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Nervenschlacht in Quakenbrück – Medipolis SC Jena gewinnt bei den Artland Dragons mit 90:89

Knapp, knapper, Pulsmesser kaputt. Mit einem in den Schlusssekunden hart erkämpften 90:89-Erfolg in der Quakenbrücker Artland Arena kehrt Medipolis SC Jena nach Hause zurück. Das Team von Trainer Björn Harmsen bezwang den Gastgeber aus Niedersachsen vor 1.800 Zuschauern nach einer für den Blutdruck gefährlichen Nervenschlacht und beendet die Vorrunde der BARMER 2. Basketball Bundesliga mit einer eindrucksvollen Bilanz von 14 Siegen und nur drei Niederlagen.

 

Während sich die Saalestädter über weite Teile der Partie schwertaten, waren es zwei Big Plays innerhalb der letzten vier Sekunden, die Jenas Auswärtssieg in Beton gossen. Bei nur noch 3.7 Sekunden Restspielzeit hatte Lorenz Bank zunächst den entscheidenden Dreier zur 90:89-Führung verwandelt, bevor Kapitän Rasheed Moore den finalen Wurf des griechischen Drachen Nikolaos Chouchoumis (21 Punkte) blocken konnte und den Erfolg defensiv sicherte. Die Niedersachsen hatten zuvor bereits beide BBL-Absteiger aus Frankfurt und Bayreuth geschlagen und verfehlten die nächste Überraschung letztendlich nur um Haaresbreite.

 

Während sich Amir Hinton (25 Punkte) erneut die Krone des Topscorers aufsetzen konnte, verteidigen die Thüringer ungeachtet des morgigen ProA-Spitzenspiels zwischen Frankfurt und Trier ihre Position als Tabellenprimus. Zugleich feierte Medipolis SC Jena mit dem Erfolg im Artland seinen siebten Sieg in Folge. Wie schon im Heimspiel gegen Gießen musste das Harmsen-Team auf Raphael Falkenthal (Grippe) und Nils Schmitz (Nasenbeinbruch) verzichten.

 


Björn Harmsen (Headcoach Medipolis SC Jena): „Das war, wie im Vorfeld erwartet, ein hartes Stück Arbeit. Wir sind in der Verteidigung zunächst etwas passiver gestartet, da wir nicht genau wussten, wie tief wir rotieren können. Raphael musste ja bereits im letzten Spiel aussetzen und unter der Woche hatte es dann auch Robin erwischt. Das haben die Quakenbrücker gut attackiert und speziell durch ihre beiden Guards ausgenutzt. Uns sind bis ins dritte Viertel deutlich zu viele Fehler unterlaufen. Wir hatten zur Halbzeit schon mehr Turnover als Dreierversuche. Allerdings konnten wir das Spiel im Verlauf der zweiten Halbzeit mit viel Energie und Kampfgeist drehen. Das war immer noch nicht schön und dennoch ist es uns gelungen, wichtige Offensiv-Rebounds zu holen, defensive Stopps zu bekommen und den Ball besser zu bewegen. Amir hat dann stark gegen Anthony verteidigt, Lorenz hat hinten raus enorm wichtige Würfe getroffen, bevor uns Rasheed mit seinem Block das Spiel gewonnen hat.

 

Lorenz Bank (Flügelspieler Medipolis SC Jena): „ Unser Spiel im Artland hat wieder einmal bewiesen, wie extrem unberechenbar die Liga auch in der aktuellen Saison ist. Die Dragons haben einen ausgeglichenen Kader mit viel Talent. Sie haben uns in der ersten Hälfte ziemlich zugesetzt. Nach der Pause, speziell im letzten Viertel, konnten wir dann durch bessere Defense Stück für Stück verkürzen und mit ein paar schweren Würfen das Spiel gewinnen. Wir nehmen den Sieg und die Punkte gern nach Hause mit und freuen uns nun auf das nächste Heimspiel am Samstag gegen Kirchheim.“

 

Rasheed Moore (Kapitän Medipolis SC Jena): „Es war heute definitiv nicht unser bestes Spiel und dennoch ist es uns gelungen, auch dieses Duell zu gewinnen. Wir haben allen Widrigkeiten getrotzt, Rückstände überwunden, Mittel und Wege gefunden, um am Ende mit einem Sieg vom Parkett zu gehen. Auch das ist eine große Qualität. Völlig losgelöst vom Ergebnis müssen wir unseren Hut vor dem Gegner ziehen. Die Dragons haben auch gegen uns gezeigt, dass sie in den letzten Wochen eine erfolgreiche Entwicklung durchlaufen. Sie konnten viele ihrer Big Shots treffen und hatten uns am Rande einer Niederlage. Bis zum Schluss war es ein vollkommen offener Schlagabtausch, in dem es in die eine und andere Richtung ging. Als das Spiel auf der Kippe stand, haben wir es geschafft, sie zu stoppen, zuzugreifen und den knappen Sieg mitzunehmen.“

 


