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Nils Owen Schmitz im Interview: "Ich trainiere schon für die neue Saison"

Nils Owen Schmitz kam im Sommer 2022 aus Karlsruhe und hat es im Saisonverlauf geschafft, sich zunehmend mehr Spielzeit zu erarbeiten. Mit welchen Zielen ist Nils in die Saison gestartet? Worauf kommt es in der Defense an? Und wie verbringt Nils die Off-Season?

Dieses und vieles mehr erfahrt Ihr im heutigen Interview. Einige Passagen wurden bereits im Spieltagsheft veröffentlicht, heute folgt das komplette Interview. 

 

Wann hast Du erstmals einen Basketball in den Händen gehalten?

 

Das war mit 10 Jahren in Reutlingen. Davor hatte ich bereits Fußball gespielt. Ein Freund, der damals im Basketball-Verein war, sagte zu mir ich solle mal mitkommen. Damals war ich schon sehr energiereich, konnte nicht zu Hause sitzen und Basketball war genau das Richtige für mich.

 

Du hast das Nachwuchsprogramm der Tigers Tübingen und von Bayern München erlebt: wie sind sie im Vergleich zu Jena aufgebaut?

 

In Tübingen war der Jugendbereich nicht so groß, es gab ein kleineres Budget und es war daher sehr familiär. Der Basketball-Standort München ist sehr professionell, Alba Berlin ist sehr professionell, sie verfügen über ein großes Budget. Es hat mir in München an nichts gefehlt, wir wurden rundum verpflegt, die Jugendspieler haben jederzeit Zugang zu einer Halle und Krafträumen. Wer möchte, kann also so viel trainieren, wie er will. Das ist in Jena für die Jugendspieler ähnlich.

 

Wie kam es dazu, dass Du vor dieser Saison nach Jena gewechselt bist?

 

Als ich in der JBBL und NBBL in Tübingen gespielt habe, sind wir oft auf Ehingen getroffen, wo Domenik Reinboth Jugendtrainer war. Auch nach den Spielen haben wir damals ein, zwei Mal locker miteinander geredet.

 

Im Sommer 2022 ist der Kontakt zu Domenik wieder zustande gekommen. Es hat sich schnell gezeigt, dass er mich gern hier haben würde, er hat regelmäßig meinen Agenten und mich kontaktiert. Bevor ich mich für Jena entschieden habe, habe ich noch mit ein paar Leuten gesprochen, die den Standort kennen. Ein Spieler war Moritz Plescher, gegen den ich schon zuvor gespielt habe. Dann war es für mich am Ende eine einfache Entscheidung, hierher zu kommen. Mit den anderen Spielern hatte ich zuvor keinen Kontakt. Als ich dann im Sommer gehört habe, dass Shaq kommt, den ich zuvor nur in der BBL gesehen habe, dachte ich mir: oh, das kann eine spannende Saison werden!

 

Welche Rolle hattest Du vor der Saison erwartet?

 

Ich hatte mit Domenik besprochen, dass ich zunächst den Part habe, während des Spiels reinzukommen, Energie zu bringen und vor allem in der Verteidigung zu helfen. Das sehe ich auch als eine Stärke von mir und ist die Rolle, in der ich dem Team am meisten geben kann. Wir haben vor der Saison über meine Rolle und auch über Einsatzminuten gesprochen, das ist für junge Spieler sehr wichtig. Jeder kennt es, wenn man in seine ersten Spielzeiten geht und wenig oder gar nicht zum Einsatz kommt. Mir war auch bewusst, dass, wenn ich hierherkomme, ich dann nicht ganz so viel Spielzeit erhalte wie in Karlsruhe. Dort waren wir 7 oder 8 Profis und hatten einen kürzeren Kader, hier haben wir 12 Profis.

 

Beim Heimsieg vs. Nürnberg standest Du erstmals in der Starting Five: wann hast Du erfahren, dass Du beginnen würdest?

 

Wir hatten zu der Zeit viele verletzte Spieler, u. a. haben Vuk und Scootie gefehlt. Man merkt aber auch im Training, wenn viele Spieler fehlen, dass einem dann eine andere Rolle zukommt.

 

Ich habe also schon während der Trainingswoche mehr Verantwortung übernommen und war darauf eingestellt, möglicherweise zu starten.

 

Diese Saison gab es drei verschiedene Trainer. Wie lang dauert es, die Spielphilosophie, die Handschrift eines Trainers umzusetzen?

