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Raphael Falkenthal im Interview: „Die Entscheidung für den Basketball habe ich nie bereut“

 

 

Seit 2012 schnürt Raphael Falkenthal nun schon seine Sneaker für das Jenaer Basketball-Programm. Der gebürtige Weimaer durchlief seit der U8-Auswahl bislang das gesamte Nachwuchs-Programm des Vereins und steht in dieser Saison erstmalig im ProA-Kader von Medipolis SC Jena. Grund genug, um mit „Falko“ ein ausführliches Interview zu führen.

 

Raphael, kannst Du Dich noch an Deinen ersten Trainer erinnern?

 

Ich habe im Alter von acht Jahren mit dem Basketball angefangen. Mein Trainer damals und auch heute in der NBBL heißt Torsten Rothämel. Die erste Zeit habe ich parallel – genauso wie viele andere Kinder – auch Fußball gespielt.

 

Wie kam es, dass Du beim Basketball geblieben bist?

 

Das ist ganz lustig: meine Eltern haben bei den Fußballspielen im Winter immer gefroren, als sie bei Wind und Wetter draußen standen. Deswegen sollte ich lieber drinnen spielen. Der noch größere Grund: Basketball war für mich viel spannender. Beim Fußball gab es viel Herumstehen, bis etwas passiert. Beim Basketball muss man die ganze Zeit hellwach sein, es passiert ständig etwas, es ist viel cooler und spannender. Als ich dann mit zehn Jahren ans Sportgymnasium gegangen bin, musste ich mich entscheiden. Die Entscheidung für den Basketball habe ich nie bereut.

 

Wann hast Du erfahren, dass Du diese Saison im erweiterten ProA-Kader sein wirst?

 

Ich habe Domenik vor der neuen Saison gefragt, ob ich am Ende der Sommerferien meine Fahrschule absolvieren kann. Er meinte: „Wenn Du bei der Vorbereitung dabei sein möchtest, dann würde ich das verschieben.“ Dann habe ich die Fahrschule abgesagt und mich ganz auf die ProA-Vorbereitung konzentriert, was sehr viel Spaß gemacht hat und spannend war.

 

Wie gut ist das Sportgymnasium mit den Trainingszeiten der Profis vereinbar?

 

Ich bin jeden Dienstagmorgen und Donnerstagmorgen beim ProA-Training dabei. Das ist vom Sportgymnasium als Trainingszeit so vorgesehen. Montags, mittwochs und freitags bin ich jedoch dauerhaft nicht verfügbar. Je nachdem, ob ich am Wochenende für die NBBL oder Culture City Weimar vorgesehen bin, trainiere ich mehr in dem einen oder anderen Team mit. Falls im Training der ProA Spieler ausfallen, bin ich noch häufiger dabei. Nachmittags, zwischen Schule und Training, habe ich Zeit Hausaufgaben zu machen. Gelernt wird dann nach der Trainingseinheit sowie im Bus bei den Auswärtsfahrten.

 

Moritz war ein Jahr an der High School in den USA. Gab es für Dich auch diese Überlegung?

 

Nur kurz. Ich bin die letzten 17 Jahre in Jena bzw. Quirla bei Stadtroda aufgewachsen und fühle mich der Region sehr verbunden. Ehrlich gesagt finde ich den Basketball, der in Europa gespielt wird, attraktiver als den Basketball in den USA.

 

Wie fühlt es sich für Dich an, wenn Du bei einer Auswärtsfahrt dabei bist und Du sehr wahrscheinlich nicht eingesetzt wirst?

 

Bei dem Auswärtsspiel in Düsseldorf war es so, dass ich das erste Mal im Leben bei einer regulären ProA-Auswärtsfahrt dabei war. Da hatte ich gar nicht diesen Hintergedanken, ob ich spielen werde. Stattdessen hatte ich die große Freude, bei einer ProA-Mannschaft mitfahren zu dürfen. Als kleiner Junge saß ich in der Halle und habe davon geträumt, dass ich das miterleben kann.

