Skip to main content

Dramatischer Sieg mit dem letzten Wurf: Jena schlägt Paderborn nach zweifacher Verlängerung

 

 

 

 

 

 

In einem unfassbar dramatischen 84:83-Sieg nach zweifacher Verlängerung drehten die Basketballer von Medipolis SC Jena ein schon verloren geglaubtes Duell gegen die Uni Baskets Paderborn und gehen in ihrer Playoffserie erneut in Führung. Das Team von Trainer Domenik Reinboth bezwang die Ostwestfalen am Mittwochabend vor 1.311 leidenschaftlich und emotional mitgehenden Zuschauern nach 50 hart umkämpften Minuten durch einen Buzzerbeater von Rayshawn Simmons. Der US-Amerikaner verwandelte beim Stand von 81:83 mit nur noch 3.1 Sekunden Restspielzeit einen Dreier parallel zur Schlusssirene im Paderborner Korb und avancierte zum vielumjubelten Helden des Abends.

Während bei den Gastgebern das zuletzt vermisste Trio Stephan Haukohl, Moritz Plescher und Vuk Radojicic in den Spieltageskader zurückkehren konnten, lieferten sich beide Kontrahenten einen hochintensiven Schlagabtausch, der erst in der sprichwörtlich letzten Sekunde entschieden wurde. Von Brandon Thomas (24 Punkte), Ray Simmons (17) und Julius Wolf (13 Pkt. 12 Reb.) statistisch angeführt, verteidigten die Jenaer mit diesem Erfolg ihren Heimvorteil und gastieren am Freitagabend mit einer 2:1-Führung ihrer Viertelfinalserie zum vierten Duell in Paderborn.

Steven Esterkamp (Headcoach Uni Baskets Paderborn): „Zunächst natürlich Glückwunsch an Jena zu diesem wichtigen Sieg. So wie sie gespielt, gekämpft haben und den letzten Big Shot verwandeln konnten, ist das am Ende zwar glücklich aber nicht unverdient. Im selben Atemzug möchte ich sagen, dass ich sehr stolz auf die Leistung meine Mannschaft bin, wie auch sie heute gespielt und gekämpft hat. Beide Teams hatten heute mehrere Gelegenheiten, dieses Duell für sich zu entscheiden. Am Ende war das Glück auf der Jenaer Seite.“

Domenik Reinboth (Headcoach Medipolis SC Jena): „Erst einmal Danke an die Fans für die unglaubliche Unterstützung. Ohne euch wäre dieser Sieg nicht möglich gewesen. Das war ein unglaublicher und toller Support. Respekt auch an das Paderborner Team, dass bis zum Ende gekämpft hat. Das Spiel hätte in beide Richtungen ausgehen können, bevor wir das Quäntchen Glück zum Schluss auf unserer Seite hatten. Ich bin furchtbar stolz auf die Jungs. So ist Playoff-Basketball. Manchmal ist es genau dieser eine Wurf, diese eine Sekunde, die das Spiel entscheidet.“

 Rayshawn Simmons (Gamewinner Medipolis SC Jena): „Es war ein hart erkämpfter Sieg. Ich muss Julius und Brandon dafür danken, dass sie Vertrauen und Zuversicht in mich gesetzt haben, mir den Ball zu überlassen, um diesen letzten Schuss zu versenken.“

Zum Spiel: Nachdem sich beide Mannschaften im Verlauf einer gleichermaßen nervösen wie verkrampften ersten Hälfte beim Stand von 24:27 in die Halbzeitkabinen verabschiedet hatten, nahm die Partie erst zu Beginn des dritten Viertels etwas mehr Fahrt auf. Medipolis SC Jena widmete sich in dieser Phase verstärkt seiner Stärke jenseits des Perimeters, suchte und auch fand vorwiegend aus der Distanz den Abschluss, während für die Paderborner meist ihr Frontcourt dagegenhielt. Nach zahlreichen knappe Zwischenständen, mit denen beide Teams bis zur 30.Minute statistisch Hand in Hand gegangen waren, übernahmen die Gäste unmittelbar vor der ursprünglich letzten Viertelpause, um sich auf 42:48 (3er, Konradt) abzusetzen.

