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Björn Rohwer im Interview - Wir können uns mit den Bedingungen in Jena sehr glücklich schätzen

 

 

 

 

 

 

Er gehört zu den sprichwörtlich großen Überraschungen des bisherigen Spieljahres bei Medipolis SC Jena, der 2.12m lange Center-Hüne Björn Rohwer. Nach der Unterarmfraktur von Alex Herrera übernimmt der im zurückliegenden Sommer verpflichtete Rendsburger als einziger etatmäßiger Center mit Bundesliga-Erfahrung die Fünf bei den Thüringern. Mit 12.1 Punkten und 3.8 Rebounds pro Spiel, für einen Big Man beachtlichen 83.3 Prozent von der Linie sowie einer 44-prozentigen Quote (!) aus der Distanz trug der 27-Jährige maßgeblich zum erfolgreichen 4:1-Saisonstart bei.

Auch im Heimsieg gegen die Nürnberg Falcons lieferte Big Björn genügend Gründe, erwartungsfroh auf die kommenden Wochen zu blicken. Nach seinen bisherigen Stationen Rendsburg, Ulm, Schalke, Vechta und Bochum baten wir den sympathischen Schleswig-Holsteiner zum Interview.

Björn, in welchem Alter hast Du zum ersten Mal Basketball gespielt?

Das war mit sieben oder acht Jahren in der Grundschule in Rendsburg. Einmal in der Woche gab es eine Basketball-AG, die ein Lehrer organisiert hat. Nachdem ich auf ein normales Gymnasium gewechselt bin, habe ich Flyer eines Basketball-Feriencamps gesehen, mich dort angemeldet und so bin ich mit zehn Jahren in den Verein gekommen. Dort gab es wöchentlich mehrere Trainings - man kann es hinsichtlich der Häufigkeit und Intensität jedoch nicht vergleichen mit dem, was reine Sportgymnasien heute bieten.

Du bist 2.12 Meter groß. Hast Du schon als Kind alle überragt?

Rein körperlich war ich in der Kindheit nur ein bisschen größer als der Durchschnitt. Erst im Alter von 14, 15, 16 habe ich ordentliche Schübe gemacht. Plötzlich war ich einen Kopf größer als meine Kollegen, die in der U14 noch gleich groß waren.

Wann bist Du das erste Mal in Deiner Karriere auf Jena getroffen?

Das erste Mal gegen Jena gespielt habe ich wahrscheinlich mit Ulm. In Ulm, meine erste Profistation, habe ich in der Pro B gespielt und in der 1. Mannschaft immer mal mittrainiert, bin mal mitgefahren und habe hier und da mal eine Minute bekommen.

In den letzten Jahren fanden Corona-bedingt zahlreiche Spiele mit wenig bis gar keinen Zuschauern statt. Wie hat sich das angefühlt?

Das war ganz komisch. Es war keine Energie, kein Flair, es hat sich nicht so richtig wie ein Spiel angefühlt, mehr wie ein Training oder Testspiel. Jetzt, wo man die ersten Spiele wieder mit Fans hat, merkt man wirklich, was einem gefehlt hat, was es für einen Unterschied macht, wenn Fans in der Halle sind und für Stimmung sorgen.

Woran liegt es, dass alle Spieler nach Abpfiff direkt in die Katakomben gehen, anstatt direkt eine Runde durch die Arena zu drehen?

Direkt nach dem Spiel ist es erst einmal so gedacht, dass es in der Kabine eine Ansprache vom Trainer gibt mit einigen Worten zum Spiel. Anschließend kommen wir alle raus, stretchen aus, reden mit den Fans, klatschen ab und geben Autogramme.

Bei Deiner vorherigen Station in Bochum hast Du im Durchschnitt 15 Minuten pro Partie auf dem Parkett gestanden. Wie viele Minuten sind für Dich realistisch diese Saison?

