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Erst souverän, dann hochdramatisch – Jena bezwingt Karlsruhe nach Double-Overtime

 

 

 

 

 

 

Mit einem am Ende hochdramatischen 113:109-Sieg nach zweifacher Verlängerung verteidigt Medipolis SC Jena die Tabellenführung der BARMER 2. Basketball Bundesliga. Die Thüringer bezwangen am Samstagabend die PS Karlsruhe Lions vor 1207 leidenschaftlich und lautstark mitgehenden Fans und Zuschauern in der Sparkassen-Arena, benötigten neben einer Energieleistung bis zur endgültigen Entscheidung zehn zusätzliche Minuten.

Obwohl das Team von Headcoach Domenik Reinboth neben Jonathan Kazadi auch auf seinen unter der Trainingswoche krank pausierenden Kapitän Julius Wolf verzichten musste, nahm die Begegnung zunächst den gewünschten Verlauf. Über ein 29:17-Auftaktviertel bis zur Halbzeit auf 53:34 enteilt, stockte der Spielfluss der Gastgeber mit Beginn der zweiten Hälfte. Die Baden-Württemberger nutzten diese Phase, um bis zur 30. Minute auf 67:65 zu verkürzen. Nachdem am Ende der regulären, 40-minütigen Spielzeit beim Stand von 83:83 kein Sieger ermittelt war, ging es in die erste Verlängerung. Nachdem auch mit Ablauf der 45. Minute beim zwischenzeitlichen 96:96 keine Entscheidung gefallen war, folgte eine erneute Overtime, in der sich die Saalestädter letztendlich knapp durchsetzen konnten.

Aleksandar Scepanovic (Headcoach PS Karlsruhe Lions): „Glückwunsch an Jena zu diesem Sieg. Glückwunsch aber auch an meine Mannschaft, die nach der deutlichen Niederlage am letzten Wochenende heute eine enorm wichtige Reaktion gezeigt hat. Meiner Meinung nach hätten wir uns den Sieg auch verdient gehabt. Am Ende sind die Dinge aber nicht in unsere Richtung gelaufen. Dennoch werden wir auf diese Leistung aufbauen können.“

Domenik Reinboth (Headcoach Medipolis SC Jena): „Ich fühle mich so kurz nach dem Ende ziemlich ausgelaugt. Es war ein sehr emotionales Spiel und ist gerade schwer den Sieg in Wort zu fassen. Auch wenn am Ende unsere Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sein dürften, haben uns die Fans heute einen unheimlichen Push gegeben. Die erste Halbzeit verlief so wie wir spielen und verteidigen wollten. Karlsruhe hatte keinen Druck, nichts zu verlieren und so haben sie in der zweiten Hälfte auch gespielt. Unser Gegner hat am letzten Wochenende hoch verloren und jeder der selbst einmal gespielt hat weiß, dass man im darauffolgenden Duell noch einmal extra motiviert ist. Karlsruhe hat nicht aufgesteckt und wir sie auf der anderen Seite starkgemacht. Insofern Glückwunsch an Karlsruhe für eine überragende Leistung. Wir waren im dritten Viertel zu nachlässig, haben den Gegner nach der Pause heißlaufen lassen. Dass Whittaker, Zylka oder Pluskota gefährliche Scorer sind wussten wir vorher. Die Frage ist, warum bringen wir uns in so eine Situation. Das werden wir in den nächsten Tagen analysieren müssen. Hinten raus haben wir dann wieder gut verteidigt, aber der Gegner hat eben auch wildeste und schwerste Würfe getroffen. Ungeachtet dessen bin ich sehr stolz auf das Team, weil wir die Ruhe bewahrt und das Spiel nach Hause geholt haben.

