Teil 1 der Antworten von Lars Eberlein auf die Fragen des 5. Fantalk im Interview-Format
Aufgrund der Vielzahl Eurer Fragen haben wir uns entschlossen, die Antworten unseres Geschäftsführers Lars Eberlein zum 5. Fantalk in zwei Teile zu gliedern. Im Unterschied zu den letzten Ausgaben konnte die Beantwortung sowohl urlaubs- als auch krankheitsbedingt dieses Mal nur schriftlich erfolgen. Lars hat sich dennoch - wie gewohnt - sehr viel Zeit genommen, um so ausführlich und transparent wie möglich zu antworten.
Hier die Antworten zum 1. Teil des sehr umfangreichen Fragenkatalogs.
Im Rahmen der Bündelungskooperation mit dem FCC und elf5- Vermarktung: Kannst du der Jenaer Basketballfamilie versprechen, dass dein Fokus sich nicht nur zweitrangig dem Basketball und somit Medipolis SC Jena widmet? Ich liebe auch den Fußball in Jena. Aber es ist ja auch so, dass man salopp gesagt in der Oberaue gerne mal Luftschlösser baut, was Aufstieg und Wirtschaftskraft betrifft, während man am Gleisdreieck in Burgau solide wirtschaftlich arbeitet und eben nicht auf Extras wie teure Wildcards setzt. Kannst du uns somit versprechen, trotz deiner "Doppelbelastung" die wirtschaftlichen und sportlichen Interessen im Basketball nicht aus den Augen zu verlieren? Und wie schaffst du den Spagat zwischen den unterschiedlichen Erwartungshaltungen zwischen SCJ und FCC?
Bei den Baskets bin ich jetzt schon 15 Jahre Geschäftsführer, das ist und bleibt eine Herzensangelegenheit. Beim FCC bin ich kein Geschäftsführer, ich habe auch kein Amt im Verein. Wir haben uns als JenArena an der FCC GmbH beteiligt, weil wir daran glauben, dass wir gemeinsam mehr erreichen als jeder allein für sich. Beim FCC muss es zukünftig genauso gelingen, dass diese „Luftschlösser“ nicht mehr stattfinden und das nur das Geld ausgegeben wird, was auch da ist. Ich bin überzeugt, dass wir alles gut kombinieren können und dass beide Clubs und beide Arenen davon profitieren werden.
Mit welchen Ergebnissen wurde die Saison 2021/2022 aufgearbeitet?
Viele Dinge waren sehr gut, mit anderen sind wir nicht zufrieden gewesen – Das haben wir intern ausführlich und kritisch ausgewertet und wollen wir in der neuen Saison anders machen. Wesentliche Themen sind dabei Disziplin und Teamgeist, aber auch die Anpassung von internen Strukturen, Aufgaben und Abläufen.
Welche Gründe haben zum Nichtaufstieg geführt? Wie will man diese in der neuen Saison vermeiden?
Am Ende waren es vielleicht die verworfenen Freiwürfe gegen Rostock in Spiel 3 und 4. Aber es gab einige Dinge, die nicht optimal liefen. Dazu kamen auch Verletzungen und wieder eine Coronapause, von der wir uns nicht so richtig erholt haben. Aber es gelten für mich keine Entschuldigungen, wir schauen nach vorn. Das Team muss hart arbeiten und mit dem Staff zusammen eine Einheit werden. Dazu braucht es auch eine klare Hierarchie im Team.
Wie zufrieden war man in der letzten Saison mit der öffentlichen Wahrnehmung der Spieler und des Staffs?
Es gibt viele gute Dinge, aber auch Kritik – Das Verhalten, was zu diversen technischen Fouls geführt hat, haben wir intern hart diskutiert und auch sanktioniert. Die Entscheidung, Clint nach seiner Disqualifikation und Sperre im Kader zu behalten, hat uns anfangs viel Lob eingebracht, wurde uns im Nachgang der Saison aber auch vorgeworfen. Da ist man im Nachhinein natürlich immer schlauer, auch wenn wir nach wie vor zu der Entscheidung stehen, ihm in dieser Situation den Rücken gestärkt zu haben.
Wie groß ist der Schock über den Verlust von Julius Wolf?
Julius hatte schon einige Jahre immer mal wieder angedeutet, etwas anderes machen zu wollen. Wir haben mit ihm oft darüber gesprochen und ihm letztlich die Freigabe gegeben. Wir brauchen Spieler, die 100% dabei sind und sich mit Jena und dem Umfeld identifizieren. Das hat er viele Jahre vorbildlich getan, aber wenn die Luft mal raus ist, ist es besser eine Trennung zu vollziehen. Insofern ist es schade, aber kein Schock. Wir sind ein guter Club, wir leben weiter.
