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JBBL-Trainer Tino Stumpf: „Wir spielen einen sehr uneigennützigen Mannschafts-Basketball“

Jenas U16 hat in der JBBL souverän die Vorrunde und Hauptrunde überstanden. In der ersten Playoff-Runde erwartet unser Team die Baskets Juniors Oldenburg. Abseits der Ergebnisse: Welche Entwicklung hat das Team durchlaufen? Was zeichnet die Spielweise aus? Und warum ist der Jahrgang von ALBA Berlin so stark? Diese und weitere Fragen beantwortet Euch der Trainer der JBBL, Tino Stumpf.

 

Was war Deine Erwartung vor dieser JBBL-Saison?

 

Die Erwartung war, dass ich von Hagen Schmidt eine ambitionierte Truppe mit guten Typen und viel Talent übernehme. Es war klar, dass speziell der 2007er-Jahrgang für unsere Verhältnisse breit aufgestellt ist. Wir haben viele Schüler an der Sportschule. Wir haben viele Schüler, mit denen man unter guten leistungssportlichen Bedingungen arbeiten kann. Von daher war das Minimalziel Klassenerhalt und das realistische Ziel Playoffs.

 

Was sind die Stichtage für die Jahrgänge in der JBBL in dieser Saison?

 

Es sind ganze Jahrgänge spielberechtigt, wobei das Geburtsjahr zwischen dem 01. Januar 2007 und dem 31. Dezember 2008 liegen muss. Wer im Verlauf der Saison 16 Jahre alt wird, beispielsweise weil er im Februar 2007 geboren ist, ist dennoch spielberechtigt. Somit liegen kalendarisch teilweise fast zwei Jahre zwischen den Spielern. Wenn es sich dann noch um Frühentwickler und Spätentwickler handelt, dann können zwischen ihnen körperlich zwischen drei und vier Jahre liegen.

 

Wie ist die Saison in der JBBL aufgebaut?

 

Zunächst gibt es die Vorrunde mit acht regionalen Gruppen in Deutschland. Wir sind gegen Gegner aus dem mitteldeutschen Verbund angetreten; hinzu kam noch Göttingen und Braunschweig. Man spielt jeweils einmal gegen jeden der sechs anderen Gegner. Es gibt also nur eine Hinrunde, keine Rückrunde.

 

Von den sieben Teams steigen die besten drei Teams in die Hauptrunde auf und sind automatisch für die anschließenden Playoffs qualifiziert. Die unteren vier Teams unserer Vorrunde spielen in der Relegationsrunde und können sich dort für die Playoffs qualifizieren. Neben Gotha und Dresden, auf die wir schon in der Vorrunde getroffen sind, erwarteten uns in der Hauptrunde Alba Berlin, TuS Lichterfeld und DBV Charlottenburg. Je nach Abschneiden in der Hauptrunde hat man bei einem möglichen dritten Entscheidungsspiel in den Playoffs das zweite Heimspiel oder muss auswärts antreten.

 

In der Vorrunde hattet Ihr ein Verhältnis von 5 zu 1 Siegen. War Gruppensieger Gotha in der Partie deutlich stärker?

 

Gotha hatte ein sehr sehr gutes Spiel gemacht. Sie waren an ihrem Limit und haben uns sportlich geschlagen, sie haben uns den Schneid abgekauft. Die Gothaer sind keine Laufkundschaft, das ist eine gute Truppe.

 

Ihr hattet am Ende der Hauptrunde 4 zu 6 Siege und habt Euch in der Tabelle auf Platz 4 von 6 eingeordnet. Wie zufrieden bist Du mit dem Abschneiden in der Hauptrunde?

