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Drei Aufstiege, zwei Abstiege und seit 25 Jahren mit viel Bass - Trommler Eric Mielke im Interview

Einige Fans haben alle Aufstiege und Abstiege, alle Buzzerbeater und Freudentränen der letzten 25 Jahre hautnah miterlebt. Eric Mielke gehört dazu. Er brachte die erste Trommel mit in die "altehrwürdige" Seelenbinder-Halle nach Lobeda West, gründete einen Fanclub und ist auch heute stimmungsvoller Einheizer bei Heim- und Auswärtsspielen. Wie war die Stimmung damals? Welche denkwürdigen Momente sind in Erinnerung geblieben und was wünscht sich Eric für den Jenaer Basketball? Du erfährst es in diesem Interview.

 

Wann hast Du Deine Leidenschaft für den Basketball entdeckt?

 

Es müsste zum Ende der Saison 1997/1998 beim Heimspiel in Lobeda-West gewesen sein. Ein Freunde sagte schon häufiger, ich solle mal mitkommen. Damals gab es in der Werner-Seelenbinder-Halle ungefähr 300 bis 400 Zuschauer. Ich hatte ganz ruhig, wie die meisten anderen auch, zugeschaut. Einige haben geklatscht oder etwas gerufen. Meinen Stammplatz hatte ich oben auf der Tribüne beim Getränkeausschank. Dort gab es eine kleine Gruppe von Freiwilligen, die kümmerte sich um die Getränke, verkaufte selbst gebackenen Kuchen, belegte Brötchen und Wiener.

 

Irgendwann war Dir das reine Zuschauen nicht genug?

 

Genau. Warum auch immer hatte ich mal einen Brüller losgelassen mit „DEFENSE“, das war wohl sehr laut. Jedenfalls schaute der damalige Hallensprecher Christoph ??? und mit ihm ein Großteil der Halle hoch zum Getränkeausschank. Damals konnte man deutlich sehen, dass die Mannschaft mehr Unterstützten braucht, es mehr Stimmung braucht. Mit der Zeit wurden wir immer lautet und es wurden auch mehr Fans bei den Heimspielen.

 

Hattest Du damals schon getrommelt?

 

Nein, die Trommel kam erst im Jahr 2000 dazu. Ein anderer Kumpel sprach mich an und sagte, er habe eine Basstrommel für mich. Dafür wollte er 80 Mark haben. Die Basstrommel habe ich noch heute, es musste nur drei, vier Mal das Fell ausgetauscht werden. Später kamen noch Leute von Erdgas und haben uns eine weitere Trommel gesponsert. Die hat dann Gero Schütz genommen. Er stand unten links, ich stand oben rechts. Einer hat den Takt angegeben und dann wurde Stimmung gemacht. Das haben auch die Leute mitbekommen, die im 11-Geschosser zwei Straßen weiter gewohnt haben.

 

Wie hattet Ihr Euch damals organisiert?

 

Anfangs war es nur informell und wir trafen uns nach dem Spiel im Turnschuh. Später gründeten wir den eingetragenen Verein „D-Fans-Jena“. Unser Motto war: „Lautstark und punktegeil“. Im Kern waren wir sieben bis zehn Personen. Im Vergleich zu dem Engagements der Mädels aktuell im Fanclub haben wir es eher ruhig angehen lassen.

 

Wann bist Du das erste Mal zu einem Auswärtsspiel gefahren?

 

Das müsste in Chemnitz oder in Rattelsdorf gewesen sein. Damals spielten wir in der Regionalliga Südost, also in der damaligen 3. Liga. Wir hatten immer unseren Spaß, haben Stimmung gemacht und uns auch mit den Fans der anderen Vereine bestens verstanden. Vor und nach dem Spiel saßen und tranken wir mit ihnen zusammen – da haben sich bis heute viele Fan-Freundschaften gebildet. Deswegen freue ich mich besonders, dass wir in dieser Saison in Bayreuth und Frankfurt antreten. Das waren stets tolle Begegnungen.

 

Warum das?

 

Einerseits wegen deren großartiger Fans. Andererseits weil wir speziell gegen Bayreuth schon viele emotionale Schlachten erlebt habe. Besonders erinnere mich an ein Spiel in Lobeda-West, als wir gegen Bayreuth mit 17 Punkten zurücklagen. Björn war damals Mitte 20, das erste mal Cheftrainer und ist richtig laut geworden, sodass wir das Spiel dann noch knapp gewinnen konnten. Obwohl die Spieler teilweise zehn Jahre älter und zwei Köpfe größer waren, haben alle auf ihn gehört.

 

Wie kam es dazu, dass sich der Basketball in Jena so positiv entwickelt hat?