Rayshawn Simmons (Topscorer Medipolis SC Jena): „Das Duell gestern hat sehr gut unter Beweis gestellt, wie ein Basketballspiel laufen kann. Es ist wie im Leben, voller unvorhersehbarer Höhen und Tiefen. Jeder will große Siege feiern, aber so einfach ist das nicht, weder auf noch abseits des Spielfeldes. Wir haben uns diesen Sieg hart erarbeitet und werden auch um jeden weiteren Erfolg kämpfen müssen, um kontinuierlich voranzukommen und besser zu werden. Das funktioniert nur, wenn man dem Entwicklungsprozess vertraut und einen Schritt nach dem nächsten geht. Wir werden aus diesem Duell und dem Verlauf viel lernen und darauf aufbauen können.“

Alex Herrera (Center Medipolis SC Jena): „Wir haben die Leistung unserer guten ersten Halbzeit leider nicht über die volle Distanz halten können. Der Gegner hat diese Momente genutzt und uns in eine Double-Overtime gezwungen. Trotz unseres Sieges werden wir aus diesem Spiel viel mitnehmen und lernen können. Unser Team ist trotz schwieriger Phasen nicht an Rückständen zerbrochen und hat nie aufgegeben. Wir haben bis zum Schluss hart gekämpft und uns den Sieg verdient.“

Zum Spiel: Von dem im Startviertel überragenden Brandon Thomas früh auf Kurs gebracht, waren es die Gastgeber, die sich nach einem Dreier ihres Flügelspielers zum 18:9 (4.) erstmals deutlicher absetzen konnten. Nachdem es den Jenaern gelungen war, sich bis zur ersten Pause auf 29:17 abzusetzen, knüpfte Domenik Reinboths Team auch im zweiten Abschnitt nahtlos an die bis dato bärenstarke Vorstellung an. Durch Aufbauspieler Vuk Radojicic mit einem No Look mustergültig in Szene gesetzt, eröffnete Rafael Alberton per Finger Roll zum 31:17 die zweiten zehn Minuten. Unaufhaltsam durch das zweite Viertel pflügend, ging auch das optische Schmankerl der ersten Hälfte auf das Konto von Medipolis SC Jena, nachdem Nico Brauner in der 13. Minute Clint Chapman per Alley Oop bediente – 39:21. Während auf Seiten der Thüringer kollektiv viel gelang, der Vorsprung bis zur Halbzeitsirene auf 53:34 wuchs, hielt bei den Gästen das Duo Maurice Pluskota (12 Pkt.) und Stanley Whittaker (8) die Badener Flagge hoch.

So schien es in der Pause nur eine Frage der Höhe zu sein, mit dem die Jenaer als Sieger vom Parkett gehen sollten. Doch weit gefehlt. Bereits kurz nach dem Start in die zweite Hälfte war Domenik Reinboth gezwungen, seine Mannschaft an die Bank zu beordern. Bis zur 22. Minute hatten die Lions im Verlauf eines 9:0-Laufs auf 53:43 (Whittaker, 3er) verkürzt, ließen auch nach dem Jenaer Timeout nicht locker. Durch Pluskotas Korb zum 53:45 wieder im einstelligen Bereich des Rückstands angekommen, schalteten die Gäste nun auch physisch in den nächsten Gang. Während die Partie unter den Körben körperlich deutlich intensiver wurde, traf es zunächst Clint Chapman in der 25. Minute nach einem harten Kontakt von Matthew Freeman. Jenas Center blieb nach dieser nicht geahndeten Situation unter dem Karlsruher Korb liegen, musste anschließend von der medizinischen Abteilung vom Parkett begleitet und auf der Mannschaftsbank behandelt werden. Doch auch basketballerisch erhöhte sich die Schlagzahl dieses Duells. Der bis zur Halbzeitpause noch ohne einzigen Punkt im Statsheet gelistete Ferdinand Zylka avancierte in den kommenden Minuten zum wichtigsten Impulsgeber der Lions. Vom gebürtigen Berliner angeführt, schmolz Karlsruhe den Jenaer Vorsprung bis zur vermeintlich letzten Viertelpause auf 67:65. In der kurzen Spielunterbrechung ereignete sich dann eine Szene, die das Bild der Begegnung trübte. Ein offensichtlich im Affekt erfolgter Kopfstoß von Clint Chapman in Richtung Matthew Freeman lies zunächst auf beiden Seiten die Emotionen hochkochen, bevor die LED-Bande vor der Gästebank fiel. Nachdem die Unparteiischen diese Situation mit einem Spielausschluss des Jenaer Centers und einem Technischen Foul gegen Freeman sanktionierten, wurde anschließend wieder Basketball gespielt.