Anfänglich treffsicher ins Spiel gestartet, lag Medipolis SC Jena nach einem 3-Punkt-Spiel von Joshiko Saibou noch mit 2:6 (2.) in Front. Doch die Dragons konterten selbstbewusst, drehten die Partie zunächst bis auf 17:11 (6., Binapfl 3er) und hatten bis zur ersten Viertelpause einen 23:19-Vorsprung konserviert. Jenas Topscorer Blake Francis wurde 11.2 Sekunden vor der Sirene nach seinem zwischenzeitlich Dreier zum 22:19 mit einem technischen Foul verwarnt, eine Situation, die im weiteren Spielverlauf noch Relevanz erhielt. Im Verlauf des Startviertels zunehmend auf Betriebstemperatur gekommen, blieben die Artland Dragons auch während des zweiten Abschnitts der bestimmende Part. Nach einem Dreier von Buzz Anthony zum 37:27 (15.) erstmals zweistellig in Führung liegend, blieb Medipolis SC Jena zwar um Anschluss bemüht, stellte sich jedoch mehrfach selbst die Beine. Björn Harmsen hatte nach dem Rückstand eine Auszeit genommen und trotz der Ansprache unterlief den Thüringer bis zur Halbzeit die Turnover Nummer 8, 9, 10 und 11. Das Team von Coach Patrick Flomo hatte Jenas Aussetzer effektiv genutzt, lag nach zwei Freiwürfen von Kilian Binapfls mit 45:33 vorn, bevor Stephan Haukohl noch auf 45:36 verkürzen konnte.  

 

Mit diesem statistischen Rucksack in das dritte Viertel startend, konterten die Thüringer zunächst wieder bis auf 47:43 (22., Amir Hinton), ehe das Pendel erneut in Richtung der Hausherren ausschlug. Trotz zahlreicher gefährlichen Momente, in denen Quakenbrück vorentscheidend zu enteilen drohte, fand das Harmsen-Team jedoch ebenso oft die passenden Antworten und blieb bis zur 30. Minute und einem Score von 69:61 in Schlagdistanz. Einmal mehr entwickelte sich das Schlussviertel zu einer vollumfänglichen Crunchtime, in der Medipolis SC Jena ab der 32. Minute beim Stand von 73:70 den Schiedsrichterausschluss von Blake Francis zu kompensieren hatte. Der Topscorer des Tabellenführers wurde nach einem Kontakt mit Jenas Ex-Kapitän Brandon Thomas aufgrund seines zweiten Technischen Fouls aus dem Spiel genommen und musste den Rest der Partie in der Kabine verharren. Während zwischen dem zunächst angezeigten No-Call-Handzeichen 'Weiterspielen' bis zur endgültigen 'T-Geste' drei Sekunden vergingen, gelang es den Gästen im Anschluss, für sportliche Impulse zu sorgen. Mit dem erst 22-jährigen Flügelspieler Lorenz Bank hatte einer der Jüngsten im Jenaer Kader Verantwortung übernommen und den Zwischenstand auf 74:75 (34.) gekippt. Die folgenden Minuten entwickelten sich dann für beide Kontrahenten zu einem nervenaufreibenden Ritt auf der Rasierklinge. In einer von ausgeglichenen Spielständen und abwechselnden Führungen geprägten Schlussphase hätte Alfred Hitchcock ganz sicher große Freude an diesem finalen Showdown gehabt.

 

Beim Stand von 84:85 auf die letzten Meter abbiegend, war es 56 Sekunden vor dem Ende Quakenbrücks Point Guard Nikolaos Chouchoumis, der die Dragons wieder mit 86:85 in Front brachte, bevor Amir Hinton 37.8 Sekunden vor Ultimo zum 86:87 konterte. Bei noch 27.9 Sekunden verbleibender Spielzeit gelang es dem Griechen jedoch erneut, aus der Distanz auf 89:87 vorzulegen. Auszeit Jena mit den letzten taktischen Anweisungen und einem Einwurf an der eigenen Baseline. Während Amir Hintons Mitteldistanzwurf zu lang geriet, Robin Lodders den wichtigsten Offensiv-Rebound des Spiels erwischte und zu Joshiko Saibou passte, bekam er anschließend den Ball wieder zurück. Die Stafette endete bei Lorenz Bank, der mit seinem nächsten erfolgreichen Dreier zum 89:90 weniger als vier Sekunden vor dem Ende die Drachen mitten ins Herz traf. Nach einer Auszeit der Artland Dragons erhielt Chouchoumis den eingeworfen Ball an der Seitenlinie, setzte 3.7 Sekunden vor der Sirene zum letzten Layup an. Rasheed Moore hatte jedoch aufgepasst, erwischte den noch im Aufsteigen befindlichen Ball und blockte Medipolis SC Jena zu einem Sieg, der nicht spannender hätte erkämpft werden können.

 

Am kommenden Samstag ab 19.00 Uhr empfängt Medipolis SC Jena die Bozic Knights aus Kirchheim in der Sparkassen-Arena. Den Baden-Württembergern war es in der Vorrunde gelungen, die Thüringer zu bezwingen. Tickets für das Duell gegen die Mannschaft von Igor Perovic gibt es hier online sowie an allen Vorverkaufsstellen.

 

Punkteverteilung: Hinton 25, Francis 20, Saibou 18, Bank 11, Moore 5, Haukohl 5, Lodders 2, Alberton 2, Herrera 2, Radojicic

 

Kompletter Boxscore

 

Spielfilm: 1. Viertel 23:19 – 2. Viertel 45:36 – 3. Viertel 69:61 – 4. Viertel 89:90

 

Der Thriller im Re-Live auf Sportdeutschland TV

 

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