 

Es ist alles okay so. Da man mit Erreichen der Hauptrunde automatisch für die Playoffs qualifiziert ist, nimmt man etwas den Druck des Gewinnens raus. Stattdessen kannst Du Dich darauf konzentrieren, den Spielern die Entwicklungschancen zu geben. Wir haben einen relativ großen Kader und haben viel rotiert, sodass alle Spieler mitgenommen werden und alle die sportliche Entwicklungschance bekommen. Natürlich haben dennoch die besseren Spieler etwas mehr gespielt. Ja, wir haben einige Spiele verloren, aber nur bei den Spielen gegen Alba Berlin waren die Gegner wirklich auf einem anderen Level als wir.

 

Die anderen Spiele hätte man gewinnen können?

 

Bei den anderen Spielen waren wir voll auf Augenhöhe. Manchmal ist eine schmerzliche Niederlage besser, als wenn man jedes Spiel gewinnt. Speziell die Spieler, die es ernst meinen und auch ihren Weg gehen werden, werden aus einer Niederlage mehr lernen. Sie reflektieren dadurch was sie ändern und besser machen müssen.

 

Ich finde man kann schon sehen, dass wir uns in den letzten Wochen spielerisch in klaren Schritten vorwärts entwickelt haben. Am Anfang der Saison haben wir es selten geschafft, den Ball „Inside“ zu einem großen Spieler zu geben, der sich in der Zonengrenze anbietet. Dabei haben wir große Spieler, die sehr stark sind, wenn sie den Ball bekommen. Wir haben es geschafft, diesen Aspekt in unserer Spielidee deutlich besser zu verankern.

 

In der Vorrunde gab es gegen die Junior Löwen Braunschweig einen 113:31 Sieg. Wie kommt so eine 82-Punkte-Differenz zustande?

 

Das Braunschweiger Jugendprogramm wurde in der letzten Zeit durchgerüttelt, es gab Trainerwechsel, beim Spiel gegen uns war es eine ganz chaotische Situation. Sie hatten einige Verletzte und nur weniger Spieler zur Verfügung. Dann war schnell klar, dass es eine deutliche Angelegenheit wird.

 

Man kann also nicht nur auf das Ergebnis schauen und sagen, das war Eure beste Saisonleistung?

 

Unsere beste Saisonleistung hatten wir zuhause beim 85:60 Erfolg gegen TuS Lichterfelde. In dem Spiel haben wir es zum ersten Mal geschafft, durchgängig auf einem hohen Level zu spielen und unsere Leistung abzurufen, ohne in einer Phase locker zu lassen. Das ist uns vorher sonst nur mit Abstrichen beim Heimsieg gegen Gotha gelungen. Beides waren unsere besten Saisonspiele.

 

Kann man sagen, dass es der nächste Entwicklungsschritt war, oder besteht die Gefahr, dass man bei den nächsten Spielen wieder einen Rückschritt macht?

 

Das hat uns durch die gesamte Saison begleitet, wir sind ein bisschen wie so eine Wundertüte. Wenn das Auf und Ab in der Gesamttendenz trotzdem nach oben geht, ist es gut. Diese Ausschläge nach oben garantieren nicht, dass wir im nächsten Spiel daran anknüpfen werden – das müssen wir uns wieder erarbeiten.

 

Es gab bei ALBA Berlin eine 46:113 Niederlage. Könnte man das als die schlechteste Saisonleistung ansehen?

 

Wir waren bei dem Spiel etwas ersatzgeschwächt, es lief aber trotzdem ordentlich. Es ist nun einmal die beste Mannschaft in dem Jahrgang, sie haben herausragende Spieler. Als schlechteste Partie würde ich unser Heimspiel gegen DBV Charlottenburg ansehen. Es ist normal, dass es im Spiel immer mal schlechte Läufe gibt. Wir hatten ein starkes erstes Viertel, aber das Spiel ist dann kontinuierlich gekippt. Wir hatten es auch nicht geschafft, uns wieder zu fokussieren, die Energie hochzufahren und positiv zu bleiben, als es gerade nicht so lief.

 

Gab es während der Saison größere Widrigkeiten, denen Ihr ausgesetzt wart?

