Front lag und diese Führung bis zur ersten Pause konservierte. Vuk Radojicic hatte parallel zum Viertel-Buzzer einen Mitteldistanzwurf verwandelt, bevor es beim Stand von 19:14 in den darauf folgenden Abschnitt ging. Während es Medipolis SC Jena gelungen war sich zwischenzeitlich auf 25:17 abzusetzen (12., Amir Hinton), konterten die Eisbären anschließend und glichen die Partie durch einen Cook-Dreier wieder auf 28:28 (14.) aus. In der Phase bis zum Kabinengang waren es erneut primär die Hausherren, die statistisch vorlegen konnten und sich mit einem 43:35-Vorsprung in die Halbzeit verabschiedeten. Obwohl sich die Thüringer bis zur Pause bereits acht Ballverluste geleistet hatten, fielen die Turnover zu diesem Zeitpunkt noch nicht ins Gewicht.
Auch nach Beginn des dritten Viertels übernahm die Mannschaft von Coach Björn Harmsen zunächst den Part des tonangebenden Teams und setzte offensivstark nach, um bis zur 24. Minute auf 58:42 (Amir Hinton, Fastbreak-Layup) zu enteilen. Nachdem die Jenaer in dieser Phase einem sicheren Heimsieg entgegenzusteuern schienen und bis zum Score von 64:49 (29., Rasheed Moore) komfortable vorn lagen, war es Bremerhavens Jarelle Reischel, der mit der Pausensirene auf 64:54 verkürzte und die viertelübergreifende Aufholjagd der Eisbären eröffnet hatte. Innerhalb von weniger als drei Minuten nach Beginn des Schlussabschnitts hatten die Nordseestädter durch einen 10:1-Lauf auf 65:64 (32., Hendrik Drescher 3er) verkürzt und die Hausherren unter Druck gesetzt, denen zahlreiche Ballverluste unterliefen. Speziell Nick Hornsby war in dieser Phase von der Jenaer Defense nicht zu stoppen, erzielte sieben seiner am Ende 16 Punkte und sorgte für zunehmend tiefere Sorgenfalten auf den Tribünen. In dem nun aufgrund wechselnder Führungen stark an Dramatik zunehmenden Duell war es letztendlich Eisbären-Guard Aaron Cook, der die härteste Handkante des Abends verteilte, als er die Gäste mit seinem Dreier 47.8 Sekunden vor Ultimo mit 77:79 in Front brachte. In der nach einer taktischen Auszeit initiierten Offensivaktion war Medipolis SC Jena jedoch nicht in der Lage, den Rückstand noch einmal zu kontern und musste letztendlich selbst verschuldet das Parkett als Verlierer verlassen.
Punkteverteilung: Hinton 23, Saibou 15, Haukohl 8 (14 Reb.), Radojicic 7, Moore 7, Francis 7, Herrera 6, Lodders 2, Alberton 2, Falkenthal – Schmitz (DNP)
Spielfilm: 1. Viertel 19:14 – 2. Viertel 43:35 – 3. Viertel 64:54 – 4. Viertel 77:80