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Playoff-Auftakt nach Maß: Science City Jena schlägt Rostock verdient mit 85:81

 

 

 

 

 

 

Science City Jena ist am Samstagabend erfolgreich die Playoff 2021 gestartet. Das Team von Cheftrainer Frank Menz bezwang die vorab favorisierten ROSTOCK SEAWOLVES nach zwischenzeitlich deutlicher Führung in einer überaus dramatischen Schlussphase verdient mit 85:81. Während die Thüringer mit unglaublicher Intensität in die erste Hälfte gestartet waren, die überraschten Gäste bis zur Halbzeit auf 54:35 distanzierten, konterte Rostock nach der Pause mit all seiner Wucht und Qualität. Zwar konnte das Team von Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann im letzten Viertel nach einem Dreier von Sid-Marlon Theis zum 72:73 erstmalig in Front gehen, doch Jenas Bundesliga-Riesen fanden in den Schlussminuten die passenden Antworten, um den wertvollen Auftaktsieg über die Ziellinie zu bringen.

Entgegen des letzten sportlichen Aufeinandertreffens vor genau einer Woche, gelang es Science City Jena die Rostocker früh zu beeindrucken. Wie ein Gepard in einem Windhundrennen eröffneten die Thüringer das Auftaktviertel und nachdem Andrew Smith einen spektakulären Putback-Dunk zum 11:3 (2.) durch die Reuse der Gäste gezimmert hatte, zog Gäste-Coach Dirk Bauermann die logische Option einer Auszeit. Doch auch nach dem Timeout der Seawolves konnten die Thüringer fast nahtlos an ihre starke Startsequenz anknüpfen. Ein erfolgreicher Distanzwurf von Kapitän Dennis Nawrocki zum 16:8, Kasey Hill mit viel Hang Time vor dem Korb zum 18:8 sowie ein Dreier aus 8 Metern von Julius Wolf schraubten den Score auf 29:16 (8.). Jenas Akteure präsentierten sich in dieser Phase so heiß, sie hätten wohl auch ein nasses Handtuch anzünden können.

Nachdem die Saalestädter mit einem eindrucksvoll herausgespielten Vorsprung von 33:17 in das zweite Viertel gingen, schrumpfte die Führung zunächst bis auf 33:23 (12., Zakis). Zwei aufeinanderfolgende Dreier von Marcus Tyus ließen die Brust der Gastgeber jedoch wieder schnell anschwellen und nachdem Center Robin Lodders mit einem schwierigen Hook Shot auf 41:23 (13.) erhöhte, befand sich Science City wieder auf Kurs. Ein erneutes Timeout der Bauermänner verpuffte unterdessen wirkungslos. Längst hatten sich die Saalestädter mit der wohl besten ersten Halbzeit der gesamten Saison in einen Rausch gespielt. So setzte Dennis Nawrocki direkt im Anschluss an die Rostocker Auszeit seinen Nadelstich-Dreier zum 44:23, bevor Zamal Nixon in der 17. Minute trotz Foul spektakulär im Fallen auf 49:28 erhöhte. Während Andrew Smith 65 Sekunden vor der Pausensirene die magische 50er Marke knackte, Science City mit 52:31in Front bringen konnte, sorgte Demarcus Holland 9.1 Sekunden vor der Sirene für den 54:35-Halbzeitstand. Ungläubige staunende Blicke in Richtung LED-Würfel auf Seiten der Thüringer sowie frustrierte Körpersprache im Rostocker Lager bildeten anschließend ein perfektes Abbild der ersten Hälfte.

Auch wenn die markantesten Halbzeit-Statistiken klar zu Gunsten der Saalestädter sprachen waren noch 20 Minuten zu gehen.

