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Georg Voigtmann im Interview: „Ich freue mich schon die ganze Woche auf Jena“

 

Über stolze sieben Jahre trug Georg Voigtmann das Trikot der Saalestädter in JBBL, NBBL sowie ProA, bevor er das Ende dieser für ihn prägenden Etappe 2016 mit dem Jenaer BBL-Aufstieg krönen konnte. Nachdem ihn die anschließenden Stationen über Würzburg, Paderborn und Chemnitz zum Sommer 2019 in Dresden ankommen ließen, wird der gebürtige Eisenacher am Freitagabend erstmalig im Trikot eines Auswärtsteams das Parkett der Sparkassen-Arena betreten.

 

Medipolis SC Jena empfängt die Dresden Titans knapp 24 Stunden vor Heiligabend in Burgau zu dem mit Spannung erwarteten Duell zweier punktgleicher Kontrahenten. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns vor dem Jenaer Xmas-Game 2022 mit dem 2.13m großen Kapitän der Sachsen zu unterhalten.

 

Georg, wie geht’s dir in Dresden?

 

Das ist schon eine ziemlich weitreichende Einstiegsfrage. Ohne allzu ausschweifend antworten zu wollen: Es geht mir sehr gut. Auch wenn es zum damaligen Zeitpunkt sportlich aus der ProA in die ProB eher ein Rückschritt war, habe ich nie bereut nach Dresden gegangen zu sein. Verein, Uni und auch der Saisonstart laufen sehr gut. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und freue mich hier zu sein.

 

Du studierst. Welches Fach und wie weit bist Du?

 

Ich studiere Wirtschaftswissenschaften und bin kurz vor dem Ende. Es ist zwar noch nicht genau klar, wann ich abschließen werde, aber ich hoffe, dass es im Sommer soweit sein wird. Lange sollte es also nicht mehr dauern.

 

Ihr seid mit den Titans im letzten Sommer in die ProA aufgestiegen. War das geplant oder kam dieser sportliche Erfolg doch eher überraschend?

 

Es war schon irgendwie geplant. Ich hatte in einem meiner ersten Gespräche vor dem Wechsel 2019 unserem Geschäftsführer gesagt, dass Dresden kein ProB-Standort ist und ich in den drei Jahren meines Vertrags aufsteigen will. Insofern waren im letzten Spieljahr die Chance und der Zeitpunkt perfekt aufeinander abgestimmt, auch wenn so etwas tatsächlich nie wirklich planbar ist. Insgesamt haben die Titans einen stetigen Aufstieg durchlaufen, konnten sich über die ProB-Playdowns anschließend jedes Jahr steigern. Alle wollten hoch und dann haben wir es - unabsichtlich geplant - auch gemeinsam geschafft.

 

Welche schöne Erinnerung verbindest du neben dem BBL-Aufstieg 2016 mit Jena?

 

Wie viel Zeit und Platz hast du? Nein, mal im Ernst. Es waren sieben richtig schöne Jahre in Jena, einer Stadt, die zu meiner zweiten Heimat gewachsen ist. Insofern lässt sich diese Frage nur schwer beantworten, weil es so viele Episoden gibt, die ich jetzt aufzählen könnte, dabei aber sicher noch zahlreiche Momente vergessen würde. Ich habe in Jena die prägendste Zeit meiner nun schon 28 Jahre erlebt, von 14 bis 22. Da gibt es so viele Augenblicke und Menschen, ob in der Schule, im Verein oder im Privatleben.

 

Euer Trainer Fabian Strauß ist als 93er nur anderthalb Jahre älter als Du. Welchen Einfluss hat das auf euer Verhältnis zwischen Headcoach und Kapitän?

