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Geschäftsführer Lars Eberlein zu den Hintergründen der Namensänderung

 

 

 

 

 

 

Bewegte Tage liegen hinter Jenas Basketballern. Die Bundesliga-Teams der ProA, der JBBL und NBBL werden zukünftig als „Medipolis SC Jena“ an den Start gehen. Das bereits seit 2011 zum festen Sponsorenkreis gehörende Jenaer Familienunternehmen „Medipolis“ wird neuer Naming Right Partner.

Die Stadt Jena als bisheriger Namenssponsor hatte ihre seit 2007 andauernde Unterstützung als „Science City Jena“ bereits 2020 Corona-bedingt stark einschränken müssen und wird aufgrund des beschlossenen Doppelhaushaltes auch in den nächsten beiden Jahren nur stark gemindert zur Verfügung stehen können. Durch den Einstieg von Medipolis gelang es dem Verein, die dadurch entstandene sechsstellige finanzielle Lücke zu schließen und sogar die Einnahmen zu steigern. Das kommunale Unternehmen der Stadtwerke Jena-Pößneck bleibt den Saalestädtern unterdessen als weiterer Haupt- und Trikotsponsor in vollem Umfang erhalten.

Nach einigen Tagen Abstand trafen wir uns mit Geschäftsführer Lars Eberlein, um die wichtigsten Punkte dieser Entscheidung im Rahmen eines Interviews zu erfragen.

Lars, zu der am Dienstag stattgefundenen Präsentation gab es sowohl positive Resonanz als auch Kritik. Kannst Du die Bandbreite der Reaktionen verstehen?

Ja, das kann ich absolut nachvollziehen. Alle involvierten Personen haben sich hinsichtlich dieses Entschlusses in den letzten Wochen und Monaten viele Gedanken gemacht. Wir sind uns der Emotionalität dieses Themas natürlich bewusst und haben am Ende diese richtungsweisende Entscheidung einstimmig getroffen. Es ist eine Entscheidung, die es dem Club erlaubt, wirtschaftlich noch stärker in die Zukunft zu starten. Rein wirtschaftlich war sie alternativlos.

Unabhängig von der ökonomischen Tragfähigkeit des Vereins. Welche Folgen hätte es nach sich gezogen, wenn es nicht zur Namenspartnerschaft mit Medipolis gekommen wäre?

Das Naming Right ist vor dem Trikot und dem Mittelkreis das Premiumprodukt bei der Vermarktung eines jeden Basketballvereins. Fernsehgelder gibt es leider nur bedingt. In der zurückliegenden Saison konnten wir das sechsstellig geminderte Engagement der Stadt durch Fördergelder auffangen. Diese Möglichkeit besteht in der neuen Saison nicht mehr. Ohne Naming Right Partner hätten wir sportliche Ziele korrigieren und Einsparungen vornehmen müssen. Es wäre wirtschaftlich nicht möglich gewesen, die BBL zu realisieren. Kürzungen im Nachwuchsbereich und bei sozialen Projekten sowie der Abbau von ein bis zwei Vollzeitstellen wären notwendig geworden.

Du hattest im damaligen Fantalk Ende Juni 2021 bereits angesprochen, dass die Stadt Corona-bedingt nur noch in stark gemindertem Umfang zur Verfügung stehen kann. Konnte dieser Ausfall durch Medipolis geschlossen werden?

Es ist uns nicht nur gelungen diese Lücke zu schließen, sondern das Budget sogar zu erhöhen. Das hatte ich ja auch gesagt. Darauf sind wir sehr stolz, speziell auch auf die Wahl des Partners. Medipolis gehört als in Jena verwurzeltes Familienunternehmen seit vielen Jahren zu unseren wichtigsten Unterstützern, identifiziert sich sehr stark mit dem Verein und besitzt einen großen Bezug zum Jenaer Basketball. Viele Mitarbeiter und Familien von Medipolis sind selbst Fans unseres Clubs.