FG: 21/35 - 60% vs. 10/25 - 40%

Rebounds 21:9 (O-Rebs 12:7)

3PTs 7/14 – 50% vs. 3/11 – 27%

Es ist nicht überliefert, welche Worte Rostocks Coach Dirk Bauermann in seiner Halbzeitansprache wählte, aber sie schienen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Angeführt von Brad Loesing, Center-Koloss Ronalds Zakis und begünstigt durch ein Foul an Sid-Marlon Theis beim Dreier, hatten die Seawolves innerhalb von zwei Minuten auf 54:44 (22.) verkürzt. Nun war es Jenas Trainer Frank Menz, der umgehend die Auszeit nahm. Die Ostseestädter hatten jedoch ihr Mojo wiedergefunden, trafen nun auch aus der Distanz (Lacey aus 8m – 54:47, Loesing 54:50) enorm sicher und öffneten die Tür zum Comeback mit einem straffen 15:0-Lauf. Science City Jena stemmte sich in dieser Phase gegen die „feindliche Übernahme“ der Zwischenstände und konservierte u.a. mit einem weiteren Parkplatz-Dreier von Julius Wolf (27.Min, 65:58) den geschrumpften Vorsprung bis zur Viertelpause – 70:64.

Längst hatte sich die zur Halbzeit fast schon entschiedene Partie zu einem echten Hitchcock entwickelt deren Entscheidung erst auf den letzten Metern fallen sollte. Zunächst waren es die Gäste, die innerhalb von 98 Sekunden auf 72:70 verkürzten, bevor Rostocks Flügel Sid-Marlon Theis mit einem Dreier zum 72:73 für die Premieren-Führung der Seawolves sorgte. Während sich beide Teams in den folgenden Minuten sechs Führungswechsel um die Ohren warfen, Brad Loesing die Hansestädter mit 78:81 (35.) verhältnismäßig „deutlich“ in Front brachte, ahnte zu diesem Zeitpunkt keiner der Anwesenden, dass Rostock mit diesem Korb seine letzte erfolgreiche Offensiv-Aktion gefeiert hatte.

Durch intensive, wechselnde Jenaer Verteidigung sowie überproportional viel Einsatzzeit kontinuierlich müde gespielt, schien der mentale Tank des Mecklenburger Anführer-Duos Trevor Lacey und Benham Yakhchali auf Reserve zu fahren. Science City nutzte diese Phase in Person von Marcus Tyus, der mit ordentlich Drive zum Korb via Layup auf 80:81 verkürzte, bevor Kasey Hill in der 38. Minute das Clutch-Play des Abends setzte. Sein Dreier zum 83:81 bei nur noch 81 Sekunden auf der Kompass leitete den finalen Richtungswechsel ein, der nach einem T-Foul gegen Yakhchali durch Marcus Tyus an der Freiwurflinie auf 84:81 vergoldet wurde. Rostocks iranischer Nationalspieler war 57.7 Sekunden vor Ultimo bei seinem Distanzwurf zu theatralisch zu Boden gegangen und wurde regelkonform sanktioniert.

Mit dem finalen Freiwurf dieser Partie, verwandelt durch Marcus Tyus 13.5 Sekunden vor dem Ende, ging Jenas erstes Playoff-Duell zu Ende. Mit welchen Konsequenzen die Rostocker Spieler Trevor Lacey und Jarelle Reischel aufgrund ihres Verhaltens gegenüber des Schiedsrichter-Trios nach der Schlusssirene zu rechnen haben, wird die Spielleitung entscheiden müssen.

Bereits am Dienstagabend wartet die nächste Hürde, wenn Science City um (neu, vorgezogen) 18.00 Uhr  bei den BAYER Giants in Leverkusen gastiert.

Frank Menz (Headcoach Science City Jena): „Es war ein großartiges Spiel von uns. Wir hatten uns im Vorfeld viel vorgenommen, wollten alles rausholen was rauszuholen war. Am letzten Wochenende, nach Quarantäne und drei Spielen innerhalb kürzester Zeit ging nicht so viel. Wir haben heute, gerade in der ersten Hälfte, ein überragendes Spiel gezeigt und den Gegner wirklich beeindrucken können. Dafür ein Lob an die Mannschaft. Psychologisch wurde es nach der hohen Halbzeitführung ein eher schweres Spiel. Es war damit zu rechnen, dass es nach der Pause auch in die andere Richtung gehen kann. Wir haben uns trotz der Stärke des Gegners nicht aus der Ruhe bringen lassen, im dritten Viertel dagegengehalten und daran geglaubt, dass wir gewinnen können. Letztendlich hatten wir aus dem Spiel in Rostock auch noch etwas gutzumachen. Dass es heute geklappt hat ist natürlich super. Jetzt dreht sich in erster Linie alles um Regeneration und um professionelles Verhalten zwischen den Spielen. Vor uns liegen 17 Tage in denen es darum geht, gesund zu bleiben und sich in den Pausen zwischen den Duellen anständig zu erholen.Wie wir hinten raus aussehen werden, wird abzuwarten sein. Heute haben wir erst einmal alle Kräfte mobilisiert und alles dafür getan, dieses Duell für uns zu entscheiden. Darauf werden wir uns aber nicht lag ausruhen können. Das nächste Spiel wartet bereits am Dienstag in Leverkusen. Insofern können wir uns jetzt ein, zwei Stunden Zufriedenheit gönnen, bevor sich der Fokus auf das Spiel am Dienstag richten wird.“