 

Dafür gibt es viele Faktoren. Anfang der 90er Jahre waren Dietmar Bendix und Klaus Perlitz die Initiatoren, um den Basketballsport in Jena nach vorne zu bringen. Dank der Kooperation mit dem Sportgymnasium Jena bekamen wir jedes Jahr gute Jungs, die lange Zeit den Kern des Teams gebildet haben. Die Spieler kannten sich seit Jahren, haben sich blind verstanden und mit großer Leidenschaft zusammen gekämpft, selbst wenn andere Teams mit mehr Geld gestandene Spieler aufs Feld geschickt haben. Unsere Spieler waren vielleicht nicht die Besten, aber sie haben ihr Bestes gegeben. Die größte Entwicklung kam dann durch den Umzug in die Sparkassen-Arena.

 

Wie schwer ist es Dir gefallen die „Altehrwürdige“ in Lobeda-West zu verabschieden, als der Umzug feststand?

 

Mit dem Arena-Umzug im Januar 2014 ist ein jahrelanger Kampf endlich zu Ende gegangen. Es wurde schon lange vorher versucht, dass wir in Jena eine neue Halle bekommen. Damals haben wir uns teilweise mit den Handballern und Volleyballern um Trainingszeiten und Spieltermine gestritten. Die Begegnungsstätte in Lobeda-West war außerdem zu klein, es musste etwas Neues und vor allem Größeres her. Dazu haben wir als Fans auch Transparente aufgestellt und eine Unterschriftensammlung beim Stadtrat abgegeben. Doch ohne das freiwillige Engagement von Lars Eberlein, Wilfried Opitz und vieler anderer Sponsoren hätten wir in Jena bis heute keine Sparkassen-Arena oder Profi-Basketball. Sie haben Geld übrig für den Sport und investieren das Geld, damit hier Spaß entsteht. Da müssen wir vielleicht auch mal Danke sagen als Fans, denn allein mit den Eintrittspreisen könnte man das nicht hinbekommen. Selbst in der ProB benötigt man zahlungskräftige Sponsoren. Der eine trommelt, der andere investiert sein Geld als Sponsor: am Ende wollen wir alle den Basketball in Jena voranbringen.

 

An welche Momente wirst Du Dich Dein Leben lang erinnern?

 

Es gibt viele und es ist schwierig, da einzelne hervorzuheben. In mein Gedächtnis eingebrannt hat sich die pulsierende Ader am Kopf von Björn Harmsen, als er das Team in der Aufstiegssaison 2006/2007 in Bayreuth zum Sieg geschrien hat, nachdem wir hoch in Rückstand geraten waren. Oder als nach dem Aufstieg 2007 das Parkett in die Leichtbauhalle angeliefert wurde und wir Fans es mit eingebaut haben. Sportlich war der 74:73-Auswärtserfolg bei ALBA Berlin im Februar 2017 etwas ganz Besonderes – als Aufsteiger gegen den Pokalsieger, ebenfalls nach hohem Rückstand.

 

Wie viel bekommst Du vom eigentlichen Spielgeschehen mit, wenn Du mit Deiner Basstrommel die Mannschaft anfeuerst?

 

Ich schätze mehr als 95%. Es gilt konzentriert auf den richtigen Takt zu achten - ansonsten schaue ich das Spiel. Früher gab es in der Saisonvorbereitung ein Turnier mit vier Teams, den Köstritzer Schwarzbier-Cup. Da konnte ich - ohne Trommel und Geschrei - einfach sitzen, genießen und mir die neuen Spieler anschauen. Während der Saison folgen wir der Devise, die auch Björn beim Fantreffen betont hat: möglichst laut sein, damit das Team gepusht wird.

 

Worauf freust Du Dich in der neuen Saison am meisten?

 

Einerseits, dass Björn zurück ist. Er ist als Trainer total nahbar und weiß zu schätzen, wie wichtig die Fans und eine gute Stimmung sind. Andererseits freue ich mich auf viele spannende Derbys, Auswärtsfahrten und die Gastfreundlichkeit, die einem fast überall begegnet. Abseits der sportlichen Konkurrenz wird man herzlich empfangen, kann sich auch unter die gegnerischen Fans mischen und alles bleibt friedlich.

 

Letzte Frage: Wie schaffen wir es, wieder eine volle Arena zu bekommen?

 

Die Mannschaft muss erfolgreich spielen, dann kommen auch wieder mehr Leute vorbei. Ansonsten möchte ich allein wenig sagen, das sollte stattdessen in der größeren Runde besprochen werden. Wir haben zum Beispiel die sehr aktiven Mädels im Fanclub, die sich gern mit ihren Ideen mehr einbringen würden. Man sollte sich regelmäßig zusammensetzen und Neues probieren. Aus jedem Funken kann eine Flamme werden.

 

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