Gab es zwischen Wolf, dem Trainerteam oder über die Ausrichtung des Vereins Differenzen?
Julius war Kapitän und im Rahmen dieser Position hatte er Mitspracherechte. Da kommt es im Laufe einer Saison immer mal zu Punkten, die man intern diskutiert. Aber keine Differenzen, die zur Trennung geführt haben. Schon gar nicht mit dem Club und der Ausrichtung. Wir hatten und haben ein gutes Verhältnis.
Was wurde alles vom Verein unternommen, um Julius vom Weggang abzuhalten?
Wir sprechen mit Julius schon seit vielen Jahren über einen möglichen Wechsel und konnten es bisher immer verhindern, indem wir ihm u.a. auch ein lukratives Angebot gemacht haben. Aber jetzt ging es nicht um Geld, sondern um die vielleicht letzte Chance eines Wechsels für ihn und auch um die Möglichkeit zusammen mit seinem Bruder zu spielen. Trotzdem haben wir über einige Wochen miteinander gesprochen, dann aber letztendlich die Freigabe gegeben. Wie schon geschrieben, ist das zwar einerseits schade, anderseits aber auch eine Chance, uns neu aufzustellen.
Was sind die ganz konkreten Saisonziele?
Das sportliche Ziel ist die BBL, also der Aufstieg. Das haben wir intern vorgegeben und entsprechend sind auch die Spielerverträge erfolgsabhängig gestaltet. Das war auch in den letzten 3 Jahren so. Extern haben wir es nicht so direkt formuliert. Einerseits weil wir Druck von der Mannschaft nehmen wollten, anderseits aber auch, weil der Aufstieg kein Muss für unseren Sponsoren und ihr Engagement beim Club ist. Die Sponsoringeinnahmen betragen ca. 80% der Einnahmen. Wir haben so gut wie keinen Sponsor, der unbedingt die BBL will oder sonst aussteigt. Unser Ziel ist es trotzdem aufzusteigen und dann so aufgestellt zu sein, dass wir uns dort auch realistisch etablieren können. Dazu brauchen wir einen Gesamtetat, der deutlich über 3 Mio.€ liegt. Da sind wir noch nicht.
Jeder Verein, jedes Team, jeder Fan braucht eine Identifikationsfigur. Dazu kommt die Frage: "Wer ist das Gesicht des Jenaer Basketballs, wer ist das Gesicht von Medipolis SC Jena?"
Wir haben mit Ermen und jetzt mit Julius in den letzten Jahren zwei Gesichter verloren. Das ist ärgerlich, aber so ist es leider manchmal im Profisport, da müssen wir gemeinsam durch und müssen wieder neue Gesichter aufbauen. Das ist uns klar. Das schaffen wir, auch wenn’s vielleicht 2-3 Jahre dauert.
Wie hoch ist der Spieleretat der ersten Mannschaft und wie hoch ist er im Vergleich der Liga einzuordnen?
Das ist nicht einfach zu beantworten, weil neben dem Gehalt viele Dinge in den Etat einbezogen werden müssen. Wir zahlen Nettogehälter von ca. 300 T€ und liegen damit vermutlich zwischen Platz 2-4 in dieser Saison. In der letzten Saison lagen wir auf 3-4.
Wie viele Deutsche Profis, Imports und Nachwuchsspieler erhalten einen Vertrag und setzt ihr das 4/4/4 aus der letzten Saison weiter um?
Wir haben es uns in der vergangenen Saison zum Ziel gesetzt, den 12er-Kader in ein 4/4/4 aus Import-Spielern, gestandenen deutschen Spielern und U-22 Spielern aufzuteilen. Das ist auch in der Zukunft unser Plan – Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei um eine Art Richtschnur, da es uns wichtig ist, dass wir die Spieler auch bekommen und dass sie im Gefüge zusammenpassen. Bei Moritz beispielsweise könnte man diskutieren, ob er noch zu den U-22-Spielern zählt. Dazu haben wir mit Brandon einen Spieler, der hoffentlich bald den Deutschen Pass erhält. Er möchte die doppelte Staatsbürgerschaft, was es etwas schwerer macht. Je nachdem, ob das gelingt, gehen wir ggf. mit einem 5/3/4 ins Rennen oder einem 4/4/4.
Ist ein Aufstieg geplant?