 

Mit Daniel Biel ist uns für die komplette Saison ein Spieler ausgefallen. Er hatte sich im März 2022, also fast vor einem Jahr, eine Knieverletzung zugezogen. Daniel ist in der Verbindung Größe und Explosivität unser athletischster Spieler, der unsere Mannschaft auf ein höheres Niveau heben würde. Mit Matteo Schultz hatte es einen wichtigen Aufbauspieler mal getroffen, aber das ist normal, solche Ausfälle haben die anderen Teams auch. Dann spielen andere Spieler und man macht das Beste draus.

 

Wie zufrieden bist Du grundsätzlich mit der Entwicklung, die das Team genommen hat?

 

Ich bin schon sehr zufrieden. Dadurch, dass nicht immer alles so rund lief gab es viele Anlässe, uns mit uns selber zu konfrontieren. Das haben wir dann auch sehr offen in der gesamten Mannschaft getan. So saßen wir kurz vor Weihnachten zusammen und jeder war in der Verantwortung zu sagen, was ihm nicht passt, zum Beispiel wenn ein Mitspieler in der Verteidigung mit halben Einsatz spielt. Wir bringen solche Punkte auf den Tisch und arbeiten daran. Da ist der Weg aber auch noch nicht zu Ende. Nächste Woche machen wir einen Workshop mit unserer Sportpsychologin Anna Daudert, um mit der Mannschaft den nächsten Schritt zu machen.

 

Was zeichnet Eure Spielweise aus?

 

Wir haben ein Team, das in der Lage ist sehr uneigennützig zu spielen. Auch unsere besten Spieler sind gute Passgeber. Ganz wichtig: sie wollen auch passen. Das ist eine Mannschaft, die Mannschafts-Basketball spielt. In unseren guten Phasen haben wir einen sehr guten Spielfluss, mit einer guten Mischung aus freiem Attackieren und der Bewegung der Spieler drumherum. Im Zusammenspiel mit dem Innenspieler haben wir uns deutlich weiterentwickelt, das ist mittlerweile auch eine Stärke von uns, weil wir da gute Leute haben. Ich würde mir wünschen, dass wir aus dem Ballgewinn heraus, aus dem Rebound heraus noch etwas schneller spielen und noch konsequenter im Tempospiel sind. Vielleicht gelingt uns das bis zu den Playoffs noch.

 

Ich durfte das erste Viertel im Heimspiel gegen ALBA sehen, das den Zwischenstand von 23:16 hatte. Da wirkte es für mich so, als wenn ALBA große Schwierigkeiten hatte, Johann Grau am Korb zu verteidigen. Gefühlt hatte Johann den Ball bekommen und kurz darauf war der Ball im Korb. Berlin hatte das noch in den Griff bekommen?

 

Ja und nein. Johann ist bei seiner konditionellen Kapazität noch im Aufbau. Er kann gegen eine Mannschaft wie ALBA nicht 35 Minuten auf dem Feld hoch und runter rennen, das schafft er noch nicht. Es war also schon klar, dass das Pendel zu Gunsten von ALBA ausschlagen wird, wenn wir mehr wechseln. Aber was man schon sagen muss: der Johann ist ein „walking mismatch“. Ich habe bisher keinen Spieler in dieser Saison getroffen, der Johann im 1 gegen 1 stoppen kann. Mal sehen, ob Oldenburg einen mitbringt. Häufig muss der Gegner helfen und ihn doppeln. In solchen Situationen werden andere Spieler frei, Johann passt den Ball und man kreiert gute Situationen.

 

Du sagtest ALBA Berlin sei das stärkste Team in dieser Saison. Was zeichnet deren Team aus? Sind sie besonders schnell, athletisch, groß?

 

Alles. Sie schöpfen in ihrer Millionenstadt einen Talente-Pool ab, den wir nicht haben. Sie sind in der Lage größere Menschen zu finden, die dann auch noch athletisch sind. Von den großen, athletischen Spielern suchen sie sich diejenigen aus, die auch noch mit dem Ball umgehen können. Damit hat ALBA ein Talentlevel, das in unserer Hauptrunde kein anderes Team hat.