 

Es gibt bei Auswärtsspielen der ProA im Bus eine Wizard-Runde. Wie gut bist Du?

 

Es ist sehr schwierig, mich zu schlagen (lacht). In der Pre-Season war ich bei den Auswärtsspielen im Kader. Die ersten paar Stunden von Auswärtsfahrten mache ich etwas für die Schule. Wenn sich dann hinten im Bus die Wizard-Runde formiert, dann komme ich dazu.

 

Domenik lässt fragen, wie es in der Schule läuft.

 

In Sport und Englisch läuft es deutlich besser als in Mathe (lacht). Ich bin jetzt in der zweiten Hälfte der 11. Klasse. Da die Schulhalbjahre am Sportgymnasium entzerrt sind und neun Monate dauern, bin ich im 12. Schuljahr. Es gab die Überlegung, die Schule vorzeitig zu verlassen und nach einem einjährigen Praktikum das Fachabi zu erhalten. Dann hätte ich mich besser auf das Training konzentrieren können. Aktuell geht die Tendenz dahin, noch zwei Jahre am Sportgymnasium zu bleiben und mein Abi zu erhalten.

 

Wie wahrscheinlich ist es, dass Du diese Saison in der ProA Spielminuten sammeln kannst?

 

Das kann ich nicht beantworten. Ich versuche in jedem Training mein Bestes zu geben. Wenn der Trainer denkt, ich habe die Woche gut trainiert, und wenn er am Wochenende die Möglichkeit sieht, mich einzusetzen, dann wird der erste Einsatz bestimmt kommen.

 

In welcher Mannschaft spielst Du aktuell am häufigsten? In Weimar bist Du wahrscheinlich bei jedem Spiel dabei?

 

Ich bin in Weimar und bei der NBBL bei jedem Spiel dabei. Die Spiele finden zum Glück nicht am selben Tag statt. Je nachdem, ob ich einen freien Tag habe, wo weder Regio noch NBBL spielen, bin ich bei der ProA dabei, wie zum Beispiel das letzte November-Wochenende: Da spielte am Freitag die Regio, am Samstag die ProA und am Sonntag die NBBL.

 

Bei welchen deutschen Auswahlmannschaften bist Du dabei gewesen?

 

Ich war bei der U16-Nationalmannschaft dabei. Das fing vor zwei Jahren mit Lehrgängen an und im Sommer war das große Europameisterschaftsturnier, wo ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Als kleiner Junge hatte ich davon geträumt, bei der Nationalmannschaft dabei sein zu dürfen. Es war ein Gänsehaut-Moment, die Hand auf der Brust zu haben, als die Nationalhymne spielte. Ich kam im Schnitt auf 20 Minuten Einsatzzeit und war Kapitän. Letztes Jahr wurde ich nicht eingeladen. Mal sehen, wie es dieses Jahr mit der U18-Nationalmannschaft aussieht.

 

Hattest Du mit so jungen Jahren schon Erfahrungen mit Agenten?

 

Ich habe noch keinen Agenten und bis jetzt gab es auch keinerlei Situationen, wo ich einen gebraucht hätte. Mein Vertrag hier in Jena geht noch zwei Jahre, also stellt sich mir die Frage des Agenten gar nicht. Ich bleibe in Jena, solange dies möglich ist und solange es mir hier gefällt. Ich habe aber schon von Mitspielern in meinem Alter gehört, dass jetzt langsam die Agenten-Auswahl beginnt.

 

Wann durftest Du das erste Mal beim ProA-Team mittrainieren?

 

In der letzten Saison haben ich morgens einige Individual-Trainingseinheit absolviert, aber nicht wirklich ein Team-Training. Anfang dieses Sommers waren meine ersten richtigen Trainingseinheiten mit der ProA.

 

Wie verändert sich die Lernkurve, wenn man in der ProA trainiert?

