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Nachwuchs als Basis für nachhaltigen Erfolg

„Wir brauchen einen langen Atem“, hatte Science-City-Trainer Björn Harmsen im vergangenen Sommer vor Antritt seines Drei-Jahresvertrages beim Thüringer Zweitligisten gesagt. Die erste Saison der Amtszeit ist absolviert, die Jenaer Basketballer befinden sich nach dem Ende der Zweitliga-Saison in der Sommerpause und dennoch bleibt kaum Zeit zu verschnaufen. Vertragsverlängerungen stehen an, Neuzugänge warten und so öffnen sich im administrativen Bereich auch ohne Spielbetrieb genügend anspruchsvolle Aufgaben die in den kommenden Wochen abzuarbeiten sind. Nachdem die Saalestädter ihre Lizenz für die Saison 2014/2015 vom Liga-Büro aus Köln erstmalig ohne Auflagen oder Bedingungen erhielten, läuft die Planung zur Mannschaftszusammenstellung auf Hochtouren. Unterdessen lohnt sich ein Blick zurück auf das beste Abschneiden der Jenaer seit dem Erstligaabstieg.

Herr Harmsen, Ihr Team hat im vergangenen Spieljahr mit schnellem, erfrischendem Offensiv-Basketball überzeugt, konnte sich früh für die Playoffs qualifizieren. Wie beurteilen Sie die abgelaufene Saison?

Von Anfang bis zum Ende des Spieljahres hat das Team eine sehr positive Entwicklung genommen. In der holprigen Vorbereitung konnte man sehr gut sehen, dass wir einen junge Kader zusammengestellt haben. Dennoch waren die Jungs pünktlich zum Saisonstart entsprechend fokussiert, haben in den folgenden Wochen und Monate zunehmend besser harmoniert. Wir sind sehr gut in die Saison gekommen, konnten mit intensivem und aggressiven Tempo-Basketball überzeugen. Die Spieler waren mit viel Energie dabei, haben sich wohl gefühlt und waren vor allem in der Vorrunde in der Lage viele knappe Duelle zu gewinnen. Der Verein und ich sind mit dem Ziel angetreten, jungen deutschen Nachwuchs auszubilden und dabei unser sportliches Ziel, die Playoff-Qualifikation nicht aus den Augen zu verlieren. Dieser Spagat hat sehr gut funktioniert, ist allerdings auch erst der Beginn einer Entwicklung, an die wir in den kommenden Jahren anknüpfen müssen. Uns ist es gelungen in Bezug auf Jugendförderung und sportlicher Leistungsfähigkeit den ersten Schritt zu machen, die nächsten werden folgen.

Der Umzug aus Lobeda-West in die neue Sparkassen-Arena war ein entscheidender Schritt in eine bessere Basketball-Zukunft. Wie hat das Team diese Veränderung verarbeitet?

Der Aufbruch in ein neues Zeitalter war natürlich ein großes Ereignis. Allen Verantwortlichen gebührt ein großes Dankeschön für den fast reibungslosen Ablauf. Die neuen, wesentlich besseren Rahmenbedingungen wurden vom Team schnell angenommen. Nachdem wir die Arena mit einem Sieg im Thüringen-Derby gegen Gotha einweihen konnten haben wir uns in den folgenden Wochen mehr und mehr an die neue Umgebung gewöhnen können. Mit dieser Spielstätte wurde ein wichtiger Schritt für eine bessere Entwicklung unserer Sportart in Jena vollzogen.

Ihre Mannschaft hat am Ende der regulären Saison geschwächelt, um in der Playoff-Serie gegen Gießen noch einmal anzugreifen, konnte mit zwei emotionalen Heimsiegen den ehemaligen Erstligisten in ein entscheidendes, fünftes Duell zwingen. Sind Sie enttäuscht, dass es nicht für das Halbfinale gereicht hat?

Im Endspurt der Hauptsaison hat man den Jungs ihre Müdigkeit nach einer langen und kräftezehrenden Saison schon deutlich angemerkt. Dennoch hat das Team im Viertelfinale noch einmal die letzten Reserven mobilisiert, gegen Gießen auf die Zähne gebissen und um seine Chance gefightet. Die beiden Disqualifikationen gegen Dorenzo Hudson und Garrett Sim, gegen zwei wichtige Leistungsträger, konnten wir rückblickend nur kurz kompensieren. Eine derartige Qualität lässt sich eben nur schwer ersetzen und so ist uns trotz viel Emotionen und Leidenschaft am Ende etwas die Luft ausgegangen. Trotzdem hat das Team viel Charakter bewiesen. Die ausnahmslos knappen Ergebnisse sprechen da eine deutliche Sprache. So waren es nur Nuancen, die in fast jedem Spiel über Sieg oder Niederlage entschieden haben.

Sie haben sportlich die beste Saison seit dem Erstligaabstieg hingelegt, die Playoffs frühzeitig gesichert und fast problemlos junge Spieler in den Kader eingebaut. Sie waren von Anfang an von diesem Konzept überzeugt?


Natürlich, sonst hätten wir diesen Weg nicht einschlagen können. Junge und talentierte Spieler wie Daniel Mayr, Julius Wolf, Georg Voigtmann und Lars Wendt haben sehr viel Potential, benötigen aber eben auch die entsprechende Spielzeit um sich zu entwickeln. Vom Sitzen auf der Bank wird keiner der Jungs besser, wird es keinem gelingen zu reifen, um irgendwann eine Rolle als Leistungsträger übernehmen zu können. Der eingeschlagene Weg, unser Jenaer Weg in Zusammenarbeit mit dem Sportgymnasium ist der maßgebliche. Talent fördern heißt auch Talent spielen zu lassen und nicht nur aufgrund der Quote ins Team zu integrieren. Den Standortvorteil mit unserem Sportgymnasium in Jena müssen wir nutzen. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Hinsichtlich der besten Platzierung seit dem BBL-Abstieg bestätigt dieses Konzept unseren Weg.

Einige Teile des Teams werden sich aufgrund ihrer starken Leistungen aus Jena verabschieden, werden bessere Angebote von Konkurrenten bekommen und auch annehmen.

Das ist im Sport doch der übliche Lauf der Dinge. Spielst du gut und machst mit guten Statistiken auf dich aufmerksam, wird die Konkurrenz hellhörig, bekundet ihr Interesse und macht gute Angebote. Wir werden da wirtschaftlich vernünftig handeln, uns nicht übernehmen und sicher auch guten Ersatz verpflichten. Unsere Zuschauer und Fans werden sicher einige Gesichter wiedersehen, andere werden im kommenden Spieljahr die Trikots von Erstligisten oder auch der Konkurrenz tragen.

Was erwarten Sie in der kommenden Saison?

Die Karten werden neu gemischt. Mit Prognosen bin ich lieber etwas zurückhaltender. Die ProA ist eine sehr unberechenbare Liga. Crailsheim ist beispielsweise in der vorletzten Saison nur knapp dem Abstieg in die ProB entgangen, in dieser Saison standen sie im Finale und sind sportlich in die BBL aufgestiegen. Allein dieses Beispiel sollte genügen, um zu verdeutlichen wie schnell es nach oben oder unten gehen kann.

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