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Neuzugang Jonathan Kazadi im Interview: „Jena erinnert mich ein wenig an zu Hause“

 

 

 

 

 

 

Er war der letzte Neuzugang des Kaders von Domenik Reinboth und landete Ende August bei der Mannschaft. Während der schweizer Nationalspieler Jonathan Kazadi aufgrund eines WM-Qualifikationsturniers mit den Eidgenossen einen nur verkürzten Sommer genießen konnte, wartet er noch auf sein Pflichtspieldebüt im Trikot von Medipolis SC Jena. Grund sind anhaltende Adduktorenprobleme, die einen Einsatz bisher leider verhinderten. Der gebürtige Berner ist natürlich dennoch jeden Tag in Jena-Burgau vor Ort, um sich fit zu machen und von der medizinischen Abteilung behandeln zu lassen. Wir trafen uns mit Jonathan für ein erstes Interview.

Jonathan, Du bist jetzt seit gut fünf Wochen in Jena, warst der letzte Neuzugang. Wie bist du von den Jungs aufgenommen worden?

Ich habe mich schon sehr gut eingelebt, einleben können. Das Team hat mich sehr einfach gemacht, mich schnell aufgenommen und so war es kein Problem, um anzukommen. Es ist ein gutes Gefühl hier zu sein, auch wenn wir im Verlauf der letzten Wochen immer wieder mit kleineren Blessuren oder verletzungsbedingten Ausfällen zu kämpfen hatten. Insofern werden wir zwar sicher noch Zeit brauchen, bis wir auf dem Parkett bei 100 Prozent sind. Aber die Teamchemie stimmt und deswegen bin ich sehr optimistisch, dass es nicht lange dauern wird, bis wir in den Spielen ähnlich gut harmonieren.

Du warst noch nie in Jena. Wie gefällt dir die Stadt? Erinnert sie Dich durch die Berge ringsherum vielleicht sogar ein wenig an die Schweiz?

Ich war tatsächlich noch nie in Jena. Ich mag die Größe der Stadt. Sie ist nicht zu klein und nicht zu groß, aber sehr aktiv. Ich habe mir zuletzt auf eBay ein Fahrrad besorgt und werde demnächst so die Umgebung erkunden und kennenlernen. Irgendwie erinnert mit Jena tatsächlich so ein wenig an zu Hause. Auch wenn bei uns die Berge noch ein ganzes Stück höher sind (lacht). Wir hatten in der Vorbereitung ein Team-Event, sind zum Fuchsturm gewandert und da konnte ich landschaftlich schon einiges mitnehmen.

Hast Du im Team schon ein paar Jungs, mit denen Du dich besonders gut verstehst?

Mit Clint habe ich ja schon gemeinsam in Fribourg gespielt. Insofern war er meine erste Anlaufstation. Seit meiner Ankunft konnte ich aber auch schon mit einigen anderen, den meisten Spielern eine gute Bindung aufbauen. Da sind sicher ein paar Jungs dabei, mit denen ich befreundet bleiben werde, auch wenn wir mal nicht mehr zusammen auflaufen.

Wie groß wird Deiner Meinung nach die Umstellung vom schweizer oder französischen Basketball zum deutschen Basketball sein?

Gute Frage. Ich glaube, dass es schon etwas anderes sein wird. Unser Team ist beispielsweise im Vergleich zu den Mannschaften, in denen ich vorher gespielt habe, definitiv tiefer besetzt. Das wird meiner Meinung nach auch eine unserer großen Stärken sein. Vom Spielstil ist mein erster Eindruck, dass es hier ein bisschen technischer ist, in Frankreich dafür physischer gespielt wird. Auch bei den Spielern haben wir im Vergleich deutlich mehr große Jungs dabei. In Frankreich sind viele Positionen undersized. Da hast du in der ganzen Liga vielleicht ein oder zwei Center, die an die 2.10m herankommen. Für mich könnten, speziell im Pick and Roll, mehr Vorteile entstehen.

Du warst im Sommer mit der schweizer Nati in der WM-Pre-Quali unterwegs.Blieb trotzdem etwas Zeit für Urlaub?

Das war schon ein wenig anders als sonst. Auch wenn ich aufgrund der Vorjahre mit der Nationalmannschaft an solche kurzen Sommer gewöhnt bin, ging die Saison in Frankreich nach einer Corona-bedingten Unterbrechung länger als sonst. Danach hatte ich etwa Zeit, in denen ich mit meiner Freundin für zehn Tage nach Griechenland geflogen bin, um etwas abzuschalten. Anschließend ging es dann schon wieder in Trainingslager mit der Schweiz. Da habe ich schon gemerkt, dass die Zeit zum Entspannen zwischendurch kürzer war als sonst. Wenn du dann noch ein paar kleinere Blessuren mit dir herumschleppst, die du nicht richtig ausheilen lassen kannst, wird es schwierig. Ich bin einer der gern trainiert. Insofern muss ich da aufpassen, um nicht zu übertreiben.