Nach dem Start in das 4. Viertel setzten sich die Hausherren temporär bis auf 73:65 (33.) ab, bevor prompt der nächste Karlsruher Konter folgte. In der 34. Minute war es Maurice Pluskota am Ende eines 9:0-Laufs, der sein Team an der Freiwurflinie mit 73:74 erstmalig in Front bringen konnte. Doch auch dieser U-Turn hatte nur kurz Bestand. In der Folge waren es acht Führungswechsel sowie ausgeglichenen Zwischenstände, mit denen beide Clubs in die 40. Minute abbogen. Zwei eminent wichtige Distanzwürfe von Moritz Plescher (37., 78:76) und Stephan Haukohl (18.7 Sek vor Ultimo, 83:82) ließen das Momentum wieder auf die Jenaer Seite wechseln, bevor Karlsruhes 5Marathonmann Stanley Whittaker (spielte die kompletten 50 Minuten durch) 2.6 Sekunden vor der Sirene nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandelte – 83:83. Nach einem Jenaer Einwurf bekam Brandon Thomas die letzte Chance, um das Duell innerhalb der ursprünglichen 40 Minuten zu beenden, scheiterte jedoch mit seinem hoch angesetzten Layup 0.3 Sekunden vor dem Buzzer und viel Kontakt am Lions-Duo Whittaker & Pluskota – Verlängerung.

Wie zwei Schwergewichtsboxer in der 10. Runde lauerten nun beide Mannschaften auf ihre Chance. Nachdem sich die erste Verlängerung kaum vom Hase- und Igel-Spiel der letzten regulären Minuten unterschied, beide Teams sowohl offensiv als auch in der Verteidigung neutralisierten, leuchtete zur zweiten Schlusssirene ein ausgeglichenes 96:96 vom Arena-Würfel – 2. Verlängerung.

Im bisher längsten Basketballspiel der noch verhältnismäßig jungen Arena-Historie hangelten sich beide Kontrahenten auch zu Beginn der Double-Overtime parallel punktend durch die ersten Minuten. Ray Simmons sorgte für den ersten dreistelligen Score, bevor Maurice Pluskota in der 47. Minute auf 100:100 ausglich. Die spielentscheidende Szene folgte 31 Sekunden vor der nächsten, nun tatsächlich endgültigen Schlusssirene, als Alex Herrera beim Stand von 108:106 das Anspiel von Stanley Whittaker auf Maurice Pluskota mit seinem linken Arm verhindern konnte. Jenas „Mr. Movember“ Nico Brauner griff sich den Ball, wurde in der anschließenden Offensivaktion gefoult und ging an die Linie. Zuvor jedoch hatte Moritz Plescher einen Freiwurf zu verwandeln, dem ein zwischenzeitliches, von den Referees gegen Emil Marshall verhängtes T-Foul vorausgegangen war. Beide Jenaer blieben nervenstark, schraubten den Score 12.5 Sekunden vor Ende auf 111:106 und brachten Medipolis SC Jena endgültig auf die Siegerstraße.

Punkteverteilung Medipolis SC Jena: Simmons 22 (11 Ass.), Herrera 20, Haukohl 18 (10 Reb.), Brauner 15, Thomas 12, Plescher 9, Chapman 8, Bank 5, Alberton 2, Radojicic 2 – Wolf (DNP)

Spielfilm: 1. Viertel 29:17 - 2. Viertel 53:34 - 3. Viertel 67:65 - 4. Viertel 83:83 - 1. Verlängerung 96:96 - 2. Verlängerung 113:109

Kompletter Boxscore

Das Spiel im Re-Live auf Sportdeutschland TV

 

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