NBBL von Medipolis SC Jena in den Playoffs: „Wir rechnen uns auf jeden Fall Chancen aus“
Jenas NBBL-Team ist denkbar knapp in die Playoffs eingezogen. Dort erwartet sie mit Tröster Breitengüßbach das Nachwuchs-Team von Brose Bamberg. Wir wollten wissen: Warum spielen sie spontan in der Südstaffel? Aus welchem Grund wurde die Trainingsstruktur umgestellt? Was sind die Stärken und Schwächen unseres Teams? Diese und weitere Fragen beantwortet für Euch Cheftrainer Torsten Rothämel.
Mit welcher Erwartung bist Du in diese NBBL-Saison gestartet?
Da es für mich eine Premiere ist, als verantwortlicher Coach in die NBBL-Saison zu gehen, hatte ich keine großen Erwartungen. Natürlich ist es das Ziel, mit dem NBBL-Team in der A-Gruppe zu bleiben, die stärker als die B-Gruppe ist. Damit verbunden wollen wir auch Jahr für Jahr in die Playoffs kommen. Im Sinne der Nachwuchsentwicklung hat das Abschneiden jedoch nur eine nachrangige Bedeutung. Wichtigere Ziele sind für uns die Entwicklung und Ausbildung der Spieler. Hier geht es neben einer breiten Förderung für alle Leistungsspieler vor allem darum, die besten Talente so zu entwickeln, dass sie von ihrem Level her den Sprung zunächst in die zweite und später auch in die erste Mannschaft schaffen können.
Welche Jahrgänge gehören zur NBBL?
Die Nachwuchs-Basketball-Bundesliga umfasst jährlich die Altersgruppe U19. An dieser NBBL-Saison ist spielberechtigt, wer nach dem 01. Januar 2004 geboren. Es umfasst also die Jahrgänge 2004, 2005 und 2006. Unser Kader hat 21 Spieler, davon haben acht Spieler bereits in der vergangenen Saison nennenswerte Spielzeit erhalten. Aus dem Jahrgang 2006 sind sechs Spieler hinzugestoßen.
Wie hat die NBBL in der letzten Saison abgeschnitten?
In der letzten Saison konnten wir uns in der ersten Playoff-Runde gegen Bamberg durchsetzen, in der zweiten Playoffrunde sind wir dann gegen Ulm ausgeschieden. Die Mannschaft wurde von Marius Linartas trainiert.
Wie ist die Saison aufgebaut?
Anders als bei der JBBL beginnt direkt die Hauptrunde. Es gibt die A-Gruppen Nord bzw. Süd mit jeweils acht Teams sowie darunter die vier B-Gruppen Nord, Ost, Süd und West mit jeweils sechs Teams. Wir spielten diese Saison ebenso wie die letzten Jahre in der besseren A-Gruppe gegen sieben andere Teams. Es gibt eine Hin- und Rückrunde, also insgesamt 14 Spiele.
Aus den beiden A-Gruppen ziehen die Teams von Platz 1 bis 6 in die Playoffs ein – Platz 7 und 8 steigen zur nächsten Saison in die B-Gruppe ab. Ergänzt werden die Playoffs durch die jeweils Bestplatzierten der vier B-Gruppen. Mit den verbleibenden 16 Teams folgen zwei Playoff-Runden im Modus „best of three“. Die vier Teams, die das 1/8-Finale und 1/4-Finale überstehen, fahren zum Top 4 nach Frankfurt.
Warum spielte Jena in Hauptrunde A und dort ausgerechnet im Süden?
Im Jahr 2019 erfolgte die Neu-Strukturierung der NBBL. Damals hatte es Farsin Hamzei mit dem Team in die zweite Playoffrunde geschafft, sodass wir in die A-Gruppe eingeteilt wurden. Dort behaupten wir uns seitdem Jahr für Jahr.