 

Man merkt schon, dass man im Training mit ehemaligen BBL-Spielern deutlich mehr dazulernt, als es sonst der Fall ist. Es wird deutlich physischer als in der NBBL oder Regionalliga gespielt, was die Lernkurve deutlich ansteigen lässt. Für mich ist es wichtig, dass sich die Profis mir gegenüber nicht zurückhalten, sondern physisch spielen und mich attackieren. Dann ist es meine Aufgabe, ihn zu stoppen.

 

Was betrachtest Du als Deine Stärken bzw. Schwächen?

 

Ich würde sagen meine größte Stärke ist es, dass ich in der Offense ein gutes Auge und ein gutes Spielverständnis habe. Ich kann nicht sagen, dass ich ein sehr physischer und athletischer Spieler bin, weil das bin ich leider nicht. Der Wurf ist etwas, woran ich arbeite, auch wenn er schon besser geworden ist. Ich treffe mehr offene Würfe, tue mich aber noch schwer bei schwierigen Würfen. In der Defense muss ich noch physischer spielen. Durch mein relativ gutes Spielverständnis lese ich manchmal früher, was der Gegner gerade machen will.

 

Wie gut konntest Du körperlich zulegen über die Sommerferien?

 

Ich habe es zumindest probiert und auch etwas an Muskelmasse zugelegt, aber nicht so wie ich es eigentlich wollte. Ich wollte viel mehr zulegen. Ich wiege aktuell 79kg. Ich wollte im Sommer an die 82, 83 kg herankommen und essen, essen, essen. Und das dann später zu Muskeln umwandeln, was letztendlich nicht so gut funktioniert hat. Ich baue Fett nicht so schnell an. Die meisten Menschen finden das gut. Für mich ist es eher hinderlich. Wenn ich erwachsen bin, sollten es schon 85 bis 90 kg sein. Dann werde ich nach einem Switch nicht so einfach von einem Center unter dem Korb weggeschoben oder muss taktisch foulen.

 

Hast Du aktuell einen Mentor im Team, der Dich intensiver betreut und Tipps gibt?

 

Alle erfahrenen und auch die jungen Spieler geben mir Tipps, weil sie ja allesamt routinierter sind als ich. Brandon ist natürlich immer ganz vorne dran. Moritz hilft mir sehr viel, Stephan auch. Auf meiner Position gibt es mit Vuk und Storm Spieler, die mir Hinweise geben können, was sehr hilfreich ist.

 

Wenn Du Dich aus unserem Kader mit Talenten und Skills bedienen könntest, welche wären das?

 

Wenn ich mir einen Spieler zusammenbasteln könnte, dann würde ich die Passing-Skills von Vuk und den Körper von Brandon nehmen. Der ist schon eine Maschine. Dann hätte ich keine Probleme mit der Physis. Zusätzlich noch den Wurf von Moritz und ich wäre sehr gut aufgestellt.

 

Wie schaffst Du es Dir als Neuer Respekt zu erarbeiten?

 

Man hat immer unterschiedliche Rookie-Aufgabe, die man erledigen muss. Dennoch herrscht stets Respekt untereinander, den man menschlich auch haben sollte. Im Trainingsspiel wird dann vom gegnerischen Spieler schon ab und zu entschieden: „Ich lasse lieber Raphael statt Moritz offen, weil er nicht so erfahren ist und nicht so gut werfen kann.“ Dann ist es meine Aufgabe die Würfe zu nehmen und zu treffen, um mir damit den Respekt zu erarbeiten.

 

Angenommen Du könntest innerhalb des Basketballs eine Regel ändern, welche wäre das?

 

Ich würde aktuell ändern, dass es nicht so schnell unsportliche Fouls gibt. Aktuell ist es so dass bei jedem Fast Break, wo Du als Defensiver den gegnerischen Spieler berührst, sofort ein unsportliches Foul gepfiffen wird. Früher war es nicht so. Da wird inzwischen unnötig viel geahndet, das zerpfeift etwas das Spiel. Und ich würde es begrüßen, wenn die Schiedsrichter nicht so auf die Schrittfehler achten. In den USA werden die Schritte großzügiger gehandhabt, sodass mehr Spielfluss entsteht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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