Du hast in der schweizer Nati mit Robert Zinn gespielt, der vor nicht allzu langer Zeit auch schon das MBC-Trikot getragen hat. Habt Ihr euch im Vorfeld über Deutschland und die Liga unterhalten?

Robert ist ein guter Kumpel von mir. Er spielt jetzt in Fribourg und hat mir während des Qualifikations-Turniers viele wichtige Infos und Tipps gegeben, nachdem feststand, dass ich nach Deutschland in die ProA wechseln werde. Wir haben uns also ausführlich über das Land und den Basketball hier ausgetauscht, auch wenn das eigene Erleben dann authentischer ist.

Die dazu passende, obligatorische Frage: Hast Du schon eine echte "Thüringer Bratwurst" probiert?

Noch nicht. Ich wusste bisher gar nicht, dass die Bratwurst eine regionale Spezialität ist. Ich war zwar schon bei einem lokale Currywurst-Anbieter, aber das ist ja etwas anderes. In der Schweiz ist St. Gallen für seine eigene Bratwurst bekannt. Wenn du beispielsweise bei den Young Boys in Bern ins Stadion gehst, kannst du auch Bratwurst essen, dann aber eher einheimische, keine echten Thüringer. Ich werde auf jeden Fall schauen, dass ich demnächst eine lokale Bratwurst teste.

Wie zufrieden bist Du mit dem Abschneiden der Schweiz in Pre-Quali für die WM gewesen?

Wenn du auf die Resultate schaust und dir die Tabelle ansiehst, natürlich nicht wirklich zufrieden. Wir haben in einer Dreier-Gruppe mit Mazedonien und der Slowakei gespielt. Alle drei Teams hatten am Ende eine ausgeglichenen Bilanz und dann hat uns der direkte Vergleich auf den 3. Platz geschoben. Die ersten beiden Teams kommen weiter. Im letzten Gruppenspiel zwischen unseren zwei Gegnern wussten beide, bei welchem Ergebnis sie weiterkommen und so kam es dann leider auch. Andererseits hatten wir in unserer abschließenden Begegnung davor selbst die Chance, das Weiterkommen aus eigener Kraft zu schaffen und müssen uns da an die eigene Nase fassen.

Welche Stärken und Schwächen hat Jonathan Kazadi?

Das ist wirklich eine nur schwer zu beantwortende Frage, als Mensch sowie als Basketballer. Auf dem Parkett bin ich wahrscheinlich ab und zu noch zu passiv oder zu zögerlich. Dafür ist meine Variabilität schon sicher eine meiner größten Stärken – und die Gelassenheit, die man den Schweizern meist nachsagt (lacht). Ich lasse mich nur selten nervös machen, als Spieler und als Mensch.

Vor dem Turnier mit der Schweiz hattest Du eine komplett andere Frisur. Jetzt mit frischem Kurzhaarschnitt musste man bei der Übertragung erst einmal suchen und sich an der Trikotnummer orientieren. Wann fiel der Entschluss, sich zu verändern?

Die Entscheidung fiel im Verlauf dieses Sommers . Ich hatte den jetzigen Haarschnitt zwar schon früher, als ich noch jünger war, über einen bestimmten Zeitraum, habe dann aber wieder wachsen lassen. Nachdem es zuletzt langsam aber immer weniger wurde und ich 30. Geburtstag gefeiert hatte, war es Zeit für eine Veränderung (lacht).

Was war die dümmste Frage, die dir jemals in einem Interview gestellt wurde?

Ich glaub, dass mir die Frage in der Schweiz gestellt wurde. Es ist in der schweizer Liga so, dass der Topscorer des jeweiligen Teams ein spezielles Trikot trägt. Da steht auch Topscorer drauf. Ich hatte zu Beginn einer Saison in Fribourg mal dieses Jersey an, als mich ein Journalist fragte, was denn mit unseren Imports nicht stimmen würde und ob unsere Ausländer zu schlecht wären.

Wo soll es für dich in der Zukunft hingehen?

Also das ideale Szenario für mich wäre, mit Jena aufzusteigen und mich dann in der BBL beweisen zu können. Ich glaube, dass ich mich mit 30 Jahren gerade in meiner Prime befinde und für zwei, drei Jahre auf einem guten Level spielen kann. Ich habe den Wunsch, mich noch einmal – gern mit den Jungs hier in Jena – in Deutschlands erster Liga zu beweisen. Nach der Karriere wird es zurück in die Schweiz, zurück nach Bern gehen.

 

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