Ursprünglich waren wir kurz vor der Saison für die A-Gruppe Nord eingeteilt, was auch logistisch sinnvoll ist und lange Fahrtzeiten vermeidet. Dann hatte ratiopharm Ulm – eines der stärksten Jugendprogramme in Deutschland – freiwillig zurückgezogen und ist von der A- in die B-Gruppe gewechselt. Dementsprechend wurde in der A-Gruppe ein Platz frei, die ART Giants Düsseldorf sind nachgerückt und weil Düsseldorf 0,3 Breitengrade nördlicher als Jena liegt, wurden wir in den Süden verschoben. Ich gehe nicht weiter darauf ein, was es im Sinne sportlicher Fairness bedeutet, dass Ulm zurückziehen kann, in seiner Süd-Gruppe B mit 10:0 durchmarschiert und trotzdem auch in den Playoffs starten darf.
Wie war Eure Bilanz in der Hauptrunde?
Wir haben von den 14 Spielen sechs gewonnen und acht verloren, damit kamen wir vor den FRAPORT SKYLINERS und den TORNADOS FRANKEN auf Platz 6 von 8. Grundsätzlich bin ich mit dem Abschneiden zufrieden, auch weil wir es somit knapp in die Playoffs geschafft haben. Was mir nicht gefallen hat ist die Tatsache, dass wir starke Partien mit dezimiertem Kader abgeliefert haben, beispielsweise das letzte Saisonspiel gegen Urspring, wo wir lange in der Gewinnzone waren.
Andere Spiele, in denen uns der volle Kader zur Verfügung stand, haben wir trotzdem knapp verloren, einfach weil unsere Fehlerquote zu hoch war. Spielerisch haben wir insgesamt einen großen Schritt nach vorn gemacht. Teilweise konnten wir das Regionalliga-Team von Culture City Weimar mit unseren NBBL-Spielern gut verstärken.
Warum hatten einige Teams wie die TORNADOS FRANKEN im Saisonverlauf zwei, drei Spiele weniger als Ihr?
Das lag daran, dass es zu vielen Spielverlegung kam und einige Teams stark vom Spielplan abweichende Termine gefunden hatten. Was uns sehr geärgert hat war hier die Tatsache, dass man drei Spiele nach dem eigentlich letzten Spieltag terminiert hatte und somit eine sportlich zweifelhafte Situation entstand. So etwas ist sportlich mehr als bedenklich. Bayern München hätte mit einer Niederlage gegen Nürnberg den Ulmern aus dem Weg gehen und sich somit eine bessere Ausgangsposition in den Playoffs verschaffen können. Für uns hätte das den Abstieg bedeutet.
Seit wann steht fest, dass Jena den Einzug in die Playoffs erreicht hat?
Das stand nicht mit dem offiziell letzten Spieltag am 26. Februar, sondern erst seit dem 3. März fest, weil die Bayern gegen Nürnberg gewonnen haben. Das war eine blöde Situation für uns. Man sitzt zuhause und muss hoffen, dass sich Teams wie Bayern München und Ludwigsburg noch anstrengen, obwohl sie sicher in die Playoffs eingezogen sind.
Welche Chancen rechnet Ihr Euch gegen den ersten Gegner in den Playoffs aus?
Wir spielen gegen Bamberg / Breißengüßbach und rechnen uns auf jeden Fall Chancen aus, da beide Spiele in der regulären Saison knapp ausgingen: wir haben zu Hause mit +1 gewonnen und in Bamberg mit -8 verloren.
Was war Eure beste Saisonleistung?
Unsere beste Saisonleistung war unser Sieg gegen IBAM (90-51). Auch wenn die Münchner da mit Verletzungen zu kämpfen hatten, lief in dem Spiel für uns fast alles perfekt und wir haben dominiert. Wir hatten beispielsweise eine Dreierquote von 55%, daraus resultierten insgesamt 48 Punkte - das war schon toll anzusehen.
Was war Eure schlechteste Saisonleistung?
Unser Auswärtsspiel in Ludwigsburg - dort haben wir 86:74 verloren. In der ersten Halbzeit (-17) fanden wir kaum ins Spiel und wurden physisch dominiert. In der zweiten Halbzeit haben wir den Kampf endlich angenommen und kamen sogar nochmal auf fünf Punkte ran.
Urspring hat Eure Süd-Staffel gewonnen - was zeichnet deren Spielweise aus?