Das ist immer schwierig zu sagen, aber ich schätze mal wieder zwischen 15 und 20 Minuten, das kann mal mehr und mal weniger sein, je nachdem wie gut ich spiele, wie Alex spielt, wie viele Fouls man bekommt. Im Moment spiele ich natürlich ein bisschen mehr, weil Alex noch nicht zurück ist. Mal gucken, wie es sich mit seiner Rückkehr einpendelt.

Könntest Du Dich auch mit einer anderen Aufgabe auf dem Feld anfreunden, sobald Alex Herrera zurück ist? Beispielsweise indem Du als gelernter Center auf die Position des Power Forwards wechselst.

Das ist eher schwierig. Bei uns ist es ohnehin sehr flexibel zwischen den beiden großen Positionen. Alex und ich sind vom Spielertyp schon unterschiedlich, aber vom Körperlichen sehr ähnlich. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass wir das häufig gleichzeitig auf dem Feld stehen werden.

Bespricht man im Vorfeld einer Unterschrift, wie viele Minuten man in der Saison mindestens auf dem Feld stehen wird?

Die konkrete Minutenzahl ist im Vertrag nicht geregelt, aber es wird im Vorfeld grob über die Rolle gesprochen, die man im Team ausfüllen wird. Ich wusste, dass Alex hier ist, dass er voraussichtlich der Starter sein wird und wir uns die Position als Center teilen. Man weiß ungefähr, in welche Richtung es gehen wird.

Es kann sich aber auch immer anders entwickeln, wenn jemand anderes besser ist oder noch jemand dazu geholt wird. Der Trainer hat in der Sommerpause ein Bild im Kopf, wie er sich die Mannschaft zusammenbauen möchte, welche Rollen er benötigt und vergeben kann. Das wird mit allen besprochen, ist also sehr transparent.

Du warst 2013 mit der U18-Nationalmannschaft in Mazedonien. Welche Erinnerung hast Du noch an das Turnier und auf welche bekannten Spieler bist Du getroffen?

Wir haben u. a. gegen Österreich mit Jakob Pöltl gespielt. Er ist seit einigen Jahren in der NBA bei den San Antonio Spurs. Insgesamt war es eine richtig coole Erfahrung dieses eine Turnier für die Nationalmannschaft zu spielen. Als ich vor dem ersten Spiel auf dem Feld stand und plötzlich die Nationalhymnen gespielt wurde, da hatte ich im Vorfeld nicht dran gedacht.

Das war Deine erste Berufung für die Nationalmannschaft?

Ja - in der U16 war ich mal im 50er oder 60er Kader. Nur bei der U18 war ich bis zum Ende dabei. Zunächst wird innerhalb der Bundesländer ausgesiebt. Davon verbleiben beispielsweise 180 Spieler. Dann kommen die 50 besten zu dem großen Lehrgang - dann werden 30 aussortiert. Anschließend reduziert man den Kader in der Vorbereitung auf 13 oder 14 Spieler, wovon am Ende 12 Spieler mitfahren. In der Vorbereitung waren wir in Spanien zum Testspiel und in Frankreich zu einem Vorbereitungsturnier. Es war mir in dem Alter schon klar, dass es schwierig werden würde, den Übergang von der Jugend-Nationalmannschaft in den Herrenbereich zu schaffen. Musste man sich bisher innerhalb von zwei Jahrgängen durchsetzen, konkurriert man plötzlich mit allen zwischen 18 und 35 Jahren.

Du hast aktuell in Jena einen Einjahresvertrag unterschrieben. Davor warst Du ein Jahr in Vechta und in Bochum. Wie fühlt es sich für Dich an wenn Du weißt, Du bist vermutlich nur kurze Zeit an einem Standort sein wirst?

Am Anfang war es schwieriger für mich, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Die meisten Spieler, so auch ich, sind gern für mehrere Jahre am selben Fleck. Dafür muss es aber für beide Seiten passen – sowohl sportlich als auch menschlich. Ich hatte nicht die beste Saison letztes Jahr in Bochum. Sollten wir aufsteigen, dann ist noch völlig unklar, wie der Kader aussehen könnte.