 

Bei Domenik war es ein normaler Prozess durch die reguläre Saisonvorbereitung. Mit Marius hatte ich das Gefühl, dass sich schon ein paar Dinge geändert haben, aber der Spielstil trotzdem derselbe war. Wir waren zum Beispiel kein Team, das viel in die Transition gelaufen ist. Als Coach Mai gekommen ist, hatten wir wenig Zeit - wir mussten uns innerhalb einer Woche auf ihn einstellen. Mir persönlich ist es nicht sonderlich schwer gefallen. Am Ende ist es immer noch Basketball und ich denke, dass es zu meinen Stärken gehört, neue Strategien und Systeme schnell zu lernen.

 

Wie wichtig ist es, dass der Point Guard ein guter Shooter ist?

 

Bei unserem Spielstil hatten wir immer zwei Ballhandler auf dem Feld. Ob Storm, Scootie oder Vuk, es sind immer zwei Spieler, die den Ball bringen können, deswegen ist es zweitrangig, wer den Ball nach vorn bringt und wer dann zum Abschluss kommt. Wenn ich merkte z. B. Storm hat ein heißes Händchen, dann nimmt Storm den Wurf.

 

Wie schwer ist es, im vierten Viertel, nach 35 Spielminuten noch mit hoher Intensität zu verteidigen?

 

Das hängt viel vom Mentalen ab, sodass man die Müdigkeit nicht so wahrnimmt. Auf der anderen Seite ist es die Vorbereitung auf eine Saison. In der Pre-Season werden mit den ganzen Konditions-Tests die Grundlagen gelegt. Da war ich bisher immer der Beste (schmunzelt). Sowas ist mir auch wichtig, dass es am Ende nicht daran lag, dass der Gegner fitter ist.

 

Woran liegt es, dass Du da gut abgeschnitten hast? Weil Du Extra-Einheiten machst nach dem Training oder Waldspaziergänge auf den Jenzig?

 

Gelegenheit zum Wandern hatte ich bisher leider noch nicht, aber ich hatte von klein auf schon eine gute Ausdauer. Auch im Sommer arbeite ich viel an meiner Athletik, an meinem Körper, daher kommt das. Teilweise allein, teilweise mit Coaches. In Reutlingen habe ich noch viele Coaches von damals, in Tübingen arbeite ich die meiste Zeit in der Off-Season.

 

Kannst Du Dich in dieser Saison an ein, zwei Gegenspieler erinnern, die besonders unangenehm waren?

 

Mein Problem sind eher kleine Gegenspieler. Von der Physis her kann ich die meisten Spieler auf meiner Position matchen denke ich. Gegenspieler wie Chase Adams aus Dresden oder Jordan Barnes aus Gießen sind schwierig: sie sind sehr klein und schnell, machen flinke Bewegungen und sind deswegen schwer zu verteidigen.

 

Wenn Du in der Verteidigung switchen musst, dann stehst Du teilweise gegen den Center. Was machst Du, wenn Du Spieler, die zwei Köpfe größer und 40 Kilo schwerer sind, verteidigen musst?

 

Das ist abhängig von der Situation. Wenn man noch Fouls zu geben hat, dann foult man und schickt das Team an die Linie. Manchmal muss man vertrauen, dass vielleicht jemand wie Björn bei einem Mismatch zur Hilfe kommt. Ansonsten versucht man, so physisch wie möglich zu sein und den Gegner vom Korb wegzudrücken.

 

Welche Positionen kannst Du verteidigen?

 

Ich würde sagen die Positionen 1 bis 4, es kommt aber drauf an, wie groß und wie schwer so ein 4er ist. Meistens verteidigt man als 1er den gegnerischen 1er.

 

 

 

Auf welchem Gebiet siehst Du bei Dir noch Luft nach oben?

 

Ich sehe eigentlich überall Baustellen, auch in der Verteidigung, selbst wenn das zu meinen Stärken gehört. Ausbaufähig ist der 2er-Bereich und der 3er-Bereich, wobei der Distanzwurf bei mir in dieser Saison deutlich besser geworden ist im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Neben dem Werfen ist es das Playmaking auf der 1, da muss ich noch viel arbeiten.

 

Wann gibt es die beste Gelegenheit, an bestimmten Bereichen zu trainieren: in der Saison oder in der Off-Season?

 

Ich denke zum Großteil ist es etwas, das man im Sommer angeht. Während der Saison ist es begrenzt möglich, weil man immer gucken muss, dass man nicht zu viel macht, sodass man am Ende des Tages nicht erschöpft ins nächste Training geht.

