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3. Heimspiel in Jena: Mit Science City zu Gast in der Fahrschule Kühnert

Jedem, der sich regelmäßig mit dem Auto durch unsere Stadt bewegt, dürften sie schon einmal aufgefallen sein, die weißen Autos der Fahrschule von Daniel Kühnert. Seit über zehn Jahren begleitet er nun schon die Bundesliga-Riesen von Science City Jena und gehört längst zur Basketball-Familie des Clubs. Während das Logo der Basketballer aus Ostthüringen schon von weitem auf den Heckseiten seiner Flotte zu erkennen ist, sitzt der Chef hin und wieder selbst am Steuer. In seiner Zeit als geschätzter Partner von Science City begleitete er bereits unzählige Spieler auf dem Weg zur eigenen Fahrerlaubnis. Wir nutzten eine Fahrpause, um Lenkrad und Handbremse gegen Kaffee und Kuchen zu tauschen. Herausgekommen ist der 3. Teil unserer redaktionellen Reihe „Heimspiel in Jena“. Benny: Weißt du eigentlich noch, wann und wie du zu Science City gekommen bist? Daniel: Ohje, das ist schon so lange her, dass kann ich dir gar nicht mehr sagen. Gefühlt müsste das in der Saison 2008/09 gewesen sein, als mich Lars (Eberlein) angesprochen hat, ob ich nicht mit als Partner an Bord kommen möchte. Er meinte, ihr hättet noch keinen Partner aus der Branche und lud mich zu meinem ersten Spiel in die Halle nach Lobeda-West ein. Davor war ich alles andere als basketballbegeistert, aber mittlerweile bin ich über die Jahre zu so einem großen Fan geworden, dass ich es schon jetzt gar nicht mehr erwarten kann, dass es endlich wieder losgeht. Für meinen Sohn, dem ich nach dem erfolgreichen Abschluss des Abiturs eine Reise in die USA zu einem NBA-Spiel schenken möchte, habe ich jetzt in der Corona-Zeit auch einen Korb im Garten aufgebaut, von dem ich ihn kaum noch wegbekomme und an dem wir uns auch das eine oder andere Mal im Eins-gegen-Eins messen. Benny: Die anfängliche Skepsis der Familie Kühnert ist also der Begeisterung gewichen? Daniel: Auf jeden Fall – und das ist nicht nur bei uns so. Mittlerweile hat sich ein größerer Freundeskreis entwickelt, mit dem ich die Spiele gemeinsam besuche. Die wenigsten davon hatten vor Science City schon Berührungspunkte mit dem Sport. Das ist heute anders. Die Heimspiele sind für uns gesetzte Termine, zu denen wir uns in der Arena treffen. Für uns sind diese Spiele tolle Events und ein oftmals notwendiger Ausgleich zum sonst sehr stressigen Alltag. Benny: Als unsere Partner-Fahrschule habt ihr über die Zeit schon den einen oder anderen unserer Spieler auf dem Weg zur Fahrerlaubnis begleitet. Gibt es eine Anekdote aus den vielen Fahrstunden, die du gerne mit uns teilen möchtest? Daniel: Da gibt es sicher einige Anekdoten, die teilenswert wären, aber nee, da kann ich wirklich nicht drüber reden…(lacht). Die meisten waren wirklich super Jungs und wir hatten gemeinsam viel Spaß. Sehr geholfen hat mir übrigens insbesondere in der Anfangszeit unserer Kooperation der Austausch mit den Amerikanern. Da hatte ich endlich auch mal Fahrschüler, mit denen ich mein (amerikanisches) Englisch üben konnte. Das war vorher schon noch ziemlich ausbaufähig… Benny: Ok, ich sehe schon – Du möchtest keinen der Spieler schlecht aussehen lassen. Das ehrt dich. Aber du kannst mir bestimmt erzählen, welches der schönste Moment mit Science City war, an den du dich aus dem Stehgreif erinnern kannst. Daniel: Ein Wort: Aufstieg!!! (…) Nein wirklich – Das war ganz klar das Halbfinalspiel gegen Trier, mit dem wir den sportlichen Aufstieg besiegelt haben. Das war ebenso unvergesslich, wie die Aufstiegsfeier im Anschluss mit Lars Eberlein als DJ (lacht). Benny: Kommen wir mal auf deine aktuelle Situation zu sprechen. Wie ging es Dir in den letzten Wochen und Monaten, nachdem die Corona-bedingten Maßnahmen auch euch als Fahrschule in besonderem Maße getroffen haben? Daniel: Ja, da liegt schon eine herausfordernde Zeit hinter uns. Ab 17.03. habe ich meinen Fahrlehrern Arbeitsverbot erteilt und von einem Tag auf den nächsten wurde uns quasi die Geschäftsgrundlange entzogen – Das war am Anfang sehr schwer hinzunehmen, denn während bsw. der Saale-Holzland-Kreis noch ausgebildet hat, durften wir, nur 10 Kilometer weiter, schon nicht mehr arbeiten. Das soll jetzt keine Kritik an den Maßnahmen der Kommune sein, aber die von Stadt zu Stadt unterschiedlichen Auslegungen dessen, was erlaubt ist und was nicht, haben schon an der einen oder anderen Stelle für Unverständnis gesorgt. Obwohl die Hilfe des Landes bei mir relativ schnell kam, konnte ich den Betrieb dennoch nur deswegen halten, weil ich privat einen Kredit aufgenommen habe. Sonst hätte ich jetzt schon zuschließen müssen. Benny: Mittlerweile dürft ihr, wenn auch eingeschränkt, wieder arbeiten. Wie sieht der Alltag heute für euch aus? Daniel: Was die aktuelle Situation betrifft, bin ich einfach erst einmal froh, dass wir wieder arbeiten dürfen, ich keinen meiner sechs Angestellten entlassen musste und sich auch umgekehrt keiner einen anderen Job gesucht hat, der in solchen Zeiten sicherer ist. Klar ist natürlich, dass wir jetzt mit Maske fahren müssen. Das ist für meine Fahrlehrer natürlich sehr ungewohnt und eine größere körperliche Belastung. Darüber hinaus muss ich im Unterrichtsraum die vieldiskutierten 1,5m Abstand zwischen den Kursteilnehmern einhalten. Das heißt, dass ich statt der eigentlich zugelassenen 18 Personen zeitgleich nur noch sechs Fahrschüler unterrichten kann, der Grundbetrag aber bleibt gleich. Das ist natürlich alles andere als wirtschaftlich, aber besser als gar nichts. Benny: Gibt es auch positive Dinge, die du aus der aktuellen und zurückliegenden Situation mitnimmst und die du dir bewahren möchtest, wenn (hoffentlich) wieder ein anderer Alltag einkehrt? Daniel: Mir ist wirklich bewusst geworden – und so ging es im Übrigen auch einigen meiner Freunde – dass uns etwas gefehlt hat. Neben dem alltäglichen Funktionieren, Arbeiten und von einem Termin zum nächsten hetzen bekommst Du einen besseren Blick für den Sinn des Lebens. Dass wir auch mal innehalten, abends lieber einmal mehr mit guten Freunden zusammensitzen, statt bis in die Nacht zu arbeiten und mit Menschen die man mag gemeinsam Zeit zu verbringen. Dieses Bewusstsein zurückzugewinnen, das Leben auf Null zu stellen und im Alltag entschleunigen zu können, ist eine wirklich wertvolle Erfahrung. Ich hoffe, das ich mir bzw. wir uns dieses Gefühl noch eine ganze Weile bewahren können.

 

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