Wie hat sich der Kontakt zu Domenik entwickelt?

Wir kennen uns schon länger. Domenik wollte mich 2015 nach Ehingen holen, als ich nach Ulm gegangen bin. Seitdem sind wir uns häufiger auf dem Feld begegnet, damals in der Pro B und auch die letzten Jahre mit Schalke und Bochum, als wir auf Ehingen getroffen sind. In diesem Sommer hat Domenik einen Deutschen für die großen Positionen gesucht. Wir haben uns an der Sparkassen-Arena getroffen und ich habe mir alles angeschaut. Anschließend waren wir dann noch in der Innenstadt essen und im Paradiespark spazieren. Die Stadt ist schön und die Bedingungen professioneller, als an vielen anderen Standorten. Ich bin sehr glücklich in Jena.

Was verstehst Du unter „professionelle Bedingungen“?

Es gibt eine eigene Arena, es gibt die Trainingshalle, es gibt den eigenen Kraftraum und die Physiotherapeuten sind auch bei den Trainingseinheiten dabei. Das sind Bedingungen, wie sie in der Pro A selten vorkommen. Bei einer vorherigen Station waren wir abhängig davon, welche Hallenzeiten wir von der Stadt bekommen haben, wann die Schulen ihre Turnhalle frei haben. Man trainierte an fünf Tagen in fünf verschiedenen Trainingshallen – teilweise ohne 3er-Linie. Es macht einen großen Unterschied, ob an einem Standort BBL-Bedingungen vorherrschen, oder ob jemand frisch von der Pro B aufgestiegen ist. Jena ist ambitioniert und wir können uns mit diesen Bedingungen hier sehr glücklich schätzen.

Welche Deiner heutigen Mitspieler kanntest Du schon von früher?

Zusammengespielt habe ich tatsächlich noch mit niemandem, doch gerade die Deutschen kenne ich eigentlich alle. Wenn man schon einige Jahre in der Pro A unterwegs ist. kennt man sich, zumindest vom Sehen. Mit den meisten Jungs hat man meist vor oder nach einem Spiel etwas Kontakt. Oder man wechselt im Spiel mal ein Wort miteinander. Von den Amerikanern kannte ich Shaq und Scootie, als sie noch in Braunschweig gespielt haben. Auf Taki bzw. Ehingen bin ich letztes Jahr getroffen. Mit Alex habe ich mich schon oft im Spiel „gebattelt“, als er noch in Hagen oder später in Jena war.

Du sagtest man unterhält sich auch während des Spiels ein bisschen mit den Gegenspielern. Wie konstruktiv oder destruktiv sind die Gespräche?

Manchmal geht es in die Richtung von Trash Talk und es wird versucht, den Gegner etwas aus dem Konzept zu bringen. Häufig spricht man aber, wenn der Ball gerade im Aus ist oder die Schiedsrichter über eine Entscheidung diskutieren müssen. Dann steht man nebeneinander und redet über die Szene, die gerade passiert ist.

Ihr habt die ersten drei Spiele gewonnen. Was hat besonders gut funktioniert bzw. wo ist das größte Entwicklungspotenzial?

Wir waren als Mannschaft sehr geschlossen, auch wenn die gegnerische Mannschaft mal einen Run hatte oder ins Spiel zurückgekommen ist. Wir haben immer die Kontrolle behalten. Man muss aber dazu sagen, dass es bisher nicht die stärksten Mannschaften waren. Schlecht war: zu viele Ballverluste, zu viele Turnover. Da müssen wir besser auf den Ball aufpassen. Auch an unserer Entscheidungsfindung müssen wir noch arbeiten.

Was war für Dich das erfolgreichste Spiel persönlich diese Saison?

Das Düsseldorf-Spiel, auch wegen des Coast-to-Coast. Das wird wahrscheinlich auch nicht mehr so oft passieren in meiner Karriere.

Merkt man teilweise schon beim Aufstehen oder beim Frühstück: Hey, heute bin ich gut drauf, oder zeigt sich das erst im Spiel?