Dirk Bauermann (Headcoach ROSTOCK SEAWOLVES): „Glückwunsch an Jena. Sie haben einen echten Blitzstart hingelegt. Meine Jungs haben das toll gemacht, von diesem deutlichen Rückstand zu erholen und wieder ins Spiel reinzukämpfen. Am Ende waren wir immer mit eine oder drei Punkten vorn, hatten gute Gelegenheiten, dieses Spiel nach Hause zu bringen aber relativ klare und einfach Möglichkeiten nicht nutzen können. Daraus hat Jena Kapital geschlagen und am Ende gewonnen. Für Jena war das, ich will nicht sagen, ein Pflichtsieg, aber ein ganz ganz wichtiger und notwendiger Sieg. Wir können mit der Niederlage leben, müssen natürlich am Dienstag gegen Artland nachlegen.“

Julius Wolf (Flügelspieler Science City Jena): „Ich denke, dass die erste Hälfte unsere beste Halbzeit war, die wir in dieser Saison abgeliefert haben. Wir haben offensiv den Ball sehr gut laufenlassen, unsere Würfe hochprozentig getroffen aber auch defensiv dem Gegner das Leben extrem schwergemacht, physisch gespielt und intensiv verteidigt. Dass man es gegen ein Team wie Rostock nicht schafft, die gesamten 40 Minuten so durchzuspielen, ist denke ich nichts ungewöhnliches. Trotzdem hätte man sie nicht wieder so nah herankommen lassen müssen. Andererseits ist es dann aber eben auch ein Qualitätsmerkmal unserer Mannschaft, ruhig zu bleiben und ein knappes Spiel nach Hause zu bringen. Auch wenn das ein gleichermaßen erfreulicher wie wichtiger Sieg für uns war, liegt der Fokus unmittelbar danach schon wieder auf dem Spiel am Dienstag in Leverkusen. Diese Gruppe ist so unberechenbar, dass alles passieren kann. Insofern werden wir konzentriert bleiben und weiterarbeiten müssen.“

Stephan Haukohl (Rückkehrer Science City Jena): „Ich glaube, dass wir einen super Start in das Spiel erwischt haben und uns dadurch eine sehr gute Ausgangsposition erspielen konnten. In der zweiten Halbzeit sind uns zu viele Fehler unterlaufen, haben nicht mehr ganz so präzise getroffen und konzentriert gespielt. Da kommt dann so ein gutes Team wie Rostock natürlich auch wieder zurück ins Spiel. Insgesamt war das ein sehr guter Start in die sechs vor uns liegenden Spiele der Gruppenphase. Ich denke, es war offensichtlich, welches Team heute Druck hatte. Wir haben alles selbst in der Hand. Ab morgen bereiten wir uns auf das Duell in Leverkusen vor. Moral, Selbstvertrauen und Form geben uns jetzt erst einmal den nötigen Push für die kommenden zwei Wochen.“

Punkteverteilung Science City Jena: Hill 19, Wolf 13, Tyus 12, Lodders 11, Nixon 8, Smith 6, Nawrocki 6, Odiase 5, Haukohl 3, Holland 2, Radojicic – Jostmann (DNP)

Spielfilm: 1. Viertel 33:17 – 2. Viertel 54:35 – 3. Viertel 70:64 – 4. Viertel 85:81

Vollständiges Scouting

Das Spiel im Re-Live auf Sportdeutschland TV

 

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