 

Gibt es Spieler in der JBBL, die diese Liga dominieren?

 

Mathieu Grujicic fällt mir spontan ein. Er ist auch der Einzige, von dem ich sage, der bräuchte gar nicht JBBL spielen. Da frage ich mich, warum ALBA ihn nicht mehr rausnimmt. Dann würden die Spiele für den Rest der Truppe knapper werden, was vielleicht besser ist. Er ist wirklich ein herausragender Spieler. Ansonsten gibt es im Jahrgang 2007 viele gute Spieler im deutschen Basketball. Da haben wir mit Johann Grau und Richard Schmidt zwei Spieler, die auch beim Sichtungslehrgang dabei sein durften, um für die Nationalmannschaft vorzuspielen. Das hat der Richard auch erfolgreich geschafft.

 

Ein Teil Eures Teams war bei den CEYBL-Turnieren in Polen dabei. Wie veränderte das die Mannschaft?

 

Diese internationalen Spiele sind ein anderer Erfahrungswert, häufig sind die Spieler physischer. Als unsere Spieler vom Turnier aus Ostrow Wielkopolski zurückgekommen sind, waren sie viel mehr dazu bereit, Kontakt auszuhalten und Kontakt herzustellen. Diese Bereitschaft ist deutlich nach oben gegangen, der Effekt war offensichtlich. Zudem ist jedes Spiel hilfreich, insbesondere ein knappes Spiel, um Reize aufzunehmen und Dich zu einem besseren Spieler zu machen.

 

Eure Hauptrunde ist jetzt vorbei, wie geht es nun weiter?

 

Es gab vier Hauptrundengruppen. Wir wurden in einem Playoff-Baum zusammengewürfelt mit Teams aus der zweiten Hauptrundengruppe aus dem Norden. Wir müssten ab jetzt drei Playoff-Runden überstehen, wenn wir am Ende eines der zwei Teams aus dem Norden sein möchten, die in das Top 4 kommen.

 

Einer der zwei Plätze ist schon von ALBA Berlin reserviert?

 

Genau. Ich bin nicht ganz so böse, dass wir in unserem Zweig des Turnierbaums nicht gegen ALBA spielen müssen. Wir würden erst beim Top 4, das dieses Jahr wieder in Frankfurt am Main stattfindet, auf ALBA treffen. Erst dort trifft man auch auf die zwei Vertreter des Südens.

 

Wie kommt es, dass die JBBL von Bayern München in ihrer Vorrunde nur Platz 4 belegt hat und nun in der Relegationsrunde um die Teilnahme an den Playoffs aktiv war?

 

Bei Bayern München ist es atypisch. Es könnte sein, dass sie bestimme Spieler in der Vorrunde gar nicht haben spielen lassen, weil sie von der Qualität her schon NBBL oder im Herrenbereich spielen.

 

Was glaubst Du, wie weit es für Euch in dieser Saison geht?

 

Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich würde mir sehr wünschen, auch für die Mannschaft, das hätten wir alle verdient, dass wir die erste Playoff-Runde gegen Oldenburg gewinnen. Alles andere lasse ich gern auf mich zukommen. Ich glaube schon, dass wir ein unangenehmer Gegner sind. Es wäre schön, wenn wir in den jetzt kommenden Spielen, wo es wirklich um die Wurst geht, alles mit einfließen zu lassen, was wir über die Saison gelernt haben.

 

Für all diejenigen, die sich Euer Playoff-Spiel gegen Oldenburg anschauen möchten: wo findet dies statt?

 

Wir spielen dieses Jahr zum ersten Mal im meTecno court. Das Spiel ist am Sonntag, den 5. März, ab 13:30 Uhr. Das Team freut sich schon drauf. Es kommen hoffentlich viele Zuschauer.

 

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