Ja, das ergibt sich gewöhnlich erst im Spiel. Ich habe im Leben die Erfahrung gemacht, dass es eher schlecht fürs Spiel ist, wenn man sich morgens sehr wohl fühlt, und umgedreht. Ich hatte mich in Düsseldorf ganz normal gefühlt, nicht besonders gut oder schlecht. Wir hatten morgens Shootaround und die Körbe waren sehr hart, es hat sich ganz komisch angefühlt. Ich habe gar nichts getroffen und mich gefragt, wie man denn hier treffen soll. Ich dachte: okay, heute mehr Inside spielen. Und dann sind im Spiel auf einmal alle Dreier gefallen.

Wie nutzt Du bei Auswärtsfahren die vielen Stunden im Bus?

Grundsätzlich ist es ein großer Unterschied, ob wir am Tag vorher fahren oder ob wir erst am Spieltag anreisen. Wenn man am selben Tag anreist, dann versucht man nochmal einen kleinen Nap im Bus zu machen, Musik zu hören, zu entspannen und dann mit der Ankunft konzentriert zu sein. Wenn wir einen Tag vorher fahren – ich absolviere noch ein Fernstudium im Bereich Logistikmanagement – versuche ich nochmal ein, zwei Stunden etwas für die Uni lesen und Inhalte nach- oder vorzuarbeiten. Das würde aber nicht gehen, wenn am selben Tag ein Spiel wäre. Da würde ich mich mental schon zu sehr beanspruchen.

Ansonsten spielt die deutsche Fraktion gern mal eine Runde Wizard im Bus. Wir haben ein Brett, das wir zwischen die Sitze der letzten Reihen klemmen und sitzen dann drumherum. Das ist natürlich nicht ideal, geht aber schon.

Wie sieht es bei den Rückfahrten aus?

Zurück fahren wir immer noch am selben Abend. Es wird erst einmal gegessen, man ist noch aufgewühlt vom Spiel, man redet mit den Jungs über Entscheidungen der Schiedsrichter, alles was einen noch beschäftigt, besondere Situationen, ein entscheidendes Foul zum Beispiel. Oder ich schicke unserem Pressesprecher ein Statement zum jeweiligen Duell für den Spielbericht. Nach ein, zwei Stunden merkt man, dass es sich im Bus beruhigt. Die Jungs werden langsam müde, versuchen zu schlafen oder hören Musik, schauen Filme oder Serien. Spätestens nach drei, vier Stunden ist komplette Ruhe im Bus, weil fast alle schlafen, so gut das eben auf einem 2er Sitz möglich ist. Mit etwas Glück hast Du sogar eine ganze Reihe für Dich, bis dann einer auf die Toilette muss und drüberklettert. Einige liegen auch im Gang auf einer Matte.

Gibt es feste Sitzplätze oder ist bei jeder Auswärtsfahrt aufs neue freie Platzwahl?

Ja, jeder hat seinen festen Platz. Es ergibt sich in den ersten zwei, drei Vorbereitungsspielen, wo sich die Leute spontan hinsetzen. Die Trainer sitzen vorne, die Spieler sitzen im hinteren Bereich. Spieler, die schon länger hier sind, haben ein bisschen Vorrecht bzw. die Älteren suchen sich einen Platz vor den Jüngeren. Aber das groovt sich relativ schnell ein und ist harmonisch.

Bei Deiner Spielervorstellung auf der Website wurde Dein guter Wurf erwähnt. Was zählst Du außerdem zu Deinen Stärken?

Primär der Wurf. Ansonsten bin ich relativ schnell, um im Fastbreak mit nach vorn zu laufen oder als Trailer zu fungieren. Offensiv-Rebounding ist auch eine Stärke von mir.

Was sind Bereiche, an denen Du noch größeres Entwicklungspotential siehst?