Du bist als Geschäftsführer eines Wirtschaftsunternehmens tätig. Wie schwer ist es seit Corona, stabile Partner mit langfristigen Verträgen im Sportsponsoring zu akquirieren?

Ich mache den Job als Geschäftsführer des Clubs seit 13 Jahren ehrenamtlich, nehme mir sehr viel Zeit dafür und versuche, mein gesamtes Netzwerk einzubringen. Aber ja, ich habe auch noch einen richtigen Job (lacht). In der Stadt haben wir bereits viel bewegt und erreicht, aber Jena ist im Sportsponsoring leider nicht der Stern des Ostens. Das wird Corona-bedingt auch auf absehbare Zeit nicht besser. Einige Unternehmen haben in den letzten Monaten Einsparungen vornehmen müssen, für andere kommt die schwierigste Phase erst noch. Viele unserer Partner bleiben trotz der Situation aber weiterhin stabil und treu an unserer Seite. Dafür sind wir dankbar und auch stolz. Auch wenn wir in der Vergangenheit schon viel erreicht haben, ist es wirtschaftlich ein absoluter Glücksfall, einen solchen Partner wie Medipolis zu haben.

Das Vereinskonzept mit einer engeren Verzahnung zwischen Profi- und Nachwuchsbereich wird durch Medipolis zu 100 Prozent mitgetragen. War dafür viel Überzeugungsarbeit notwendig?

Ganz im Gegenteil. Nachdem es zunächst Verhandlungen für den Fall eines Aufstiegs gab, hat sich Medipolis neben der 'Perspektive BBL' auch aufgrund des geschärften Konzepts dazu entschieden, die Zusammenarbeit zu verstärken. Dabei war der Identifikationsfaktor durch die Einbindung von jungen Spielern und Talenten ein ebenso wesentlicher Punkt wie die große und breite Nachwuchsstruktur, die wir unbedingt behalten wollen.

Nach Abwägung aller Für und Wider kann Medipolis SC Jena optimistisch in die Zukunft blicken?

Unser Verein ist für die nächsten mindestens fünf Jahre sehr gut aufgestellt, kann die Strukturen erhalten und daran arbeiten, sportlich ambitionierte Ziele anzugehen. Der Verein bekommt wichtige Planungssicherheit, um auch die Arbeit in den Nachwuchs- und Breitensport-Abteilungen ohne Einschränkungen fortführen zu können. Zudem sind wir in der Lage bei mittlerweile weit über 20 Angestellten (plus Spieler) unserer sozialen Verantwortung nachzukommen. Diese Rahmenbedingungen wären in Summe nicht möglich, wenn wir uns gegen eine Veränderung entschieden hätten.

Wie lang wird es dauern bis die Akzeptanz für Name und Logo angekommen ist?

Name und Logo sind ein im Basketball Sport nicht unüblicher Weg, um Einnahmen zu erzielen. Wir haben versucht, so viel wie möglich vom Ursprungslogo zu erhalten. Bei einigen Fans wird die Akzeptanz eher kein Problem darstellen, bei anderen vielleicht etwas länger dauern. Ein Großteil unserer Anhänger kennt den Verein nur unter seinem bisherigen Namen und diese haben es sicher gar nicht so bewusst wahrgenommen, dass „Science City“ als Marketinginstrument der Stadt der Wissenschaft ein hervorragender Botschafter war. Auf Dauer können wir es uns aber eben nicht leisten, dieses Premiumprodukt ungenutzt zu lassen oder es unter Wert zu verkaufen. Wichtig ist, dass jeder Fan erstmal die Hintergründe kennt. Dann kann sich jeder selber fragen, wie er persönlich entschieden hätte, wenn er in in der Verantwortung wäre. Alle Verantwortlichen bei uns sind Fans und Basketball verrückt. Für uns war sowohl die sportliche Leistungsfähigkeit als auch den Erhalt von Arbeitsplätzen und sozialen Projekten entscheidend. Wir wollen jetzt noch 2 Spieler holen und eine hoffentlich erfolgreiche Saison spielen. Darauf freuen wir uns!

 

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