Dieser Vorsprung wuchs zu Beginn des vermeintlichen Schlussabschnitts nach einem Dreier von Paderborns Scharfschütze Chris Trapp zum 42:55 auf stolze 13 Punkte (33.) bevor die Thüringer aus ihrer offensiven Lethargie erwachten und angetrieben von den Fans mit einem leidenschaftlichen 12:2-Lauf wieder auf 54:57 (36., 3er Thomas) verkürzen konnten. Zurück in Schlagdistanz, entwickelte sich diese Partie über jede anschließende Sequenz zu einem echten Playoff-Thriller, der nur noch vereinzelte Zuschauer auf den Sitzen hielt. Während die Westfalen in dieser Phase alles daran setzten, ihren Vorsprung über die Ziellinie zu retten, war es Jena gelungen, dieses Duell bis zur 40. Minute offenzuhalten. Magere drei Punkte Differenz waren es 32 Sekunden vor dem Ende bei Rückstand von 59:62, als die Thüringer in Ray Simmons einen willigen Vollstrecker fanden. Jenas Aufbauspieler hatte mit seinem Distanzwurf 20.7 Sekunden vor der Sirene zum vielumjubelten 62:62-Ausgleich getroffen und nun auch die letzten Zuschauer aufstehen lassen. In einer lautstark brodelnden Arena blieb den Uni Baskets jedoch der finale Wurf. Paderborns Flügelspieler Chavares Flanigan übernahm im letzten Angriff die Verantwortung, scheiterte jedoch am Jenaer Ring - Verlängerung.

Mit dem Druck des „gewinnen müssens“ gegen die Last des „gewinnen wollens“ punkteten sich beide Teams durch die Overtime, ohne dass es einer Mannschaft gelang, den entscheidenden Punch zu setzen. Minute um Minute verrann, Wurf um Wurf fiel (oder nicht) und so leuchtete infolge gleichermaßen eleganten wie wichtigen Korblegers von Nico Brauner 55.7 Sekunden vor Ende der Verlängerung ein 73:73 vom LED-Würfel. Innerhalb der sich anschließenden Offensiv-Aktionen gelang es keinem Team mehr, den spielentscheidenden Neckbreaker zu setzen – wieder war es Flanigan, der den letzten Paderborner Wurf nahm und diesen abermalig verfehlte - zweite Verlängerung.

Längst ließen sich in diesem Spiel Parallelen zu einem Schwergewichts-Boxkampf in der 12. Runde ziehen, in denen sich beide Kämpfer nur noch aufgrund des Willens auf ihren Beinen hielten. Trotz des dritten Duells innerhalb von sechs Tagen mobilisierten Jena und Paderborn ihre letzten Reserven, lebten dabei von der verbliebenen mentalen Frische, um nicht in die Seile oder auf den Boden zu müssen. Während sich das Ergebnispendel in dieser Phase für keine Richtung entscheiden konnte, Barnes, Thomas, Trapp, Herrera und Flanigan 89 Sekunden vor der dritten Schlusssirene den Score auf 80:81 geschoben hatten, „drohte“ nach einem erfolgreichen Freiwurf von Ray Simmons zum 81:81-Ausgleich die Triple-OT. Allerdings waren noch 20.7 Sekunden zu spielen und so landete der Ball zum wiederholten Mal in den Händen von Chavares Flanigan. Im dritten Anlauf saß der Gamewinner des 26-jährigen US-Amerikaners zum 81:83 – Auszeit Medipolis SC Jena mit nur noch 3.1 Sekunden Restspielzeit in der zweiten Verlängerung.

Dass diese Begegnung noch ein abschließende Pointe bereithielt, ahnte in diesem Moment keiner der Anwesenden. Nach einem Einwurf durch Julius Wolf an der Seitenlinie landete der Ball bei Ray Simmons, der ihn 1.1 Sekunden vor dem Ende auf die Reise schickte. Mr. Wilson hatte genug an diesem Abend und so rauschte er  gleichermaßen ansatzlos wie pünktlich zur letzten Sirene dieser Partie durch die Reuse der Westfalen – 84:83.

Punkteverteilung Medipolis SC Jena: Thomas 24, Simmons 17, Wolf 13 (12 Reb.), Herrera 7, Brauner 7, Lacy 6, Bank 5, Plescher 3, Chapman 2, Alberton – Radojicic (DNP)

Spielfilm: 1. Viertel 12:18 – 2. Viertel 24:27 – 3. Viertel 42:48 – 4. Viertel 62:62 – 1.OT 73:73 – 2. OT 84:83

 

Zurück