 

Das Alter spielt irgendwie gar keine Rolle. Wir waren zusammen auf dem Internat des Sportgymnasiums in Jena, kennen uns also schon relativ lang. Fabo und ich haben zwar jetzt nicht das typische Trainer-Spieler-Verhältnis und können das ganz gut trennen. Auch wenn wir im Training oder Spiel nicht die dicksten Kumpels sind, bin ich dann schon sein Spieler und er mein Coach. Es macht aber viele Dinge einfacher, vor allem wenn es mal irgendwelche Probleme gibt und sich andere Mitspieler jetzt nicht hundertprozentig trauen, diese anzusprechen. Da fällt mir es ein bisschen leichter, mit ihm auf einer persönlichen Ebene zu reden.

 

Ihr steht aktuell bei sieben Siegen bei fünf Niederlagen. Das ist für einen Aufsteiger eine sportlich sehr gute Bilanz. Kann man davon ausgehen, dass ihr mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden seid?

 

Also, ich bin es. Wer an unserer Stelle mit der bisherigen Saison nicht zufrieden ist, leidet an Realitätsverlust. Hättest du mir die Tabelle vor dem Spieljahr so hingelegt, hätte ich überhaupt nicht nachgedacht und sofort unterschreben. Natürlich haben wir einige Spiele knapp gewonnen, dafür andere doof verloren. Bei ein wenig mehr Glück oder Pech hätte das auch in eine andere Richtung ausschlagen können. Insofern können wir mit dem Verlauf mehr als zufrieden sein. Unser Ziel war es, schnell so viele Pluspunkte wie möglich zu sammeln, um gefahrlos durch die Saison zu kommen und dem Druck des 'Gewinnenmüssens' aus dem Weg zu gehen. Da haben wir bis jetzt einen ganz guten Job gemacht.

 

Du hast zwischen 2009 bis 2016 von JBBL bis zur ProA insgesamt sieben Jahre für Jena gespielt. Mit welchem Gefühl läufst du am Freitag in der Sparkassen-Arena auf?

 

Es wird für mich das erste Mal sein, dass ich mit einer Auswärtsmannschaft in der Arena zu Gast bin. Bis auf ein paar Testspiele, die alle im metecno court stattfanden, bin ich noch nie mit einem Gästeteam in Jena aufgelaufen. Ich muss schon zugeben, dass es ein komisches Gefühl ist, ich mich aber schon die ganze Woche darauf freue. Es wird sicher ungewohnt sein, auf der anderen Bank zu sitzen, freue mich aber auf die ganzen bekannten Gesichter, die man treffen wird.

 

Dein Bruder spielt am Freitagabend mit Mailand in der Euroleague gegen Monaco. Bist du sehr traurig, dass er nicht dabei sein kann?

 

Naja, daran habe ich mich über die Jahre schon mehr oder weniger gewöhnt. Er war in der letzten Saison bei zwei Spielen von mir als Zuschauer dabei, aber eben auch nur aufgrund der Umstände. Natürlich wäre es cool, wenn er dabei wäre, aber er hat gerade bessere Sachen zu tun, als sich einen Auftritt von mir anzugucken. Stattdessen muss er selber mal wieder ein Spiel gewinnen (lacht).

 

Du wirst ja zur EM sicher bei einigen deutschen EM-Spielen live vor Ort gewesen sein. Wie war die Stimmung? Wo habt ihr gefeiert und wie lange ging es?

 

Ich war leider nur während der Duelle in Berlin dabei. In Köln soll es tatsächlich noch besser gewesen sein. Die Stimmung in den Spielen und die Atmosphäre nach der Medaille war natürlich sehr gut und ausgelassen. Wir konnten mit der Mannschaft und Familienangehörigen noch im Hotel feiern. Ich musste am nächsten Morgen raus und das fiel mir doch schon recht schwer.

 

Wo und wie wirst du die Weihnachtsfeiertage verbringen?

 

Ich feiere Weihnachten ganz klassisch zu Hause. Die Liga hat es in diesem Jahr ganz gut mit mir gemeint, da ich quasi auf meinem Heimweg noch auf halber Strecke einen Arbeitseinsatz vor mir habe und dann bis Eisenach weiterfahren werde. Am 24. und 25.12. sind zwei Feiertage mit der Familie geplant, bevor wir am 26. Dezember in Dresden mit unserer Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Münster starten.

 

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