Ja klar – Das wollen wir. Das sportliche Ziel ist die BBL aber wir wollen es auch nicht erzwingen. Unsere oberste Devise war und ist es, nur das Geld auszugeben was wir haben und keine Schulden zu machen. In diesem Rahmen bauen wir ein Team, was natürlich optimalerweise aufsteigen soll. So sind auch die Spielerverträge gestaltet.
Wie zufrieden ist man mit Entwicklung der Spieler und auch des Standortes?
Wir haben in den letzten 10 Jahren sehr viel erreicht. Sportlich, wirtschaftlich und in der Infrastruktur. Dort sind wir mittlerweile einer der Top Standorte in Deutschland und versuchen uns in jedem Jahr weiterzuentwickeln. Wirtschaftlich sind wir durch Corona und deren Folgen immer noch auf einem guten Weg, aber nicht im Plan. Einige Sponsoren haben aktuell mit den wirtschaftlichen Folgen hart zu kämpfen, jetzt kommen weitere Probleme wie Krieg und Inflation hinzu. Sportlich bzw. bei der Entwicklung der Spieler ist das unterschiedlich. Der eine mehr, der andere weniger. Aber es war in den letzten 2 Jahren durch Corona auch sehr schwierig. Die 2. Mannschaft hat ein ganzes Jahr nicht gespielt, teilweise auch die Jugend. Im Training durften wir teilweise nur in kleinen Gruppen trainieren. Aber es gibt einige Dinge, die wir noch besser machen können. Das wissen wir, haben es intern ausführlich abgestimmt und werden versuchen, es umsetzen.
Lorenz Bank hatte eine gute Entwicklung genommen, kam das Interesse vom Spieler den Verein zu wechseln oder hatte man es ihm nahegelegt?
Vor dem Hintergrund, dass wir mit Moritz einen weiteren jungen deutschen Spieler auf seiner Position haben und Brandon ggf. im Laufe der Saison ebenso seinen deutschen Pass erhält, hat der Berater von Lorenz im Nachgang der Saison von einer Kündigungsoption im Vertrag Gebrauch gemacht, da auf der Flügelposition die Konkurrenz sehr groß ist. Im Nachgang gab es einige Gespräche, wie wir die sportliche Entwicklung von Lorenz bestmöglich unterstützen können, ohne ihn als Spieler aus unserem Programm zu verlieren. Am Ende denke ich, dass wir eine Lösung gefunden haben, die seiner Entwicklung sportlich, aber auch menschlich helfen wird.
Wie sieht es mit dem Ziel der Jugendförderung aus und wird Torsten Rothämel wieder dem Coachingstaff angehören?
Wir wollen in den Jugendbereichen möglichst breit aufgestellt sein – Das wollen wir weiter ausbauen. Im Leistungsbereich JBBL und NBBL wollen wir mindestens die Klasse halten, optimal in die Playoffs einziehen. Die 2. Mannschaft CCW müsste eigentlich in die PRO B aufsteigen, das scheitert derzeit u.a. aber noch an der Finanzierung. Torsten ist Leiter der Nachwuchsabteilung und wird kommende Saison zusätzlich gemeinsam mit Farsin die NBBL übernehmen. Er wird aber nicht mehr dem Staff des Pro A Teams angehören. Dort haben wir mit Dan Pearson einen neuen Mann an Domeniks Seite.
Haben sie Erfahrungen mit Spielern aus Asien gesammelt? Wann wird es erste Chinesen geben im Team?
Bisher noch nicht, aber der Markt ist sehr interessant. Der Spielermarkt wird zu 99% über Agenten geregelt. Von deren Seite gibt es bisher sehr wenig Angebote. Aber wir stehen eventuellen Verpflichtungen aufgeschlossen gegenüber.
Warum ist kein Spieler U-23 mehr aus dem eigenen Nachwuchs im Kader (außer Vuk)?
Es ist unser Ziel, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Profibereich zu führen und optimal auszubilden. Aber der Unterschied zwischen NBBL und PRO A ist sehr groß. Den Sprung schaffen auf Anhieb deutschlandweit nur sehr wenige Spieler. Trotzdem haben wir 4-6 Spieler aus dem eigenen Bereich im 15er Trainingskader und neben Vuk mindestens einen weiteren Spieler im 12 Kader in der kommenden Saison. Bei Rafa und Johann ergibt eine Ausleihe deshalb Sinn, weil die 1. Regionalliga für beide keine Entwicklung bringt, aber die Spielminuten in der Pro A realistisch gering sein werden. Genau solche Schritte gehören auch zu unserem Jugendkonzept und zu der gewollten Entwicklung der Spieler.
Teil 2 folgt am Montag, den 08. August 2022.