 

Du bist bei Social Media aktiv. Liest Du die Kommentare bei Facebook, Instagram, SchoenenDunk?

 

Ich habe vor einiger Zeit angefangen mir die Facebook-Kommentare durchzulesen. Einfach um zu sehen, welche Hinweise und Kritik kommt. Es ist nicht immer konstruktiv, doch die Fans sind einfach nur ehrlich. Sie zahlen Geld, sie kommen in die Halle und wir als Team müssen auch liefern.

 

Hast Du einen Spieler als Vorbild, der Dich von seiner Spielweise inspiriert?

 

Ich habe schon immer Chris Paul und Allen Iverson gemocht. Das sind meine zwei Lieblingsspieler.

 

Dein Vater kommt aus dem Kongo. Welche Beziehung hast Du zu dem Land?

 

Auf dem Weg zur Sparkassen-Arena höre ich regelmäßig Musik aus dem Kongo. Ansonsten habe ich mich bisher noch nicht so viel mit dem Land auseinandergesetzt. In einer der zukünftigen Off-Seasons werde ich aber in den Kongo reisen, da freue ich mich schon sehr drauf!

 

Wie war es für Dich, zum letzten Saisonspiel nach Karlsruhe zurückzukehren?

 

Es war schön, wieder in Karlsruhe zu spielen, gerade wenn man noch einige Leute von dort kennt. Von den Spielern kannte ich nur noch Maurice Pluskota. Die Mitarbeiter und Trainer waren aber auch zu meiner Zeit schon da und es war schön, sie wiederzusehen. Nach dem Umziehen in der Kabine bin ich rausgekommen und erstmal in die falsche Richtung gelaufen, weil ich es noch gewohnt war, aus der Kabine nach links zu laufen und nicht nach rechts (lacht).

 

Du hast zum Ende der Saison zunehmend mehr Einsatzzeit bekommen. Beim Spiel in Karlsruhe waren es über 34 Minuten. Wie kam es dazu, dass Du eine solch tragende Rolle übernommen hast?

 

Mit dem Wechsel zu Coach Mai habe ich viele Minuten bekommen und meine beste Phase in der Saison gespielt. Mike hat viel auf mich gebaut. Ich finde, ich hatte eine sehr gute Endphase in der Saison und habe mich deshalb gefreut, mir das Vertrauen erspielt zu haben. Insgesamt bin ich mit meiner Leistung zum Ende der Saison sehr zufrieden. Ich habe viel gespielt und wenig Fehler gemacht.

 

Welche Pläne hast Du für die Off-Season?

 

Ich bin erst einmal zuhause in Reutlingen und habe auch schon mit dem Training angefangen. Dazu gehört viel Kraft- und Athletiktraining, aber auch Pick and Roll und Werfen. Ansonsten werde ich während der Off-Season ein bisschen durch Deutschland reisen, um auch an unterschiedlichen Orten zu trainieren. In Hamburg werde ich mich mit Emil Marshall, mit dem ich in Karlsruhe gespielt habe, treffen und trainieren. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich auch in Jena sein und eine Zeit lang hier trainieren. Wenn die Spieler aus Tübingen mit den Playoffs fertig sind, werde ich mit ihnen trainieren. Bis dahin halte ich mich mit den Regio-Spielern aus Tübingen fit. So mache ich es jedes Jahr.

 

Nach der Saison kommen einige Spieler nach Tübingen: Bogdan Radosavljevic von Crailsheim ist immer da, Roland Njama aus Gießen wird hier sein. Es gibt auf jeden Fall viele Spieler, mit denen man im Sommer trainieren kann.

 

Angenommen Du könntest beim Basketball eine Regel ändern, welche wäre das?

 

Es wurde zwar schon in einem anderen Interview erwähnt, aber die Regelung in Spanien, dass man den Ball, wenn er im Aus ist, nicht erst dem Schiedsrichter geben muss, sondern gleich einwerfen kann, finde ich gut. Dann wird das Spiel viel schneller. Die 4-Punkte-Linie wurde auch schon angesprochen. Was wir in jedem Fall beibehalten sollten, ist die Vorgabe, wonach man in der Defense auch länger als 3 Sekunden in der Zone stehen darf: das macht das Spiel insgesamt taktischer. Als Angreifer weiß man: da steht jemand unter dem Korb und man muss trotzdem irgendwie probieren, da zu scoren.

 

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