Ich kann lateral noch schneller werden, also seitlich in der Verteidigung. Das würde insbesondere dann helfen, wenn ich in eine Switch-Situation komme, also plötzlich einen Guard verteidigen muss. Auch körperlich kann ich noch etwas zulegen. Nicht unbedingt an Masse, eher Kraft, Schnelligkeit, Sprungkraft und Schnellkraft, da hat man nie ausgesorgt. Ich bin von Grund auf nie der athletischste gewesen und werde es wohl auch nicht mehr. Beim Spielverständnis kann ich schauen, dass ich mich da verbessere. Auch wenn es darum geht, schnell in die neuen Systeme eines Trainers reinzukommen.

Wie viele verschiedenen Systeme spielt Ihr?

Schon eine Menge. Jedes System hat dann nochmal Untersysteme oder andere Optionen, die man machen kann. Je nachdem welche Möglichkeiten einem der Gegner gibt oder wegnimmt. Dann kommt man locker auf 20, 30 Systeme, vielleicht sogar mehr. Und da werden nochmal welche dazu kommen in Richtung Playoffs.

Weißt Du auch beim Gegner, welche Handbewegung welches System bedeutet?

Unsere Coaches machen da einen sehr guten Job, was die Vorbereitung und das Scouting des Gegners angeht. Natürlich weiß man nicht alles, man findet nicht alles heraus. Manchmal entwickeln Teams speziell für das Wochenende nochmal etwas Neues, damit man etwas bringt, was die Gegner noch nicht gesehen haben. Bei einem Großteil weiß man aber schon, was sie spielen wollen und wie wir das verteidigen wollen.

Wie bereitet Ihr Euch inhaltlich auf den Gegner vor?

Zum Beispiel durch die tägliche Videoanalyse. Am Anfang der Woche rückblickend, ab Mitte der Woche vorbereitend auf den nächsten Gegner. Dann schauen wir uns an, was sie defensiv machen, was sie offensiv machen. Zusätzlich kriegen wir noch einen Scouting-Report. Das sind so vier bis fünf Seiten, in denen die Statistiken von ihnen gelistet sind, die Spieler mit Beschreibung, was sie machen und die Spielzüge von ihnen. Die werden meistens von den Coaches verteilt, meist am Mittwoch oder Donnerstag, wenn die Vorbereitung auf die Gegner losgeht. Man hat eine Vorbereitung von zwei oder drei Tagen auf das Spiel.

Wie sieht ein normaler Trainingstag für Dich aus?

Die meisten Tage trainieren wir zweimal, jeweils ungefähr zwei Stunden als reine Trainingszeit. Man sollte aber schon eine halbe Stunde vorher da sein, damit Du eine Viertelstunde vorher umgezogen auf dem Feld stehst. Man hat also rein körperlich ungefähr 5 bis 6 Stunden am Tag „Aufwand“. Man muss sich vor- und nachbereiten mit Stretching, Taping und auch mental bereit sein: was haben wir gestern und am heutigen Morgen trainiert?

Kann man sich selber tapen?

Man lässt sich tapen. Es gibt immer mal wieder Spieler, die sich selber tapen, aber das entsteht dann mehr aus der Not heraus weil niemand da ist, der das sonst macht. Wir haben in Jena immer Physios da. An anderen Standorten gibt es keine Physios beim Training, da haben sich die Spieler das Tapen selber beigebracht.

Was machst Du in der Zeit, wo Du nicht trainierst, außer dem Fernstudium?

Mittags oder abends nach dem Training geht man etwas essen mit den Jungs, die Lust haben. Ansonsten mache ich zwischen den Trainingseinheiten einen kleinen Nap, so 30 Minuten. Abends gucke ich Basketball, schaue Serien wie Game of Thrones, telefoniere mit der Familie bzw. meiner Freundin. Im November werden wir mit dem Team ins Kino gehen mit einem Film auf Englisch, damit es alle verstehen.

Kommuniziert Ihr untereinander nur auf Englisch oder ist es gemischt?