Das Team aus Urspring ist sowohl physisch als auch spielerisch auf einem herausragenden Niveau. Sie haben einen sehr guten Flow in ihren offensiven Strukturen und verteidigen besonders aggressiv. Insgesamt ist unsere Staffel sehr ausgeglichen. Das sieht man ja auch daran, dass wir gegen den Zweiten, Dritten und Vierten der Tabelle jeweils einen Sieg holen konnten und mit dezimierten Kader gegen Tabellenführer Urspring lange auf Sieg mitspielen konnten.
Welche Staffel ist besser besetzt: Der Norden oder der Süden?
Ich denke, dass die Süd-Staffel insgesamt stärker ist und eine höhere Leistungsdichte hat. Im Norden sieht die Tabelle deutlich strukturierter aus als bei uns. Dort steht ALBA Berlin mit 13:1 ganz vorn, dicht gefolgt von den Young Rasta Dragons (Vechta) mit 12:2. Beide sind auch klarer Favorit, um in das Finalturnier Top4 einzuziehen. Im Süden ist es schwieriger. Dadurch, dass unsere Staffel so eng ist und auch noch Ulm aus der B- Gruppe in die Playoffs kommt, würde ich mich da nicht auf zwei Teams festlegen. Ich denke, das wird zwischen Urspring, Bayern München, IBAM und besagtem Ulm ein enges Ding.
Was waren die größten Widrigkeiten, mit denen Ihr zu tun hattet?
Wir hatten einige Krankheiten und Verletzungen - wobei das ja alle Teams betrifft. Ansonsten war es auch nicht ganz so einfach, weil wir in diesem Jahr die Trainingsstruktur umgestellt haben und in jeder Woche nur ein richtiges Teamtraining mit dem kompletten NBBL-Kader hatten.
Im Gegenzug waren einige NBBL-Spieler besser in das Training der ProA und von Culture City Weimar integriert. Aufgrund der wenigen gemeinsamen Trainingseinheiten ist unser Teamspiel nicht ganz so flüssig und stabil. Andererseits profitieren wir durch die individuellen Stärken, die die Spieler einbringen, nachdem sie bei der ProA und in Weimar mittrainiert haben.
Wodurch zeichnet sich Eure Spielweise aus?
Wir haben im Lauf der Saison unsere Spielweise physischer auslegen und somit defensiv besser werden können. Wir versuchen, so oft wie möglich aufs Tempo zu drücken und fackeln nicht lange an der Deierlinie. Die meisten Teams hatten im 1 vs. 1 gegen uns Probleme.
Wo sind Euch die meisten anderen Teams überlegen?
Wir sind sicher nicht das physischste und athletischste Team.
Welche Spieler bildet die Säule des Teams?
Das kann man so nur schwer beantworten. Die Mischung und die unterschiedlichen Stärken der Spieler machen es am Ende aus. Wir haben auch Jungs, die in die Bresche springen und abliefern, wenn die vermeintlichen Leistungsträger fehlen. Das konnte man gut im letzten Spiel gegen Urspring sehen, als Raphael Falkenthal und Lukas Passarge gefehlt haben.
Gibt es Spieler in der Liga, die diesen Jahrgang dominieren?
Auch das ist pauschal schwer zu beantworten, weil die Leistungsdichte insgesamt recht hoch ist. Drei Spieler, die allen Spielen ihren Stempel aufdrücken können, sind die Guards Luca Stübel von Ludwigsburg, Adrian Petkovic von Bamberg und Raphael aus unserer Jugend.
Wann und wo finden Eure nächsten Spiele statt?
Das Hinspiel gegen Bamberg bestreiten wir auswärts am 19. März in Breitengüßbach. Das zweite Playoffspiel wird am Sonntag, den 26. März, ab 16.00 Uhr im meTecno court stattfinden.
Was ist Deine Einschätzung: wie weit wird es dieses Saison noch gehen?
Schauen wir mal :-)
Du hast Anregungen oder Rückmeldungen zum Interview? Dann schreibe gern eine Mail an fans@baskets-jena.de