Wenn wir Wizard nur mit Deutschen spielen, dann reden wir natürlich Deutsch. Im Training reden wir viel Englisch. Wenn ich aber direkt mit Stephan oder dem Trainer spreche, dann ist es auf Deutsch.

Wie oft wirst Du von Menschen in Jena angeschaut oder angesprochen?

Angesprochen sehr selten. Angeguckt immer und überall, insbesondere wenn man mit verschiedenen Jungs unterwegs ist, die alle groß sind. Daran habe ich mich gewöhnt, das ist schon als Jugendlicher so gewesen.

Was war die beste Entscheidung Deines Lebens?

Das ist schwierig zu sagen. Alle Entscheidungen haben Vor- und Nachteile. Ich kann zumindest sagen, dass ich mit der Entscheidung, nach Jena zu wechseln, sehr zufrieden bin. Ich fühle mich hier sehr wohl, es macht Spaß mit den Jungs und dem Trainer-Team. Das beste Erlebnis war mit Ulm die Pro B-Meisterschaft mit dem Aufstieg in die ProA, das war 2016/2017. Aufstiege sind immer etwas Besonderes.

Gibt es Entscheidungen, die Du rückblickend anders treffen würdest?

Die Frage versuche ich mir gar nicht zu stellen. Am Anfang, als ich mich entschieden habe, den Weg als Profi einzuschlagen, stand Ulm oder Braunschweig im Raum. Beide Standorte mit Teams in der ProB und in der BBL. Da hat mein Agent gesagt: wenn Du Dich jetzt entscheidest, dann ist die andere Option Geschichte, dann gibt es hinterher keine Überlegungen mehr mit „Was wäre wenn und hätte ich doch …“. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann stehe ich voll hinter dieser Entscheidung, dann gibt es nichts anderes mehr.

Wie häufig kommt es vor, dass man in der Karriere den Agenten wechselt?

Man könnte ihn wechseln, wenn man mit seiner Arbeit nicht zufrieden wäre oder es menschlich nicht passen würde. Auch können die Agenten sagen, dass man besser getrennte Wege geht. Ich habe meinen Agenten, seitdem ich mit 19 Jahren mit dem Profi-Basketball begonnen habe und bin mit ihm sehr zufrieden.

Bis zu welchem Alter ist es realistisch, als Basketballprofi, insbesondere als Center, sein Geld zu verdienen?

Das ist breit gefächert. Die Altersspanne reicht zwischen 30 und 40 Jahre und kommt immer auf den Typ an. Wie lang hat man Lust? Wie verkraftet der Körper die Belastung? Bei einigen gibt der Körper früher auf, bei anderen hält er länger durch. Beim Mitteldeutschen BC spielt Tremmell Darden, der ist 40 Jahre alt und macht für sein Alter einen sehr fitten Eindruck. Es gibt aber auch andere, die mit 30 körperlich total durch sind, wo gar nichts mehr geht. Ich habe mir keine Altersgrenze gesteckt. Sobald ich keinen Spaß mehr habe, wenn es eine körperliche oder mentale Quälerei wird, ist für mich der Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören.

Macht es bezüglich der Karrieredauer einen Unterschied, ob man Flügelspieler oder Center ist?

Die Guards spielen häufig länger, weil sie weniger abbekommen. Ihr Spiel ist etwas weniger körperlich. Die Gelenke bei großen Spielern werden schon deutlich stärker belastet. Es gibt dann die Standardprobleme mit Knie und Rücken. Dirk Nowitzki hat auch gesagt, dass er rückblickend lieber die letzten ein, zwei Jahre früher hätte aufhören sollen. Ich habe zum Glück noch keine negativen Begleiterscheinungen.

Welche Pläne hast Du für die Zeit nach Deiner Karriere?

Das ist noch relativ offen. Das Einzige was ich weiß ist, dass ich eher kein Trainer werden möchte. Später möchte ich gern ein „normales“ Leben haben, mit Zeit für Freunde, Familie, vielleicht eine eigene Familie gründen und nicht an den Wochenenden unterwegs sein.

 

 

 

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